zum Inhalt springen

Auslandserfahrungen während der Pandemie

Zwischen Maskenpflicht und Social Distancing steigt das Fernweh ungemein. Fünf Studierende unserer Universität haben ihre Träume des Studierens und/oder Arbeitens im Ausland verwirklichen können – wie dies von der globalen Pandemie beeinflusst wurde und wie sie damit umgegangen sind erzählen uns hier Elena, Sarah, Johannes, Felix und Marina. Sie waren in Bolivien, Chile, Island, den USA und Slowenien.

 

Auslandssemester in Slowenien

Marina Geisler, 25 Jahre
Master Business Administration: Supply Chain Management,
Erasmus+ gefördertes Auslandsjahr
Ljubljana, Slowenien

Als ich mich auf mein Auslandssemester beworben habe, gab es noch keine Anzeichen einer Pandemie. Ich freute mich auf eine Zeit im Ausland in der ich viele neue Leute kennenlernen würde und die Chance bekomme ein anderes Land und eine andere Kultur zu entdecken. Man denkt dabei an gemeinsame Vorlesungen in der Uni, Mittagessen, Partys und Reisen. Daher trübte sich meine Vorfreude etwas als wir im Sommer immer noch in der Pandemie steckten. Dennoch habe ich mich gefreut, dass wir trotz online Semester im Studentenwohnheim vor Ort wohnen konnten. Für mich stand es nicht zur Debatte das Semester online von Köln aus zu verfolgen. Rückblickend war das eine sehr gute Entscheidungen, denn trotz der Corona Kriese hatte ich ein wirklich tolles, eben etwas anderes Auslandssemester! Die Uni in Ljubljana war perfekt auf ein online Semester vorbereitet und die Kurse über ZOOM wurden weiterhin sehr interaktiv gestaltet. Durch Breakoutrooms und Shared Documents war es möglich in kleinen Gruppen während einer Veranstaltung gemeinsam zu arbeiten. Man hatte die Gelegenheit sich besser kennenzulernen und Informationen auszutauschen. Auch unsere zahlreichen Projekte ließen sich gut online meistern.

Zum Glück haben viele wie ich gedacht und sind nach Ljubljana gereist. Ich bin bereits zwei Wochen vor dem offiziellen Semesterstart angereist, um mich schonmal etwas einzuleben und den ein oder anderen kleinen Ausflug zu unternehmen. Sehr bald wurde sich über eine WhatsApp Gruppe verabredet gemeinsam die Stadt zu erkunden oder abends etwas trinken zu gehen. Durch diese ersten Tage hatte ich die Gelegenheit einige der anderen kennenzulernen. Wir hatten zwar keine Partys, aber haben gemeinsam gekocht, Spieleabende in einer Bar genossen oder gemeinsam Wanderungen unternommen. Recht bald kam dann leider der Lockdown. Das bedeutete striktere Maßnahmen von Woche zu Woche. Alle hatten gehofft, dass es nur für ein paar Wochen sein, leider hielt der Lockdown bis zum Ende unseres Semesters an. Aber trotz der wirklich sehr eingeschränkten Möglichkeiten haben wir immer im Rahmen des Möglichen etwas gefunden, was wir gemeinsam unternehmen konnten. Zu Beginn haben wir uns einfach draußen getroffen und uns zum Beispiel mit Take-Away Essen in einen Park gesetzt. Später haben wir dann viel im Studentenwohnheim in kleinen Runden geplant, wie beispielsweise Kindoabende, Cocktailrunden und Brunchs. Irgendwie ist uns immer wieder etwas eingefallen.

Ich bin sehr froh und dankbar die Möglichkeit gehabt zu haben trotz der Pandemie ins Ausland zu gehen. Das Semester war zwar etwas ruhiger, aber an kulturellen Erfahrungen hat es nicht gemangelt. Daher kann ich nur jedem, der in einer ähnlichen Situation ist, dazu raten trotz Corona und auch mit Einschränkungen ins Auslandssemester zu gehen und diese tolle Erfahrung nicht zu verpassen!

 

 


 

Praktikum in Bolivien

Elena Glässer, 22 Jahre
Englisch und Geographie für Lehramt Gym/Ge
Freiwilliges Auslandspraktikum
Cochabamba, Bolivien

Nun ist es bereits über ein Jahr her, dass ich mein Praktikum am Colegio Alemán Federico Froebel in Cochabamba, Bolivien abbrechen musste. Dennoch hatte ich die 5 Wochen, die ich vor Ort war, eine sehr tolle Zeit und durfte wertvolle Erfahrungen sammeln. Obwohl es ein ziemlich abruptes Ende war - oder gerade auch deswegen - möchte ich gerne wieder dorthin reisen und mein Praktikum fortsetzen. Anfang Februar reiste ich von Deutschland über die Niederlande und Peru nach Bolivien. Dort wurde ich sehr herzlich sowohl von der Deutschkoordinatorin als auch meiner Gastfamilie empfangen. Das erste Wochenende war durch die anstrengende Reise aber auch durch die Zeitverschiebung relativ unspektakulär.

