Deutschland und Frankreich
Unsere Verantwortung für Europa - auch auf Hochschulebene
Wenn sich im Unihörsaal über 100 interessierte Personen versammeln, um nach Eurokrise, Brexit, Terroranschlägen und Präsidentschaftswahl in den USA dem französischen Botschafter Philippe Etienne zu lauschen und ein paar Töne des Optimismus für Europa zu erhaschen, ist dies ein positives Zeichen in der aktuellen Zeit. „Wir erleben derzeit viele Krisen, aber wir müssen den Willen haben, die Situation zu verbessern“, so Etienne im Neuen Senatssaal der Universität zu Köln.
In Kooperation mit dem Institut Français Köln hat Jean-Monnet Lehrstuhlinhaber Professor Wessels der Wiso Fakultät seine Exzellenz Monsieur Etienne aus Berlin in die Kölner Uni eingeladen. Nachdem die französische Delegation bestehend aus dem Botschafter der Republik Frankreich, dem Konsul und zwei Kulturattachés im Rektorat durch den Rektor Professor Freimuth und der Prorektorin für Internationales Frau Professor Gersmann empfangen wurde, hielt der Botschafter einen Vortrag zur „ Gemeinsamen Verantwortung für Europa“ vor Studierenden und Professoren. Heute gilt mehr als in den vergangenen Jahrzehnten der deutsch-französischen amitié, positive Beispiele der Zusammenarbeit zu setzen.
Ein Bericht von Moritz Rau, Johannes Müller Gomez und Svenja Rausch
Kaderschmiede Sciences Po Paris als exzellenter Kooperationspartner
Als Universität sind dies insbesondere zukunftsorientierte Forschungs-kooperationen wie z.B. die gut funktionierende Kooperation mit einer der renommiertesten Hochschule des Hexagons: Sciences Po Paris. Aktuell bildet das Jean Monnet Centre of Excellence EUCOPAS, das aus dem mit der Fritz Thyssen Stiftung gemeinsamen Projekt THESEUS hervorgegangen ist, den wichtigsten Pfeiler des gemeinsamen Wirkens von Sciences Po Paris und der Universität zu Köln. Neben der Veranstaltung von gemeinsamen Konferenzen, wie etwa zum Thema "The European Union between Integration and Disintegration – Reflections on the last decade and beyond", dieses Jahr in Köln stattfand, ist das Ziel von EUCOPAS, Promovierenden und Masterstudierenden durch gemeinsame Vorträge, Sommerschulen und Workshops neue Erfahrungshorizonte zu vermitteln und sie bei der Entwicklung von kreativen Forschungsvorhaben zu unterstützen.
Gemeinsame Workshops, die weiterbringen
Ehemalige TeilnehmerInnen äußern sich sehr positiv über die Anregungen der Workshops. Der letzte fand im Januar zum Thema “Recovering from the Crisis? The Uncertain State of the EU" in Paris statt. Alexandra Maria Bocsé von der Cambridge Universität fasst Ihre Erfahrungen zusammen: "Der Workshop war eine gute Gelegenheit, konstruktives Feedback von anderen DoktorandInnen und Senior-ForscherInnen zu bekommen. ". In einem ähnlichen Tenor schildert der Promotionsstudent der London School of Economics und Absolvent der Universität zu Köln David Schäfer seine Eindrücke und erklärt: "Ich habe mich über das Feedback der Workshop-TeilnehmerInnen und die informellen Gespräche in den zwei Tagen gefreut. ". Der nächste Workshop findet am 19. und 20. Januar 2017 zum Thema „Being a member of the EU: pros & cons" in Paris statt.
EU erlebbar machen durch Sommerschulen
Zudem finden im Rahmen von EUCOPAS jährlich Sommerschulen in Brüssel statt – zuletzt im Juni 2016. Innerhalb einer Woche wurden verschiedene EU-Institutionen besucht, im Rahmen welcher sich Studierende aus Köln, Paris, Prag und Istanbul mit Experten und Praktikern zu aktuellen Herausforderungen der EU austauschen konnten. Im Anschluss fand ein Simulationsspiel statt, bei dem die Verhandlungen eines EU-Türkei-Gipfels simuliert wurden. Die nächste Sommerschule findet im Juni 2017 statt. Informationen dazu sind im Frühjahr verfügbar.
Mehrwert durch Co-tutelle Dissertationen
Basierend auf der engen und langjährigen Zusammenarbeit zwischen der Universität zu Köln und Sciences Po Paris ergaben sich auch gemeinsame Promotionsprojekte, sogenannte cotutelle-Dissertationen, und der Austausch von Doktoranden, der in Zukunft ausgebaut werden könnte. Frau Anja Thomas, ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität zu Köln, heute an der Sciences Po Paris tätig und kurz vor dem Abschluss ihrer Dissertation stehend, dazu: "Wer eine co-tutelle anstrebt, muss wissen, dass es ein administrativ und sprachlich herausforderndes Projekt ist. Der Mehraufwand lohnt sich aber aufgrund der intellektuellen Bereicherung, den der Austausch zwischen zwei 'Welten der Wissenschaft' und mit zwei Betreuern bietet."
Kultur und Wissenschaft vereinen im Gastwissenschaftleraustausch
Dr. Oliver Höing von der Universität zu Köln forschte von 2013 bis 2014 als Gastwissenschaftler an der Sciences Po Paris: „Ich war als 'scholar in residence' für insgesamt sieben Monate dort. Ich habe dort sehr angenehme Arbeitsbedingungen und nette Kollegen vorgefunden.. Für das Schreiben der Doktorarbeit war der Raumwechsel die richtige Entscheidung und hat vieles erleichtert; ebenso wurde das Erlernen bzw. Verbessern der französischen Sprache durch den Aufenthalt wesentlich einfacher.“