zum Inhalt springen

Social Media - wichtiger Faktor für die US-Wahl?

Foto: pexels.com

Welchen Einfluß haben Social Media auf die Politik und Wahlen weltweit? Welche Rolle spielen beispielsweise Twitter-Bots? Und was bedeutet das unter anderem auch für die US-Wahl? Eine Einschätzung von Dr. Bruno Castanho Silva.*

* Hinweis: Der englische Originaltext wurde ins Deutsche übersetzt.

Social Media und Politik

Politiker auf der ganzen Welt haben sich die sozialen Medien zu eigen gemacht. Diese bieten ihnen die Möglichkeit, ihre Botschaften direkt und kostenlos an die Öffentlichkeit zu senden und Anhänger für politische Aktionen online und offline zu mobilisieren. Jeder, der schon mal soziale Medien genutzt hat, weiß, dass Anhänger die wichtigste Währung auf diesen Plattformen sind. Hohe Follower-Zahlen bedeuten, dass der Sender als populär und vertrauenswürdig gilt, und helfen bei der Verbreitung seiner Botschaft.

Dieses Engagement spiegelt jedoch nicht immer echte Popularität wider, da einige Akteure Methoden anwenden, die Twitter als „Plattformmanipulation“ bezeichnet: Sie steigern die Popularität von Accounts oder Kampagnen künstlich durch die Verwendung gefälschter oder automatisierter Accounts (Bots), die Inhalte verfolgen und bewerben. Aufgrund der Art und Weise, wie Social-Media-Algorithmen bei der Verbreitung von Inhalten funktionieren, können politische Botschaften mit einem durch gefälschte Follower generierten künstlich hohen Engagement eine höhere Reichweite in der Öffentlichkeit erlangen.

Aufgrund der Art und Weise, wie Social-Media-Algorithmen bei der Verbreitung von Inhalten funktionieren, können politische Botschaften mit einem durch gefälschte Follower generierten künstlich hohen Engagement eine höhere Reichweite in der Öffentlichkeit erlangen.

Bruno Castanho Silva, Postdoc, Cologne Center for Comparative Politics

Fake News und Twitter-Bots: Gefahr durch Social Media?

Die Manipulation von Plattformen führte 2016, nach dem Brexit-Referendum und der Wahl Donald Trumps, zu einer breiten Diskussion über die Auswirkungen von Bots und Fake News auf Abstimmungs- und Wahlergebnisse. In meiner gemeinsamen Untersuchung mit Sven-Oliver Proksch haben wir in der Tat festgestellt, dass 2018 radikal-rechte Politiker die größten Nutznießer von „böswilligen Bots“ waren. In vielen Ländern Europas wurden sie eingesetzt, um die Zahl der Twitter-Follower dieser Politiker zu steigern. Dasselbe war auch bei Trump in den USA zu beobachtet.

Twitter behauptet, kontinuierlich daran gearbeitet zu haben, böswillige Bots aufzuspüren und unschädlich zu machen – mit strengeren Maßnahmen gegen Fehlinformationen insbesondere während der aktuellen COVID-19-Krise. Nichtsdestoweniger sind die meisten Bemühungen der Plattform nicht sehr transparent. Es ist unmöglich abzuschätzen, wie weit verbreitet das Problem der Bots zu einem gewissen Zeitpunkt noch ist.

In meiner gemeinsamen Untersuchung mit Sven-Oliver Proksch haben wir in der Tat festgestellt, dass 2018 radikal-rechte Politiker die größten Nutznießer von „böswilligen Bots“ waren.

Bruno Castanho Silva

Die US-Wahlen und Social Media

Es gibt kaum Anzeichen dafür, dass Manipulationen durch Social-Media-Plattformen die amerikanischen Wahlen 2016 beeinflusst haben oder dass sie das Ergebnis von 2020 bestimmen könnten. Zwar können Fehlinformationen unter bestimmten Umständen das Verhalten beeinflussen (zum Beispiel, ob man den Empfehlungen der Gesundheitsbehörden in Bezug auf Coronaschutz folgt oder nicht), aber das ist bei der Stimmabgabe nicht der Fall.

Jüngste Ergebnisse deuten darauf hin, dass politische Werbung und Kampagnen insgesamt wenig Einfluss auf das Verhalten von Wählern in den USA haben. Selbst wenn böswillige Bots also immer noch ein weitverbreitetes Problem in den sozialen Medien sind – im November sollten sie nicht für mögliche unerwartete oder unerwünschte Wahlergebnisse verantwortlich gemacht werden.

Es gibt kaum Anzeichen dafür, dass Manipulationen durch Social-Media-Plattformen die amerikanischen Wahlen 2016 beeinflusst haben oder dass sie das Ergebnis von 2020 bestimmen könnten.

Bruno Castanho Silva

Über den Autor

Dr. Bruno Castanho Silva ist Postdoktorand am Cologne Center for Comparative Politics (CCCP), wo er europäische Politik und Statistik lehrt. Er hat an der Central European University in Politikwissenschaft promoviert und forscht unter anderem zu quantitativen Methoden, politischer Psychologie und Populismus.