Ihr Herz schlägt für die Arbeit mit hörgeschädigten Kindern
Marta Feddersen
"Durch das Stipendium für studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung habe ich etwas ganz Wichtiges bekommen: ZEIT. Ich bin nicht auf irgendwelche Jobs angewiesen. Ich kann meine Zeit für andere Menschen investieren."Foto: privat
Was studieren Sie? Sind Sie zufrieden mit Ihrer Wahl?
Ich studiere das Lehramt Sonderpädagogische Förderung mit den Förderschwerpunkten Hören & Kommunikation und Lernen, dem Lernbereich Natur- und Gesellschaftswissenschaften und dem Unterrichtsfach Mathematik. Den Bachelor habe ich bereits erfolgreich abgeschlossen.
Zurzeit befinde ich mich im zweiten Mastersemester, dem Praxissemester. Dieses absolviere ich an der LWL-Förderschule Hören und Kommunikation in Olpe, im schönen Sauerland. Genau wie in meinem FSJ - in einem Förderschulkindergarten für hörgeschädigte Kinder - merke ich, wie auch während des Praxissemesters das Herz in mir für die Arbeit mit den schwerhörigen und gehörlosen Kindern schlägt. Die Gebärdensprache ist eine sehr schöne Sprache, die meinen Horizont erweitert hat, immer noch erweitert und auch weiterhin erweitern wird. Ich kann mit voller Überzeugung sagen, dass ich nach dem Abitur den richtigen Weg gewählt habe, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren und mich für ein Studium an der Universität zu Köln einzuschreiben. Danke an dieser Stelle an alle Menschen, die mich auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben.
Seit wann erhalten Sie die Förderung durch das Stipendium für Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung?
Ich habe das Glück, dass ich seit meinem zweiten Studienjahr, Wintersemester 19/20, gefördert werde.
Was hat sich dadurch für Sie verändert bzw. welche Chancen versprechen Sie sich durch das Stipendium?
Durch das Stipendium habe ich etwas ganz Wichtiges bekommen: ZEIT. Ich bin nicht auf irgendwelche Jobs angewiesen. Ich kann meine Zeit für andere Menschen investieren. Ich habe mich in der Hausaufgabenbetreuung hörgeschädigter Kinder engagiert und bei den Vereinstreffen der Gehörlosen Eltern mit hörenden Kindern die Kinderbetreuung mitgestaltet. Ganz viel Zeit und Freude investiere ich auch in die Messdiener- und Jugendarbeit meiner Heimatgemeinde im Westmünsterland. Und natürlich Zeit für meine Familie. Außerdem nutze ich das Stipendium bewusst, um mich weiterzubilden. Durch das Stipendium kann ich zusätzliche Gebärdensprachkurse in einer Sprachschule in Köln besuchen.
Leider können die Sprachkurse seit Beginn der Pandemie nicht mehr vor Ort stattfinden. Ich wünsche mir, dass ich ganz bald wieder einen Gebärdensprachkurs bei Loor Ens besuchen kann. Neben fachbezogenen Zeitschriften, die ich auch durch das Stipendium abonnieren konnte, hatte ich im Herbst 2019 die einmalige Chance mein Berufsfeldpraktikum an der Sprachrehabilitationsklinik Werscherberg zu absolvieren und mir ohne Finanzierungssorgen für die Zeit dort ein Zimmer zu mieten.
Ich freue ich, dass ich schon viel praktische Erfahrung während meines Studiums sammeln konnte und durfte.
Welche Pläne haben Sie für Ihre berufliche und private Zukunft?
Für meine berufliche Zukunft wünsche ich mir eine tolle Förderschule Hören und Kommunikation mit vielen tollen Kollegen, an der ich viele Kinder in ihrer Entwicklung und ihrem Lernen begleiten kann. Außerdem plane ich, den Erweiterungsmaster „DGS als Unterrichtsfach“ zu studieren. Ich freue mich bereits jetzt, wenn ich den überwiegend theoretischen Studienteil abgeschlossen habe und so richtig in der Praxis starten kann – auch wenn zu Beginn erstmal das Referendariat ansteht.
Köln werde ich immer im Herzen haben, aber ich freue mich auch, wenn ich nach dem Studium in eine kleinere Stadt ziehen kann.
Haben Sie neben dem Studium Zeit für andere Aktivitäten (freiwilliges Engagement, Hobbies)?
Ausgleich im Studienalltag ist sehr wichtig. Wie bereits oben geschrieben, habe ich mich in der Hausaufgabenbetreuung für hörgeschädigte Kinder engagiert und die Kinderbetreuung hörender Kinder gehörloser Eltern während der Vereinstreffen mitgestaltet. Außerdem bin ich leidenschaftliche Messdienerin in meiner Heimatgemeinde im Westmünsterland. Neben dem Messedienen arbeite ich dort auch in der Jugend-Messdienerarbeit mit. Seit einem Jahr müssen wir viele neue Wege beschreiten, die viel Kreativität fordern, aber genau das macht auch super viel Spaß. Trotzdem freuen wir uns, wenn wir unsere Aktionen endlich wieder live durchführen können und die neuen Messdiener persönlich bei Aktionen begrüßen dürfen. Zusätzlich veranstalten wir Spendenaktionen, die wir an verschiedene Organisationen und Projekte spenden, die von Menschen aus unserer Pfarrgemeinde unterstützt werden.
Was hat sich in Ihrem Studienalltag durch die Corona-Pandemie verändert? Was waren und sind die größten Herausforderungen?
Durch die Coronapandemie hat sich der ganze Studienalltag verändert. Alle Lehrveranstaltungen finden von zu Hause aus statt. Ich begegne selten Freundinnen und Freunden. Ich habe aber das Glück, dass ich das letzte Jahr überwiegend bei meinen Eltern verbracht habe und genau wie meine Schwester von zu Hause aus studiert habe. Was mir persönlich immer besonders schwer fiel, war, die Motivation aufzubringen mich an den Schreibtisch zu setzen und Online-Module zu bearbeiten, ohne direktem Austausch mit Mitstudierenden.
Durch mein Praxissemester bin ich zurzeit in der Schule und kann trotz der Pandemie viele Erfahrungen sammeln. Leider ist der Ablauf in der Schule aber auch durch die Pandemie bestimmt. Ich bin im Wechselunterricht und mit der Notbetreuung gestartet. Die Klasse besteht aus 9 Kindern, die alle zusammen unterrichtet werden können. Trotzdem wird der Unterrichtsablauf immer wieder durch Krankschreibungen, Quarantäne und Distanzunterricht etc. gestört. Den hörgeschädigten Kindern, die auf das Mundbild angewiesen sind, ist zusätzlich die Kommunikation und damit das Verständnis erschwert. Nichtsdestotrotz macht mir die Praxis sehr viel Spaß und ich hoffe, dass nicht nur ich, sondern auch die Kinder in den nächsten Wochen noch Vieles lernen.