Von Köln nach Dschang und zurück
Aufbau der Humanmedizin vor Ort
Menschen ziehen in Großstädte. Weil sie dort Arbeit finden. Weil sie dort Kulturangebote haben. Weil dort die besseren Schulen, Krankenhäuser und Universitäten sind. Hierin unterscheidet sich Kamerun nicht von Deutschland. Wie schafft man es nun Studieninteressierte, ForscherInnen und ÄrztInnen zu gewinnen für eine kamerunische Kleinstadt wie Dschang? 70.000 Bewohner, 345km von der Hauptstadt Jaunde entfernt, spezialisiert auf die Schweinezucht, eine im Jahr 1993 gegründete Universität. Letztere möchte ab sofort junge exzellente ÄrztInnen ausbilden. Bislang ging man zum Studium der Medizin in die Hauptstadt. Dies könnte sich bald ändern.
Eine Story von S. Rausch.
Stammzellenforschung als Ziel
Jaunde im Sommer 2001. Als Filomain Nguemo seine Email an den Stammzellenwissenschaftler Professor Jürgen Hescheler an der Uni Köln schickt, steckt er mitten im Biologie Studium an der Université de Yaoundé in Kamerun. Sein Ziel: Eine Promotion in Stammzellenforschung an einer internationalen Universität mit gutem Ruf. Professor Hescheler ist Spezialist auf dem Gebiet der Stammzellenforschung. Nur machte Filomain damals einen Fehler. Er schickte die falsche Datei an den Kölner Professor. Statt einer englischen Bewerbung schickte er eine französische.
Im Jahr 2000 war der Zugang zum Internet sehr begrenzt, besonders in Kamerun. Als Doktorand hatten wir 30 Minuten Internetzugang pro Tag. Um Zeit zu sparen, musste ich meine Nachricht vortippen auf Englisch und Französisch und auf einer Diskette speichern. Als ich Herrn Professor Hescheler schrieb für meine Dissertation, war meine Zeit schon fast abgelaufen. In Zeitnot hatte ich die Nachricht kopiert und dann auf Französisch anstatt auf Englisch abgeschickt. Zu meinem Glück hat er mir zurückgeschrieben, dass er kein Französisch verstehe und ob ich es auf Englisch schreiben könne. Ich hatte Glück, denn eine andere Person hätte nie geantwortet.
Mit etwas Glück nach Köln
Nachdem sich Professor Hescheler von dem jungen Talent und der Motivation für eine Promotion im Bereich der Physiologie überzeugt hatte, wurde Filomain Promovend an seinem Seminar. 17 Jahre später ist Filomain Group Leader der Elektrophysiologie am Zentrum für Physiologie und Pathophysiologie der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln. Der gebürtige Kameruner ist hier angekommen und fühlt sich wohl auf dem Kölner Campus. Sein Aufgabengebiet und Ansporn: Stammzellen untersuchen mit dem Ziel, kranken Menschen zu helfen und neue Medikamente zu diesem Zweck zu testen.
Summer School und Forschung in Köln
Einige Projekte laufen auch bereits jetzt schon. Wie z.B. die Summer School zwischen Dschang und der Uni Köln. 2017 wurde 20 Studierenden aus Dschang ermöglicht an einem Kurzprogramm im Sommer auf dem Kölner Campus teilzunehmen. Die passenden KandidatInnen wurden von Filomain Nguemo und Benjamin Köckemann persönlich über Skype interviewt. „Eine Auswahl zu treffen ist uns nicht leicht gefallen und am liebsten hätten wir alle KandidatInnen eingeladen, da die Studierenden aus Dschang in ihrem Heimatland als Multiplikatoren des in Köln angeeigneten Wissens und der erlernten Techniken fungieren“.
Junge Forscherinnen aus Dschang nehmen außerdem an der bevorstehenden Konferenz Food for Future im neuen Kompetenzfeld Food Security im September in Köln teil. Die jungen afrikanischen Forscherinnen wollen sich mit den ExpertInnen in Köln zu ihrer Forschung vor Ort zur Pflanzenzüchtungsforschung in Dschang austauschen. (Zitat ForscherIn Food Security Austausch mit Dschang)
Wie aus einer persönlichen Geschichte wie der von PD. Dr. Filomain Nguemo die Errichtung einer ganzen Fakultät und eine Kooperation weit über die bilateralen Kooperationen zweier Universitäten hinaus entstehen kann, ist eine Inspiration für alle jungen Talente, die in der Wissenschaft arbeiten.
Auf das noch viele folgen mögen.
Der Austausch mit Forschenden im Forschungsbereich Food Security an der Universität zu Köln ist eine gute Möglichkeit sich mit anderen ExpertInnen aus dem Forschungsfeld über die gemachten Erfahrungen auszutauschen. Vielleicht können wir darüber hinaus sogar eine Kooperation aufbauen.