Gute Frage - Es antwortete Dr. Frank Steffany, Institut für Geophysik und Meteorologie
„Vorhersagen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ (Mark Twain)
Bei unserer Freizeitplanung interessiert besonders das Wetter des kommenden Wochenendes. Dabei genügt es dem einem, dass er weiß, ob es beim Spaziergang regnen wird oder nicht, der andere benötigt eine möglichst präzise Aussage über Wind, Temperatur oder den Bedeckungsgrad an Wolken. Kommerzielle Anwendungen erfordern häufig Vorhersagedaten in einer viertelstündigen Zeitauflösung, während dem Normalbürger durchaus eine zeitliche Einteilung der Vorhersage in Vor- und Nachmittag ausreicht. Auch der Anspruch der Adressaten bezüglich der räumlichen Auflösung einer Vorhersage differiert. Während der Hobbypilot sich für die Luftmasse in Gesamtdeutschland interessiert, will die Feuerwehr dagegen wissen, ob lokal in ihrem Landkreis mit schweren Unwettern zu rechnen ist.
Die Prognosegüte hängt damit stark vom Blickwinkel des Nutzers ab. Zudem hat sich der Anspruch an die Wetterprognose auch im Laufe der Zeit geändert: Was vor 50 Jahren noch als tolerierbare Abweichung eingestuft wurde, ist für die moderne Meteorologie schon eine glatte Fehlvorhersage. Ein immer besseres Beobachtungsnetz und die Entwicklung immer leistungsfähigerer Computermodelle führten dazu, dass heute beim Deutschen Wetterdienst sogar die siebentägigen Prognosen vieler Wetterelemente genauer sind als früher die 48-Stunden- Vorhersagen.
„Das Wissen um Phänomene, die sich einer statistischen Erfassung entziehen, macht gelassen gegenüber falschen Sorgen über die Allmacht der Zahlen oder gar der Zahlensammler.“ (Edzard Reuter) Wenn jemand wissen will, zu welcher genauen Uhrzeit über seiner Gartenlaube der Gewitterregen niedergeht, wird das nur mit modernen meteorologischen Methoden des sogenannten „Nowcastings“ -mit Hilfe von Regenradar und Satellitenbildanalyse- maximal für den nächsten Sechsstundenzeitraum möglich sein. Schon für den nächsten Tag ist die Antwort seriös nicht möglich. Eine Trend-Analyse, ob das Wochenende verregnet oder eher trocken bleibt, ist „relativ“ zuverlässig schon ab Mitte der Woche möglich.
Das Adjektiv „relativ“ besagt aber auch hier, dass hundertprozentige Sicherheit nicht gegeben sind. Die Zuverlässigkeit der Vorhersage hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel: der Jahreszeit, der globalen Großwetterlage, der geographischen Lage des Vorhersagegebietes und letztendlich den zur Verfügung stehenden meteorologischen Daten und der Computerleistung. Da gerade im Bereich der Datenerfassung und -Verarbeitung in der Zukunft noch unendliches Wachstumspotential sichtbar ist, bleiben zumindest für die Entwicklung der Wettervorhersagegüte spannende und optimistische Zukunftsaussichten.