Die Leistungssportlerin möchte Psychotherapeutin oder Coachin werden
Nika Boenisch
"Durch die finanzielle Entlastung kann ich sowohl den Sport, als auch das Studium gleichermaßen leidenschaftlich verfolgen, ohne andere wichtige Lebensbereiche allzu sehr vernachlässigen zu müssen, wofür ich enorm dankbar bin!"Foto: privat
Was studieren Sie? Sind Sie zufrieden mit Ihrer Wahl?
Ich studiere im 6. Semester Psychologie im Bachelor of Science und könnte mit meiner Wahl nicht glücklicher sein, da ich bereits in jungen Jahren eine gewisse Faszination für psychologische Themen und ihre alltägliche Omnipräsenz hegte.
Aufgrund der Tatsache, dass jeder Mensch in seiner eigenen subjektiven Realität lebt und vieles im Leben eine Frage der Perspektive ist, hat die Psyche einen immensen Einfluss auf Wohlbefinden, Erfolg und zwischenmenschliche Beziehungen.
In meinen Augen ist Glück oftmals lediglich eine Entscheidung, da es in unserer Hand liegt, ob wir unseren Fokus auf die positiven oder die negativen Begebenheiten unseres Lebens richten: Es wird zwar immer Dinge geben, die nicht so laufen, wie wir es wünschen, jedoch existieren im Gegenzug auch genügend Umstände, die wir als selbstverständlich erachten und gar nicht richtig wertzuschätzen wissen. Und wenn man genau hinsieht, so bringt jede noch so negative Erfahrung etwas gewinnbringendes bzw. lehrreiches und somit eine immense Wachstumschance mit sich.
Wir können zwar nicht beeinflussen, was passiert, aber wie wir damit umgehen und welche Bewertung wir den Geschehnissen beimessen, weshalb vieles eine Frage der Einstellung und Perspektive ist …
Seit wann erhalten Sie die Förderung durch das Deutschlandstipendium?
Ich werde seit dem WS 2019/2020 von der Sportstiftung NRW gefördert, wofür ich unglaublich dankbar bin!
Was hat sich dadurch für Sie verändert bzw. welche Chancen versprechen Sie sich durch das Deutschlandstipendium?
Dank der Förderung im Rahmen des Deutschland-Stipendiums gelingt mir der Spagat zwischen dem Leistungssport, dem zeitintensiven Psychologie-Studium sowie meinem ehrenamtlichen Engagement.
Durch die finanzielle Entlastung kann ich sowohl den Sport, als auch das Studium gleichermaßen leidenschaftlich verfolgen, ohne andere wichtige Lebensbereiche allzu sehr vernachlässigen zu müssen, wofür ich enorm dankbar bin!
Als Stipendiat gefördert zu werden und somit Anerkennung für meine erbrachten Leistungen zu erhalten, stellt für mich eine wahnsinnig große Ehre und Motivation dar, diese weiterhin so ambitioniert zu verfolgen und das Potential zu nutzen, das in mir gesehen wird.
Des Weiteren empfinde ich den Kontakt und Austausch mit anderen Mitstipendiat*Innen als überaus gewinnbringend und erhoffe mir in Zukunft weitere inspirierende Persönlichkeiten kennenlernen und meinen Horizont erweitern zu dürfen.
Welche Pläne haben Sie für Ihre berufliche und private Zukunft?
Da ich das Gefühl anderen Menschen helfen zu können unglaublich erfüllend finde, strebe ich eine Tätigkeit als psychologische Psychotherapeutin oder Coachin an.
Durch die detaillierte Auseinandersetzung mit dem Individuum und all den vergangenen Erfahrungen, die sein/ihr momentanes Erleben und Verhalten definieren, möchte ich gezielte Unterstützung bieten und im Rahmen eines qualitativen Ansatzes einen positiven Beitrag im Leben anderer leisten.
Abgesehen von der Relevanz einer Aufarbeitung tiefenpsychologischer Bedingungskonstellationen und deren Auswirkung auf negative Glaubenssätze und Verhaltensmuster der Menschen, erscheint mir auch die Auseinandersetzung mit psychischen Belastungsfaktoren sowie das Erlernen lösungsorientierter Stressbewältigungsstrategien allgemein immer bedeutsamer, da wir gerade in einer digitalisierten, reizüberfluteten Leistungsgesellschaft permanentem Erwartungs- und Termindruck sowie diversen konfligierenden Rollenbildern ausgesetzt sind.
Für meine sportliche Karriere intendiere ich nach meiner langen Verletzungspause endlich wieder ein elementarer Bestandteil der 1. Bundesligamannschaft zu werden und dort mehr Verantwortung zu übernehmen, sowie mich im Nationalkader erneut hoch zu kämpfen.
Nach den vielen verletzungsbedingten Rückschlägen wird dies auch psychologisch bedingt kein Leichtes Unterfangen darstellen, doch ich bin überzeugt davon, dass die Erkenntnisse, die ich im Rahmen meines Psychologie-Studiums bislang gewinnen durfte, sich bei diesem Kampf als enorm hilfreich erweisen können!
Auch wenn es eine große Herausforderung wird, freue ich mich sehr darauf im Studium Gelerntes direkt praktisch im Sport anwenden und somit meine beiden Leidenschaften miteinander verbinden zu können!
Haben Sie neben dem Studium Zeit für andere Aktivitäten (freiwilliges Engagement, Hobbies)?
Neben meinem Psychologie-Studium spiele ich in der 1. Bundesliga und der U21-Nationalmannschaft Feldhockey und engagiere mich ehrenamtlich für die Social Impact Initiative „Mind the Mind“ der EFPSA, die eine Endstigmatisierung psychischer Krankheiten durch aufklärende, interaktive Workshops an Schulen intendiert.
Dieses Projekt liegt mir persönlich sehr am Herzen, weil so viele Menschen existieren, die sich aus Angst vor sozialer Ächtung keine professionelle Hilfe suchen und stattdessen Jahre lang qualvoll und erfolglos mit einem psychischen Problem herumschlagen, bis es sich so sehr manifestiert hat, dass es tatsächlich schwer zu lösen ist.
Doch sogleich man physisch nicht immer kerngesund ist und bei Problemen einen Arzt aufsucht, ist es genau so normal psychisch nicht immer auf der Höhe zu sein und sich entsprechend helfen zu lassen.
Was hat sich in Ihrem Studienalltag durch die Corona-Pandemie verändert? Was waren und sind die größten Herausforderungen?
Mein Studienalltag hat sich durch die Corona-Pandemie und weitere externe Einflussfaktoren um 180 Grad gewendet, was mich noch immer vor große Herausforderungen stellt.
In Kombination mit immer wieder kehrenden muskulären Verletzungen, die mich aber und abermals zurück werfen und zu einer lang anhaltenden Sportpause zwangen, führten die soziale Isolation und das von Selbstorganisation geprägte Online-Studium zum Wegfall jeglicher Tagesstruktur sowie mentalem und physischen Ausgleich.
Auch wenn insbesondere die verletzungsbedingte Stagnation meiner sportlichen Karriere und der mangelnde Unialltag eine große Belastung für mich darstellen, blicke ich optimistisch auf die Zukunft, da gerade Krisen und Wachstum bedeuten und ich unglaublich viel aus dieser Zeit lernen kann!