Foto: Privat
Zur Feldstudie nach Namibia - Kleinkind inklusive
„Egal wo Du mit einem Kind hinkommst, die Wahrnehmung von Dir als Studierende oder ForscherIn wird dadurch eine andere sein und Du wirst merken, dass Dir viele Türen offen stehen. Du bist nicht länger der ‚fremde Eindringling‘, sondern in erster Linie Mutter oder Vater; das verändert den Blickwinkel und schafft Vertrauen“. Zu dieser Erkenntnis gelangte Silke Schroor während ihres Studienaufenthalts in Afrika. Ihr Bericht darüber wie es zu diesem Auslandsaufenthalt kam liest sich wie ein spannendes Abenteuer.
Im Sommersemester 2013 bekam Silke Schroor von einer Kommilitonin das Angebot, eine Forschungsreihe zum Thema „Sprachdiversität und Sprachkompetenzen von Vorschülern in Epako/Gobabis, Namibia“ fortzuführen. Für die Afrikanistik Studentin stand sofort fest: das war ihre Chance und ein wunderbares Thema für ihre Abschlussarbeit. Allerdings war sie zu diesem Zeitpunkt nicht nur Studentin der Universität zu Köln, sondern auch alleinerziehende Mutter einer anderthalbjährigen Tochter. Mit lückenloser Vorbereitung, einer gehörigen Portion Mut und der finanziellen Förderung durch ein universitätseigenes Stipendienprogamm der Universität zu Köln wagte die Studentin die Reise mit Kind.
Wir in der Abteilung Internationale Mobilität sind sehr stolz auf das Stipendienprogramm Studieren im Ausland mit Kind, das wir gemeinsam mit dem Dual Career & Family Support anbieten und das ganz allein aus universitären Mitteln finanziert wird.
Ein Bericht von Silke Schroor
Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete
Etwa sieben Monate im Voraus begann ich mit den Vorbereitungen meiner Reise. Zunächst standen für mich Landes-, Kultur- und Sprachkunde sowie die Lektüre praktischer Reiseempfehlungen auf dem Stundenplan. Der nächste Punkt im Organisationsplan war die Forschungsdauer. Durch die Begleitung meiner Tochter auf die Forschungsreise und des damit verbundenen höheren Risikos von Arbeitsausfällen (etwa durch Krankheiten, Unfälle, schlechte Eingewöhnung in den Kindergarten, etc.) hatte ich von vorne herein sechs statt der üblichen vier Wochen eingeplant. Jetzt blieb noch die schriftliche Kontaktaufnahme zu den teilnehmenden Institutionen, die Organisation von Unterkunft und zuverlässigen Taxifahrern bis hin zur tagesgenauen Planung unseres Aufenthalts, der Beantragung des Forschungsvisums und der Suche nach günstigen Flügen. Die für mich - wie für die meisten anderen auch – wichtigste Frage war jedoch: wie finanziere ich das ganze überhaupt? Notwendig war also ein möglichst genauer Kostenplan. Und hier begannen die echten Schwierigkeiten…
Von Tütensuppen, Breigläschen und giftigen Insekten
Es ist eine Sache, eine Feldforschung alleine durchzuführen und ggf. mit wenig Geld und dadurch unter Umständen und je nach Region mit spartanischen Lebensumständen klarzukommen. Das heißt z.B. in einer nicht unseren Hygienestandards entsprechenden Unterkunft zu wohnen, nur kaltes, wenn überhaupt fließendes, Wasser zu haben oder sich vorwiegend von importierten und günstigen asiatischen Fertignudelgerichten ernähren zu müssen. Alles das haben viele Forscher vor mir nahezu problemlos hinter sich gebracht, um an die gewünschten Forschungsergebnisse zu gelangen. Eine ganz andere Sache ist es jedoch, ein zweijähriges Kind auf so eine Art von „Arbeitsreise“ mitzunehmen. Abgesehen von der Tatsache, dass es nicht allzu ratsam ist, ein Kleinkind sechs Wochen lang von Tütensuppen zu ernähren, um Geld zu sparen, muss man sich außerdem überlegen, was passiert, wenn das Kind mal krank wird: eine Ansteckung mit Malaria, Gelbfieber oder Cholera sowie Bisse giftiger Insekten oder Schlangen sind gar nicht so abwegig in Namibia, weshalb ich nicht nur eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abschloss, sondern mich natürlich auch im Vorfeld genau über die medizinische Infrastruktur vor Ort informierte. Außerdem war durch die Begleitung eines Kleinkindes auch mit Artikeln wie Windeln, Breigläschen und ggf. sogar Babymilchpulver auf dem Einkaufszettel zu rechnen: alles Produkte, die schon in Deutschland nicht günstig sind. Und zu guter Letzt stellte sich noch die Frage:
Wohin mit dem Kind während ich arbeite?
Mir wurde aus verschiedenen Gründen offiziell davon abgeraten, meine Tochter mit zu den Befragungen in das „Township“ zu nehmen. Also musste eine Betreuung her. Dass diese auch in Namibia nicht umsonst sein würde, war mir klar, wenn zum Glück auch deutlich günstiger als in Deutschland. Nichtsdestotrotz war dies ein weiterer Punkt in meinem Kostenplan. Allerdings konnte ich dank der bereits von meiner Kommilitonin hergestellten Kontakte schnell eine geeignete Betreuung für meine Tochter finden.
Ich brauche Geld
Mit gut 4.000 Euro Kosten für die gesamte Forschungsreise war klar: ich brauche dringend Unterstützung! So wand ich mich an das International Office der Uni Köln und erfuhr dort von der Möglichkeit, mich für ein Stipendium zu bewerben. Da ich nichts zu verlieren hatte, bewarb ich mich. Die sehr freundlichen und hilfsbereiten MitarbeiterInnen des Bereichs „Studieren und Forschen im Ausland“ waren mir bei der Beantragung eine große Hilfe. Einige Wochen später erhielt ich die Antwort: Die Wahl der Abteilung „Internationale Mobilität“ und des „Dual Career & Family Support“ der Uni Köln für das Stipendium „Studieren im Ausland mit Kind“ war auf mich gefallen! Mein Studienaufenthalt wurde mit einer einmaligen Fördersumme von 1.000 Euro seitens der Universität gefördert. Gut ein Viertel der Kosten waren damit gedeckt. Da ich die restlichen Kosten jedoch noch immer nicht alleine tragen konnte, bewarb ich mich zusätzlich für ein weiteres Stipendium: das PROMOS Stipendium des DAAD (Deutschen Akademischen Austauschdienstes) in der Förderlinie Abschlussarbeiten. Glücklicherweise schlossen sich die beiden Stipendien nicht gegenseitig aus, sodass ich mit meiner Bewerbung auch hier völlig realistische Chancen hatte. Und ich hatte Glück: auch dieses Stipendium wurde mir gewährt! Noch einmal 1275 Euro. Meine Forschungsreise und die nötige Finanzierung waren damit gesichert.
Wir hoffen, in Zukunft noch weitere Studierende fördern zu können, da wir die Auslandserfahrung für eine ganz wichtige während des Studiums halten. Wir möchten studierende Mütter und Väter unterstützen, diese wertvollen Erfahrungen ebenfalls machen zu können, trotz erschwerter Rahmenbedingungen, die die Betreuung eines Kindes oder mehrerer Kinder oft mit sich bringt.