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Foto: U. Kullik

Lehre im Wandel - digital und international

Die fortschreitende Digitalisierung erfasst alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens – auch die Lehre an der Universität zu Köln.

Ein Bericht von Ulrike Herbst


Digitale Lehrangebote als Chance

Gerade für Hochschulen, die Internationalisierung als strategisches Ziel definiert haben, wie es die Uni Köln getan hat, bieten digitalisierte Lehr- und Lernformen vielfältige Chancen“, erklärt Jan Eden, Leiter des Bereichs Digitales Studium im Prorektorat für Lehre und Studium. 

Zum Beispiel können sich Hochschulen mittels der digitalen Medien und Netzwerke über nationale Grenzen hinweg attraktiv darstellen und früher nicht verfügbare Informationskanäle nutzen. Digitale Lehrangebote können die traditionelle Präsenzlehre ergänzen und erlauben Studierenden flexibles Lernen – unabhängig von Veranstaltungszeiten und Lehrräumen. E-Learning-Plattformen vereinfachen die Möglichkeiten zur Kollaboration und zum Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden. Open Education Resources (OER) ermöglichen Weiterentwicklung und Nutzung digitaler Unterrichtsmaterialien ohne urheberrechtliche Beschränkungen, und nicht zuletzt lassen sich durch Massive Open Online Courses (MOOCs) neue Zielgruppen für Lehrangebote erschließen oder die Hochschule im internationalen Wettbewerb wirkungsvoll präsentieren.

Jan Eden

Gerade für Hochschulen, die Internationalisierung als strategisches Ziel definiert haben, wie es die Uni Köln getan hat, bieten digitalisierte Lehr- und Lernformen vielfältige Chancen.

Jan Eden, Leiter des Bereichs Digitales Studium, Universität zu Köln

Digitaler Wandel an der Universität zu Köln

„Wo es möglich ist, wollen wir diese Chancen natürlich nutzen“, fährt Jan Eden fort. „So hat das Institut für Skandinavistik/Fennistik der Uni Köln mit dem E-Master Skandinavistik/Fennistik bereits ein Modell für digitale und internationale Studiengänge entwickelt“. Das Lehrangebot des E-Masters umfasst E-Courses und digitale Vorlesungen, die von einem Netzwerk aus Partneruniversitäten in Deutschland, Finnland und Frankreich entwickelt und in die Master-Angebote der jeweiligen Universitäten integriert sind. „Gerade kleinere Fächer können enorm davon profitieren, ihr Lehrangebot durch E-Lehre erweitern zu können“, so Professor Schröder vom Institut für Skandinavistik/Fennistik.

Trotz aller Möglichkeiten – Digitalisierung ist kein Selbstläufer und stellt die Hochschulen auch vor Herausforderungen im Hinblick auf die strategische Steuerung der Informationsinfrastruktur (Governance) und die koordinierte Unterstützung der digitalen Lehre. Zur Ausarbeitung einer geeigneten Digitalisierungsstrategie für die Lehre an der Universität zu Köln hat das Prorektorat für Lehre und Studium seit dem vergangenen Jahr eine Reihe von internationalen Universitäten besucht, um sich über Strukturen und Projekte vor Ort zu informieren.


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    Die Delegation 'Digitales Studium' zu Gast an der University of British Columbia (v. l. n. r.): Dr. Zander (Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät), Jun.-Prof.' Dr.' Hofhues (Humanwissenschaftliche Fakultät), Dr. Scheicher (Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät), Dr.' Ricke (Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät), Dr. Kullik (Humanwissenschaftliche Fakultät), Prof. Dr. Meyer (Humanwissenschaftliche Fakultät), Dr. Ochs (Philosophische Fakultät), Prof. Dr. Lang (RRZK), Prof. Dr. Büschges (Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät), Prof. Dr. Herzig (Prorektor Lehre und Studium), Jan Eden (Leiter Digitales Studium). Foto: S. Bates
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    Prorektor Herzig im Aufnahmestudio für digitale Lehrinhalte an der Simon Fraser University in Kanada. Foto: U. Kullik
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    Jan Eden vor dem Greenscreen zur Aufzeichnung von Lehreinheiten an der Simon Fraser University in Kanada. Foto: U. Kullik