Am ersten Tag in der Schule wurde ich rumgeführt und mir wurden die Lehrer vorgestellt. An der Schule gibt es 9 Deutschlehrerinnen, die alle sehr nett zu mir waren und mich überall miteinbezogen haben. Dadurch, dass ich ein Projekt in Kooperation mit BIDS-KIDS durchgeführt habe, war ich vor allem im Deutschunterricht der 11. und 12. Klasse aktiv.  Ich durfte hospitieren und konnte den Schüler*innen mehr über das Leben und Studieren in Deutschland berichten. Ich selber durfte dann Unterricht zum Thema Bildungsgerechtigkeit und Fridays for Future durchführen. Auch wurde ich gefragt, ob ich Erdkunde- und Geschichtsunterricht auf Deutsch und auch über Deutschland durchführen möchte. Diese Chance nahm ich gerne an und ich gestaltete Unterricht über den 2. Weltkrieg und die deutschen Bundesländer. Zudem hatte ich die Möglichkeit, täglich Nachhilfestunden für neue Schüler*innen, die noch nicht so gut in Deutsch waren, zu geben. Ich wurde sehr viel mit einbezogen, wodurch ich sehr einzigartige Erfahrungen sammeln konnte. Auch durfte ich dank meiner Gastfamilie ein typisch bolivianisches Leben dort genießen.

Diese 5 Wochen vor Ort haben mich sowohl persönlich als auch beruflich weitergebracht. Auch nun ein Jahr nach meiner Rückkehr habe ich ständigen Kontakt zu der Schule und noch einen sehr engen Kontakt zu meiner Gastfamilie und hoffe sehr, in naher Zukunft wieder nach Cochabamba reisen zu dürfen.

 

 


 

Auslandsaufenthalt in den USA

Felix Kirchhof, 27 Jahre
Lehramt Master HRGe: Sozialwissenschaften und Englisch
Auslandsaufenthalt
Pennsylvania, USA

Über die Kooperation zwischen dem Allegheny College (Pennsylvania, USA) und der Universität zu Köln habe ich die Chance erhalten, für 10 Monate am einem amerikanischen Liberal Arts College zu studieren und zu arbeiten. Bereits die Größe des Colleges steht im starken Kontrast zur Universität zu Köln, denn hier studieren nur circa 1500 Personen. Das Partnerprogramm sieht die Arbeit Teacher Assistant für das Fach Deutsch vor und ermöglicht zusätzlich den Besuch zweier Kurse pro Semester. So konnte ich Erfahrungen in der Rolle als Lehrender sammeln, aber zugleich auch verschiedene Lehrmethoden als Student kennenlernen. Die Arbeit ist auf 10 Stunden pro Woche begrenzt. Zu meinen Aufgaben gehörten zwei Deutsch-Sprachkurse pro Woche, eine Sprechstunde für Studierende und außerdem die Organisierung von größeren und kleineren Veranstaltungen für Deutsch-Studierende. Die Deutsch-Kurse selbst finden in kleiner Runde statt. Die Zahl der Studierenden variiert je nach Semester, bei mir waren es zwischen 5 und 10 Personen. Das ist eine sehr angenehme Gruppengröße. Außerdem hilft einem die Deutsch-Professorin mit der Strukturierung der Kurse. Insgesamt liegt der Fokus auf Sprachpraxis.

Natürlich war das Studium und der Alltag durch die Corona-Maßnahmen geprägt. Viele außercurriculare Veranstaltungen, die auf dem Campus hätten stattfinden sollen, wurden entweder abgesagt oder online durchgeführt. Doch die gute technische Ausstattung des Colleges erlaubte, trotz Abstandsregelungen und Sicherheitsvorkehrungen (z.B. Maskenpflicht auf dem gesamten Campus), das Studium in Präsenz. Das Vorgehen variierte hier je nach Kurs: So wurden beispielsweise Kurse aufgeteilt, sodass eine Gruppe einmal pro Woche im Klassenraum anwesend ist und einmal online am Seminar teilnimmt. Alle Klassenräume sind hierfür mit Beamern und guten Kameras ausgestattet. Das College hatte außerdem eine eigene „Health Agency“ eingerichtet: Als Maßnahmen wurden z.B. Studierende und Lehrende regelmäßig getestet, Contact-Tracing durchgeführt, zu Beginn des Semesters eine Campus-Quarantäne (kein Verlassen des Campus) verordnet usw.
Der Campus selbst befindet sich in Meadville, einer Kleinstadt in der Nähe von Pittsburgh. Die Stadt ist eher triste, der Campus bietet aber selbst viele Angebote für die Freizeitgestaltung, z.B. ein eigenes Café, ein Fitnessstudio, ein Footballstadion mit Laufbahn und ein Schwimmbad. Dank der vielen Grünflächen auf dem Campus kann man auch dort in der Freizeit gut entspannen.

