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Wie wirksam ist Lehrer*innenbildung?

Emerging Group „Proving the Effectiveness of Teacher Education“ hat die Arbeit aufgenommen / Die Forschungsgruppe veröffentlicht erste Publikation im „Journal of Curriculum Studies“

In der Forschung zur Bildung von Lehrkräften bestehen deutliche Lücken in der theoretischen Grundlage und empirischen Durchführung. Das ergaben Untersuchungen der neuen Emerging Group „Proving the Effectiveness of Teacher Education“ der Universität zu Köln, die jetzt ihre erste Publikation veröffentlicht hat. Das Team fand mithilfe einer Analyse von knapp 30 bisherigen Überblicksarbeiten, die sich insgesamt auf über 2000 Einzelstudien der Wirksamkeit von Aus- und Fortbildung von Lehrkräften beziehen, dass sich empirische Studien bisher zu oft auf einzelne Fragen und Themenbereiche fokussieren und noch zu wenig aufeinander Bezug nehmen. Dies erschwert die empirisch gestützte Theoriebildung. Auf Basis dieser Erkenntnisse entwickelte das Forschungsteam eine Klassifikation, die Prozesse und Kriterien empirischer Untersuchungen zur Wirksamkeit der Lehrer*innenbildung in einer Matrix systematisiert. Die erste wissenschaftliche Publikation der Gruppe mit dem Titel „Teacher education effectiveness as an emerging research paradigm: A synthesis of reviews of empirical studies published over three decades (1993-2023)“ ist nun als Grundlagenarbeit in der international Fachzeitschrift Journal of Curriculum Studies erschienen.

Die Emerging Group hat im April dieses Jahres ihre Arbeit aufgenommen. Die Forschungsgruppe widmet sich der Aufgabe, zu erfassen, ob und in welchem Maße die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften erfolgreich ist. Beteiligt sind Wissenschaftler*innen aus allen an der Lehrkräftebildung beteiligten Fakultäten. „Über die vergangenen Jahrzehnte haben zahlreiche Überblicksarbeiten versucht, empirische Studien zur Wirksamkeit von Lehrer*innenbildung zusammenzufassen und die Frage zu beantworten, welchen Stand die bisherige Forschung dazu erreicht hat“, erklärt der Sprecher der Emerging Group, Professor Dr. Johannes König. „Darauf aufbauend haben wir eine Reihe von Kernfragen untersucht.“ Welche größeren theoretischen Rahmungen werden verwendet? Welche Maße empirischer Studien, sogenannte Outcome-Messungen, dienen als Kriterien für den Nachweis der Wirksamkeit von Lehrer*innenbildung? Welche Maßnahmen und Charakteristika bilden die Prozesse, welche von der Forschung als effektiv betrachtet werden? Welche zentralen Forschungslücken sollten in zukünftiger empirischer Forschung zur Wirksamkeit von Lehrer*innenbildung adressiert werden?

Die Forscher*innen stellten fest, dass wenige der Literatur-Reviews überhaupt auf eine umfassende theoretische Rahmung eingehen. Die meisten Reviews wendeten Wirksamkeitsforschung an, um spezifische Themenschwerpunkte zu fokussieren und zu analysieren, etwa zu den Bereichen digitaler Bildung, Well-Being oder Unterrichtsplanungskompetenz. Allerdings zeige sich eine deutliche Gemeinsamkeit: Outcome-Messungen werden in der Regel auf modellhafte Vorstellungen von Lehrkompetenz bezogen. Hier seien insbesondere die erwarteten Kompetenzzuwächse die eigentlichen Outcomes der empirischen Forschung zur Wirksamkeit von Lehrer*innenbildung. Kurse, Trainings oder Seminare als Kategorie wurden den Forschenden zufolge in empirischen Studien häufiger untersucht als zum Beispiel Ausbildungsprogramme oder auch Lerngelegenheiten mit Praxisbezug (etwa Schulpraktika). Es zeigte sich auch, dass Rahmenmodelle der Outcome-Messungen weiterer Entwicklungen bedürfen – theoretisch, aber vor allem forschungsmethodisch. Darüber hinaus identifizierte die Emerging Group weitere Aspekte als Forschungslücken - etwa die Qualität der bisher genutzten Studiendesigns.

„Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse, vor allem basierend auf grundsätzlichen Unterscheidungen, die in den Reviews getroffen wurden, konnte in einem Folgeschritt eine Klassifikation entwickelt werden, die Prozesse und Kriterien empirischer Untersuchungen zur Wirksamkeit der Lehrer*innenbildung in einer Matrix systematisiert, die sogenannte „processes-and-criteria classification (PCC) of basic distinctions in teacher education effectiveness research“, berichtet König weiter. Unterschieden wird unter anderem die Reichweite von Untersuchungen: So macht es einen Unterschied für die Art der Outcome-Messungen, wenn zum Beispiel eine Fortbildung von Lehrkräften deren Kompetenzzuwachs dient oder darüber hinaus auch Wirksamkeit für das Lernen der Schülerinnen und Schüler erbracht wird. Die Klassifikation bietet eine hilfreiche Orientierung für die Rezeption und Produktion wissenschaftlicher Studien und hat damit auch für die Ausbildung von Lehrkräften an der Universität zu Köln eine praktische Bedeutung.

Die Universität zu Köln ist einer der größten Standorte für Lehrer*innenbildung in Deutschland und Europa. Das Studienangebot umfasst alle Lehrämter, bietet eine Vielfalt von (Schul-)Fächern und ist besonders gekennzeichnet durch eine sehr breit aufgestellte Sonderpädagogik. In den vergangenen Jahren wurde die empirische Forschung zur Lehrer*innenbildung und Lehrprofessionalität zu einem Forschungsschwerpunkt ausgebaut.

 

Inhaltlicher Kontakt:

Professor Dr. Johannes König

Emerging Group „Proving the Effectiveness of Teacher Education“

Universität zu Köln

+49 221 470 4905

johannes.koenig@uni-koeln.de

Presse und Kommunikation:

Robert Hahn

+49 221 470 2396

r.hahn@verw.uni-koeln.de

Veröffentlichung und weitere Informationen:

https://izef.uni-koeln.de/forschung/emerging-group-proving-the-effectiveness-of-teacher-education

https://doi.org/10.1080/00220272.2023.2268702