Fotos: Sarah Buse
Die Kölner Nachwuchsforscherin Sarah Buse forscht derzeit in Grenoble im Bereich der Bergrettung. Sie evaluiert das im Blut vorhandene Kalium bei Opfern von Lawinenunfällen. Ihre Geschichte lehrt uns, dass es sich lohnt an seinen Zielen festzuhalten.
Nach meinem Erasmus-Semester im französischen Grenoble stand für mich fest: Ich werde hierhin zurückkommen! Das WIE war mir allerdings noch nicht klar. Mehr oder weniger durch Zufall traf ich den Forschungsbeauftragten der Uni Köln, am Tag meiner Abschlussbesprechung im Zentrum für internationale Beziehungen der Medizinischen Fakultät nach meinem Auslandssemester. Ich hatte bereits vorher angefragt, ob eine Doktorarbeit im Ausland möglich sei, da ich mich schon immer sehr für internationale Projekte begeistert habe. Seine Antwort war dann ausschlaggebend für mich dieses Projekt ernsthaft in Angriff zu nehmen: "Die Uni Köln ist momentan sehr daran interessiert Studenten bei Forschungskooperationen mit ausländischen Unis zu unterstützen!"
Die perfekte Doktorarbeit: spannend, nutzenbringend und multinational
Während eines Praktikums in Frankreich im Rettungsdienst hatte ich einen Arzt kennen gelernt, der durch großes Engagement und Kompetenz in der Bergrettung herausstach. Als ich ihm dann 2 Monate später mit dem Interesse für eine Doktorarbeit schrieb, war er positiv überrascht und konnte mir ein Thema anbieten. Es handelt sich um die Evaluation der Kaliummessung bei Hypothermie-Opfern, in den meisten Fällen verursacht durch Lawinen. Für mich persönlich die perfekte Doktorarbeit; spannend, nutzenbringend und dazu noch multinational in Zusammenarbeit mit der Schweiz. Während meines Auslandssemesters hatte mich die Liebe zu den Bergen gepackt und daher erschien mir eine Doktorarbeit in der Bergrettung auch als Wegbereitung für eine zukünftige Karriere logisch.
Herausforderung Unterstützer finden
Was dann folgte, waren drei harte Monate. Lange stand nicht fest, ob es denn wirklich klappen würde nach Frankreich zurück zu kommen. Erst fand ich keinen Betreuer. Als ich dann den sehr engagierten Professor Annecke der experimentellen Anästhesie kennen lernte, wies dieser mich beim ersten Gespräch auf die deutlichen Schwachstellen des Projekts hin: geringe Fallzahl, binationale Betreuung, die sich schwierig gestalten wird, Unsicherheit der Daten, da es sich um eine wetterabhängige Studie handelt... Auch von Seiten meines französischen Betreuers kamen eher Forderungen als Hilfestellungen. Im Nachhinein erklärte er mir, dass er mich ein Stück weit getestet hatte, um zu sehen wie sehr ich bereit bin zu arbeiten für die Doktorarbeit. Mir war nicht bewusst, dass es auch auf französischer Seite viele Hindernisse vor meiner Ankunft gab, die Dr. Blancher mir aus dem Weg geräumt hatte und dass er sich im Rettungsdienst für meine Eignung verbürgt hatte.
Alles will gut vorbereitet sein für die Studie
Mitte Juli stand dann endlich fest: Ich fahre im August nach Frankreich. Die Erleichterung war auch mit banger Erwartung gemischt: Hatte ich doch vielversprechende andere Projekte ausgeschlagen, die deutlich einfacher umzusetzen gewesen wären.
Nun bin ich seit 3 Monaten hier, wir haben das Protokoll geschrieben, der Ethikantrag wird gerade eingereicht und ich bereite alles vor, was für die Studie gebraucht wird wie Blutabnahme-Sets, Plakate, Präsentationen… Im November fahre ich mit Dr. Blancher auf eine Konferenz zum Thema Hypothermie in die Schweiz, dort werde ich dann auch die Ärzte aus den anderen Zentren kennen lernen.
Anderes Land, andere Forschung: Ein Perspektivenwechsel.
Die zentrale Überlegung bei der Frage ob die Doktorarbeit zuhause oder im Ausland erfolgen kann, sollte immer sein: Wird euch die Möglichkeit einer Doktorarbeit geboten, die ihr sonst so zu Hause nicht hättet?
Es ist immer eine Bereicherung in einem anderen Land zu leben. Für mich ist allein die Struktur des SAMU, des französischen Rettungsdienstes, etwas Neues. Ein krankenhausbasierter Rettungsdienst stellt Teams aus Pflegern, Ärzten und speziell geschulten Krankenwagenfahrern und bietet eine ganz andere Herangehensweise an das Rettungswesen.In diesem Sinne kann man von jeder Erfahrung profitieren, was hoffentlich dabei hilft, die Strukturen im eigenen Land ein bisschen kritischer zu hinterfragen und Raum für Veränderung und Verbesserung zu sehen. Meiner Meinung nach ist dies eins der Hauptinteressen. Dinge erscheinen logisch aus Gewohnheit, allein der Vergleich mit anderen möglichen Lösungsansätzen regt zum Nachdenken an.
Bald kommt der erste Schnee, die ersten Einsätze und das erste Mal Ski fahren! Ob die Studie funktioniert hat, weiß ich dann in 2 Jahren!