Zwar zeigen sich auch am College die negativen Seiten eines privatisierten Bildungssystems, doch finden sich nach wie vor Möglichkeiten zu kritischer Bildung. Insgesamt hat mir der Aufenthalt sehr gut gefallen,  den Kontakt mit vielen Menschen aus der ganzen Welt ermöglicht, sowie Reflexion und Austausch auf vielen Ebenen gefördert.

 

 


 

Auslandsjahr in Island

Sarah Schubarth, 22 Jahre
B.A. Skandinavistik, English Studies
Erasmus+ gefördertes Auslandsjahr, WiSe 2020+SoSe 2021
Reykjavik, Island

Ich verbringe momentan ein Auslandsjahr an der Universität Island und wohne deshalb seit August letzten Jahres in Reykjavík. Ich studiere in Köln Skandinavistik und English Studies im Bachelor und belege an der Universität Island hauptsächlich Kurse aus dem B.A.-Studiengang „Isländisch als Zweitsprache“, da ich auch in Köln bereits Isländischkurse absolviert habe. Auch wenn die Situation hier im Vergleich zu den meisten anderen Ländern in Europa sehr viel entspannter ist, ist die Corona-Pandemie natürlich auch hier zu spüren. Deshalb möchte ich hier einen kurzen Überblick geben, wie das Studium und das Leben als Austauschstudierende in Reykjavík aussieht.

Wegen der Corona-Pandemie ist natürlich auch hier alles ein wenig anders, als man es sich vorgestellt hatte. Trotzdem habe ich hier in Island wirklich Glück gehabt, da hier das Infektionsgeschehen relativ gut kontrollierbar war und ist. Stand Jetzt (März 2021) sind auch Bars und Kinos wieder geöffnet, die Schwimmbäder waren bis auf ein paar Wochen fast durchgehend geöffnet, und viele Kurse an der Uni finden wieder als Präsenzveranstaltung statt. Letztes Semester fanden jedoch alle Kurse online statt (die Semester gehen hier von September bis Ende November und von Januar bis etwa Miitte April), lediglich in den ersten zwei Wochen durften wir teilweise in die Uni gehen, bevor die Entscheidung fiel, wieder alle Kurse online zu unterrichten. Und auch dieses Semester hat sich daran für mich bis jetzt noch nichts geändert, da in meinen Kursen zu viele Studierende sind. Menschen kennenzulernen ist, obwohl hier mittlerweile sehr vieles wieder geöffnet hat, momentan natürlich schwieriger, jedenfalls wenn es nicht gerade auch Austauschstudierende auf der Suche nach Kontakten sind. Das ist einerseits sehr schade, da ich Isländisch studiere und so außerhalb meiner Kurse nicht besonders viel dazu komme, die Sprache zu üben. Andererseits glaube ich, dass meine kleine Erasmus-Freundesgruppe und ich gerade dadurch sehr eng zusammengewachsen sind, weil die ganze Situation doch ziemlich ungewöhnlich ist und man als Austauschstudierende:r ohne Kontakte ansonsten doch ziemlich alleine ist. Alles in allem bin ich sehr froh und dankbar, dass mein Auslandsaufenthalt trotz der Pandemie ziemlich problemlos funktioniert. Liebe Grüße aus Reykjavík und „þetta reddast!“ (inoffizielles Motto Islands, „das wird schon klappen“).

 

 


 

Auslandssemester in Chile

Johannes Häffner
Chemie und Sozialwissenschaften für das Lehramt
Auslandssemester
Chile

Meinen Auslandsaufenthalt habe ich schon vor der Pandemie geplant. Bis auf einem PCR-Test und der Quarantäne hat sich die Organisation nicht von anderen Auslandsaufenthalten unterschieden. Vor meinem Berufseinstieg wollte ich unbedingt nochmal die Möglichkeit nutzen ins Ausland zu gehen. Da ich am Ende meines Studium bin, konnte ich meinen Auslandsaufenthalt nicht verschieben. Aber auch unter den jetzigen Bedingungen, bin ich mit meinem Auslandsaufenthalt zufrieden. Die Bedingungen sind in Deutschland nicht wirklich besser. In Köln könnte ich auch nicht die Vorteile des Unilebens genießen.

Die Situation im Unterricht ist ähnlich, wie am manchen deutschen Schulen. Die Klassen werden in Gruppe A und B getrennt und kommen an unterschiedlichen Tagen in die Schule. Einige Schülerinnen, die Kontakt mit infizierten Personen hatten, sind präventiv in Quarantäne und werden parallel per Kamera zugeschaltet.

Ein wesentlicher Unterschied ist, dass hier seit Anfang März bereits fast alle Lehrkräfte geimpft sind. Da die Schülerinnen nicht geimpft sind, müssen trotzdem alle Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Was mir vorher nicht so bewusst war, ist die ökonomische Situation. Meine Schule ist als Privatschule vom Schulgeld der Eltern  abhängig. Ein langer Lockdown kann für Privatschulen in Chile und damit auch für die Lehrkräfte existenzbedrohend werden. Entsprechend wird das Infektionsgeschehen hier aufmerksamer verfolgt.