Internationaler Dialog zu Best Practice Modellen

Die Delegationsreise 'Digitales Studium' führte VertreterInnen des Prorektorates, der Fakultäten und des Rechenzentrums zu fünf Universitäten in den USA und in Kanada. Die besuchten Hochschulen – u.a. Stanford University und UC Berkeley – betonen wie die Universität zu Köln die Verantwortung ihrer Fakultäten für die Lehre und haben in den vergangenen Jahren 'Ökosysteme' entwickelt, in denen zentrale und dezentrale Einrichtungen gemeinsam innovative, digitale Lehrkonzepte fördern und durch IT-Services unterstützen. Sehr gute Erfahrungen haben Hochschulen wie die University of British Columbia mit der Zusammenführung von technischer Unterstützung und fachlich-didaktischer Beratung in einem Centre for Teaching, Learning and Technology (CTLT) gemacht. One face to the customer, die Beratung und Unterstützung aus einer Hand, ist eine wesentliche Bedingung für die Nutzung solcher Angebote durch Lehrende", so Prorektor Herzig, Prorektor für Lehre und Studium der Universität zu Köln.

Zusätzliche finanzielle Anreize für Innovative Hochschullehre wurden an den nordamerikanischen Hochschulen durch Förderprogramme gesetzt, vergleichbar mit der Förderlinie 'Innovation in der Lehre'  der Universität zu Köln. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für – nicht nur digitale – Lehrprojekte ist die durchgängige Betreuung bereits in der Phase der Antragstellung, die an der University of British Columbia erfolgreich realisiert wurde, auch dank der Arbeit des CTLT", ergänzt Prorektor Herzig.

Die Delegationsreise gab den Anstoß für die Einrichtung der AG Digitales Lernen und Gestalten, um auch in Köln die Vernetzung von ExpertInnen für digitale Lehre zu verbessern. Eine der ersten Aufgaben der Arbeitsgruppe ist eine Bestandsaufnahme aller Projekte und Dienste mit Bezug zur digitalen Lehre.

Professor Dr. Stefan Herzig

One face to the customer, die Beratung und Unterstützung aus einer Hand, ist eine wesentliche Bedingung für die Nutzung solcher Angebote durch Lehrende.

Professor Dr. Stefan Herzig , Prorektor für Lehre und Studium der Universität zu Köln

Digitalisierung erfordert neue Strukturen

Zwei weitere Reisen führten Jan Eden an die University of Cambridge und mehre Universitäten in den Niederlanden (Twente, Eindhoven, Utrecht, Nijmegen). Im Fokus dieser Reisen standen die Qualität von IT-Diensten und die strategische Steuerung der IT-Landschaft einer Hochschule. An allen genannten Universitäten wurde bereits vor mehreren Jahren ein CIO (Chief Information Officer) mit Verantwortung für das strategische Management der Ressource 'Information' und den Betrieb sämtlicher IT-Services berufen. „Das CIO-Modell und die Zusammenfassung von IT-Diensten in einer Einrichtung hat sich international auch an Hochschulen durchgesetzt. Allerdings lassen sich nicht alle Modelle unmittelbar auf die Universität zu Köln – und generell auf deutsche Hochschulen – übertragen", erklärt Jan Eden.

Mit der Einführung von modernen Konzepten für Informationstechnologie waren zudem in Cambridge und an den niederländischen Universitäten grundlegende Restrukturierungsmaßnahmen verbunden, die die Leistungsfähigkeiten der IT-Strukturen – und damit die Unterstützung von Digitalisierungsprozessen – zeitweise beeinträchtigt haben. Die Universität zu Köln muss hier einen Weg finden, die notwendige organisatorische Weiterentwicklung mit einer hinreichend hohen Service-Qualität zu vereinbaren.

Dieser Herausforderung wird sich die Uni Köln in den nächsten Jahren stellen. Durch die bisherigen Arbeiten und Recherchen ist sie gut vorbereitet auf die kontinuierliche Innovation in Lehre und Forschung, die eine Exzellenzuniversität ausmacht.