"Ob Filme schauen, Comics lesen oder Games zocken: Medien sind nicht länger ein Privatvergnügen, sondern untrennbar mit meiner Arbeit verknüpft."Foto: privat
Was studieren Sie? Sind Sie zufrieden mit Ihrer Wahl?
Ich studiere Medienkulturwissenschaft und Literaturwissenschaft. Insbesondere mit meinem Studium der Medienkulturwissenschaft bin ich zufrieden, weil es mir genügend Raum gibt, mich mit meiner Lieblingsfrage zu befassen: Wie funktionieren Medien und worin bestehen ihre Zwecke? Gleichzeitig gibt es mir die Disziplin die nötigen Kompetenzen, damit meine analytische Beschäftigung wissenschaftlich-professionell ausfallen kann – im Gegensatz beispielsweise zum Bereich des Medienjournalismus. Auf der anderen Seite war das Studium für mich ein faustischer Pakt: Ob Filme schauen, Comics lesen oder Games zocken: Medien sind nicht länger ein Privatvergnügen, sondern untrennbar mit meiner Arbeit verknüpft. Ich habe gewissermaßen den Spaß an Medien eingetauscht gegen Wissen über Medien.
Seit wann erhalten Sie die Förderung durch das Deutschlandstipendium?
Seit Oktober 2020.
Was hat sich dadurch für Sie verändert bzw. welche Chancen versprechen Sie sich durch das Deutschlandstipendium?
Zum einen steht mir monatlich ein Betrag zur Verfügung, den ich in Fachliteratur umsetzen kann, die sich nur schwer über die Uni-Portale leihen lässt oder zu den Standardwerken meiner Disziplin gehören, sodass sich eine eigene Anschaffung empfiehlt. Zum anderen konnte ich die Arbeitszeiten für meinen Job reduzieren, um mehr Zeit für mein Selbststudium, extracurriculare Veranstaltungen und Hochschulengagement zu haben. Vom Deutschlandstipendium erhoffe ich mir zukünftig zweierlei: 1) Finanzielle Rücklagen für meine weitere Karriere in der Wissenschaft zu bilden und 2) wesentliche Kontakte über die Veranstaltungen des Bundesbildungsministeriums zu knüpfen (hoffentlich bald wieder in Präsenz).
Welche Pläne haben Sie für Ihre berufliche und private Zukunft?
Mein Karriereziel ist eine Professor im Fachbereich Medienwissenschaft an einer deutschen Hochschule, oder (falls sich die Bedingungen als zu widrig erweisen sollten) im englisch- oder japanisch-sprachigem Ausland. Für die Medienwissenschaft (im Speziellen) und die Sozialwissenschaft (im allgemeinsten Sinne) sehe ich trotz der seit den 1960ern bereits erfolgten Emanzipationen in puncto Forschungsqualität nachwievor einen großen Verbesserungsbedarf. Dazu möchte ich mit meinem Namen insbesondere eintreten für 1) größere methodische Strenge insbesondere in der Analyse und Interpretation von Medieninhalten, 2) eine verstärkte Orientierung medienwissenschaftlicher Designs an der empirischen Sozialforschung, und 3) den selbstreflexiven Dialog mit den Naturwissenschaften, insbesondere der Cognitive Science.
Haben Sie neben dem Studium Zeit für andere Aktivitäten (freiwilliges Engagement, Hobbies)?
Neben Studium und Job bestehen meine Tage im Wesentlichen aus Selbststudium. Hier lese ich Fachliteratur abseits meiner Pflichtveranstaltungen und im Hinblick auf meine späteren theoretischen Zielsetzungen. Ich exzerpiere das Gelesene und speise es in meine Literaturverwaltung und einen digitalen Zettelkasten ala Luhmann ein. Nebenbei lerne ich Japanisch und die Programmiersprache Python, weil ich mit computerunterstützten Methoden der Medienwissenschaft liebäugle, wie sie unter dem Stichwort der Digital Humanities kursieren. Die übrige Zeit nutze ich regelmäßig für mein Hochschulengagement, indem ich die Uni Köln und meinen Studiengang als Studienbotschafter in verschiedenen Zoom-Formaten vertrete, beispielsweise Infoveranstaltungen für Eltern, Schulabgänger und in den Orientierungswochen.
Was hat sich in Ihrem Studienalltag durch die Corona-Pandemie verändert? Was waren und sind die größten Herausforderungen?
Zumindest im Hinblick auf meinen Studienalltag kommt mir die Corona-Pandemie sogar entgegen: Ich kann nun fliegend von meinen Lehrveranstaltungen ins Selbststudium, und von meinem Selbststudium in den Job wechseln. Alles läuft digital ab, die Zeit für An- und Abreise entfallen. Der Traum eines jeden Autodidakten. Allerdings erschwert die Corona-Pandemie meiner Ansicht nach eine wesentliche Komponente meines Karrierewunsches, in der erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit Fortschritt zu machen versuche: das Netzwerken. Ich empfinde die Hemmungen wesentlich größer, Kontakte über Online-Netzwerke oder Zoom-Veranstaltungen zu knüpfen, als im Rahmen von Präsenzveranstaltungen. Gerade der Aufbau eines funktionierenden Kontaktnetzwerkes scheint mir aber unerlässlich.