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Digitaler Wandel
Interdisziplinäre und internationale Forschung in Köln
Der Digitale Wandel ist ein Phänomen unserer Zeit, das beinahe alle Bereiche des menschlichen Lebens durchdringt: zum Beispiel die Art und Weise, wie wir Geschäfte machen, wie wir kommunizieren und wie wir unsere Umwelt wahrnehmen. Die Veränderungen sind massiv und nachhaltig.
Die Forschungsinitiative "Digital Transformation and Value Creation" wurde an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln etabliert, um durch interdisziplinäre Forschung herauszufinden, welche positiven Einflüsse der Digitale Wandel auf die Geschäftswelt hat, sowohl für Unternehmen als auch VerbrauerInnen, und auf das Gemeinwohl der Gesellschaft und des Einzelnen.
Ein Bericht von Nina Maria Kohl
Die WissenschaftlerInnen der Forschungsinitiative versuchen, Antworten auf verschiedenste Fragen zu finden, von denen diese drei zu den wichtigsten gehören:
- Wann und wie können VerbraucherInnen vom Digitalen Wandel profitieren?
- Wann und wie können Unternehmen vom Digitalen Wandel profitieren?
- Wann und wie können der Einzelne und die Gesellschaft als Ganzes vom Digitalen Wandel profitieren?
Vier Disziplinen unter einem Dach
Werner Reinartz, Professor für Marketing an der Universität zu Köln und Sprecher der Forschungsinitiative, hat bewusst WissenschaftlerInnen aus vier verschiedenen Disziplinen zusammengeführt: Marketing, Information Systems, Wirtschaft und Psychologie. "Die Auswirkungen der Digitalisierung auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Phänomene lassen sich per Definition nicht auf einzelne sozialwissenschaftliche Bereiche beschränken. Zum Beispiel verändert die große Datenexplosion die Art und Weise wie VerbrauerInnen Kaufentscheidungen treffen, wie Marketing Fachleute auf die wachsenden, individuellen Kundenbedürfnisse eingehen und wie Firmen ihre technischen Ressourcen einsetzen können. Daher ist es aus sozialwissenschaftlicher Sicht sinnvoll, ForscherInnen mit unterschiedlicher Expertise zusammenzuführen. Natürlich könnten diese Disziplinen in Zukunft noch um weitere ergänzt werden, zum Beispiel Gesundheits- oder Rechtswissenschaften", erklärt Professor Reinartz.
Die Auswirkungen der Digitalisierung auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Phänomene lassen sich per Definition nicht auf einzelne sozialwissenschaftliche Bereiche beschränken. Daher ist es aus sozialwissenschaftlicher Sicht sinnvoll, ForscherInnen mit unterschiedlicher Expertise zusammenzuführen.
International vernetzte Forschung
Die WissenschaftlerInnen der Initiative arbeiten jedoch nicht nur interdisziplinär, sondern auch international. "Die Vernetzung mit führenden, internationalen Forschungspartnern ist eine Säule unseres allgemeinen Forschungsansatzes. Hier geht es nicht nur darum, neue Forschungsallianzen aufzubauen und bestehende zu stärken - von denen es bereits zahlreiche gibt - sondern auch darum, das Profil der Kölner Forschungsinitiative international zu schärfen", ergänzt Professor Reinartz. Der ausgezeichnete Ruf der Initiative hat bereits viele internationale WissenschaftlerInnen bewogen, nach Köln zu kommen.
Esther Kang ist eine Juniorprofessorin für Verbraucherverhalten und -psychologie aus Südkorea. Sie hat sich für die Universität zu Köln entschieden, weil sie zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen gehört, besonders in den Bereichen, auf die sich Esther Kang spezialisiert hat: Marketing und soziale, kognitive Psychologie. Auch das interdisziplinäre Arbeitsumfeld hat sie angezogen. "Wir leben im Zeitalter der Bits und Atome. Es wird immer wichtiger, sowohl das konsequente als auch das inkonsequente Verbraucherverhalten im On- und Offline-Geschäft durch Forschung besser zu verstehen. Ich glaube, dass wir durch unsere interdisziplinären Forschungsaktivitäten hier in Köln innovative und wirksame Ansätze entwickeln können", sagt Professor Kang.
Forschungsansätze und globale Nomaden der Wissenschaft
Der Standort dürfte für WissenschaftlerInnen bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes allerdings nur eine untergeordnete Rolle spielen, sicherlich zur großen Enttäuschung der Kölner BürgerInnen: "Ich arbeite mit AkademikerInnen auf der ganzen Welt zusammen. Die meisten VerhaltensforscherInnen im Bereich Management und Psychologie könnte man als "globale Nomaden" bezeichnen. Sie führen eine Art internationales Leben und haben sich von der Bindung zu ihren Herkunftsländern weitestgehend gelöst", so die junge Professorin.
Die meisten VerhaltensforscherInnen im Bereich Management und Psychologie könnte man als "globale Nomaden" bezeichnen. Sie führen eine Art internationales Leben und haben sich von der Bindung zu ihren Herkunftsländern weitestgehend gelöst.
Das gilt auch für Frau Kangs Kollegen Hernán Bruno, ein Professor für Marketing, der tatsächlich als "globaler Nomade" bezeichnet werden könnte. Professor Bruno stammt aus Argentinien, hat aber in vielen verschiedenen Ländern wie Großbritannien, den Niederlanden und Frankreich studiert und gearbeitet, bevor er sich dem jungen Team in Köln anschloss. Seine Forschungsinteressen liegen in den traditionellen Bereichen des Marketings und wie sie sich aufgrund des Digitalen Wandels verändern. "Wir erforschen die Entwicklung der klassischen Werbung. Mit der Einführung der digitalen Werbung haben Unternehmen heutzutage die Möglichkeit, Werbebotschaften sehr gezielt und mit hoher Wiederholfrequenz über verschiedene digitale Plattformen zu senden. Eines unserer Forschungsprojekte beschäftigt sich mit den negativen Auswirkungen zu vieler Wiederholungen", erklärt Professor Bruno.
Der bisherige "globale Nomade" Professor Bruno scheint aber in Köln sesshaft geworden zu sein. Sicherlich zur großen Freude der Kölner BürgerInnen sagt er über die Stadt und das Land: "Die Lebensqualität ist großartig, es gibt tolle Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder und die allgemeine Sicherheit ist hoch. Deutschland wird als Reiseziel und Wohnort, besonders für Fachleute und AkademikerInnen, nach wie vor sehr unterschätzt", so Professor Bruno.
Deutschland wird als Reiseziel und Wohnort, besonders für Fachleute und AkademikerInnen, nach wie vor sehr unterschätzt.