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Seltene Lungenkrebsart: Genaktivierung entscheidet über leichten oder schweren Verlauf

Schlüsselfaktoren für unterschiedliche Krankheitsverläufe bei seltenen Lungentumoren entdeckt / Veröffentlichung im Journal of Clinical Oncology

Pulmonale Karzinoide sind seltene Tumore der Lunge mit äußerst unterschiedlichen klinischen Verläufen. Bei vielen Patient*innen verhalten sie sich wie gutartige Tumore; eine operative Entfernung des Tumors führt zu einer vollständigen Heilung. Bei einigen Patient*innen kommt es jedoch zu einem aggressiven Wachstum und einer Streuung (Metastasierung) des Tumors mit schlechten Heilungschancen. Die biologischen Ursachen für diese unterschiedlichen Verlaufsformen sind bis heute unklar. In einer gemeinsamen Studie entdeckten nun Wissenschaftler*innen der Experimentellen Kinderonkologie an der Uniklinik Köln und der Translationalen Genomik der Universität zu Köln, dass der Krankheitsverlauf bei pulmonalen Karzinoiden mit einer Aktivierung des Gens TERT (Telomerase Reverse Transkriptase) verknüpft ist. Die Ergebnisse sind unter „TERT Expression and Clinical Outcome in Pulmonary Carcinoids“ im renommierten Journal of Clinical Oncology veröffentlicht worden. 

"Mit unserer Studie wurde erstmals eine molekulare Erklärung für das aggressive klinische Verhalten identifiziert, das bei einigen pulmonalen Karzinoiden zu beobachten ist", sagt Dr. Lisa Werr, Erstautorin der Studie.

Das TERT-Gen ist für die Herstellung der Telomerase, ein Protein, welches maßgeblich zur Stabilisierung der Chromosomenenden (Telomere) beiträgt. In den meisten gesunden Körperzellen ist dieses Enzym nicht aktiv, wodurch die Teilungsfähigkeit der Zellen begrenzt wird. In Stammzellen und Krebszellen dagegen führt die Aktivierung der Telomerase zu einer unbegrenzten Teilungsfähigkeit, wodurch diese Zellen unsterblich werden und unbeschränkt wachsen können.

Die Kölner Wissenschaftler*innen fanden in der aktuellen Studie heraus, dass pulmonale Karzinoide mit einem aggressiven klinischen Verlauf durch eine Aktivierung des TERT-Gens charakterisiert sind, während eine Telomerase-Aktivität in Karzinoiden mit gutartigem Verlauf fehlt. Eine vergleichbare Beobachtung hatten sie zuvor bereits bei einem kindlichen Tumor, dem Neuroblastom, gemacht: Auch bei dieser Krebserkrankung war ein ungünstiger Krankheitsverlauf vom Vorhandensein von Telomerstabilisierungs-Mechanismen abhängig.

„Die Erkenntnisse dieser Studie erlauben in Zukunft eine genauere Vorhersage des Krankheitsverlaufs und somit auch eine auf die individuellen Bedürfnisse angepasste Planung der Therapie-Intensität“, sagt Professor Dr. Matthias Fischer, Leiter der Experimentellen Pädiatrischen Onkologie in der Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln und einer der beiden Letztautoren der Studie.  Professor Dr. Roman Thomas, Direktor der Abteilung Translational Genomik an der Universität zu Köln, ergänzt: „Die Ergebnisse verdeutlichen auch, dass die Aktivierung von Telomerstabilisierungs-Mechanismen ein Kern-Merkmal bösartiger Krebserkrankungen ist, durch das sich diese von gutartigen Tumoren unterscheiden. Die Entwicklung zielgerichteter Therapiestrategien gegen Telomerstabilisierungs-Mechanismen könnte daher in Zukunft die Behandlung vieler Krebserkrankungen verbessern. 

 

Inhaltlicher Kontakt:

Dr. Graziella Bosco

Translationale Genomik

+49 221 478 96861

gboscoSpamProtectionuni-koeln.de

Presse und Kommunikation:

Dr. Anna Euteneuer

+49 221 470 1700

a.euteneuer@verw.uni-koeln.de

 

Veröffentlichung:

https://ascopubs.org/doi/pdf/10.1200/JCO.23.02708