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Wer auf ein paar Spenden verzichtet bekommt am Ende mehr

Kölner Psychologen zeigen in mehreren Experimenten, dass Spendenkampagnen um 15 Prozent erfolgreicher sind, wenn manche Spenden zufällig zurückerstattet werden / Veröffentlichung im Journal of Experimental Psychology: Applied

Kölner Psychologen haben in Verhaltensexperimenten die Bereitschaft, anderen zu helfen, untersucht. Zunächst überrascht es wenig, dass man eher bereit ist für eine wohltätige Organisation zu spenden, wenn per Zufallsprinzip manche Spenderinnen und Spender ausgewählt werden, denen ihre Spende wieder zurückerstattet wird. Dass unter diesen Umständen aber am Ende mehr Spenden gesammelt werden, scheint dagegen ungewöhnlich. Die Studie von Dr. Michael Zürn, Dr. Judith Gerten und Professor Dr. Sascha Topolinski wurde unter dem Titel „Maybe Favors: How to get More Good Deeds Done“ im Journal of Experimental Psychology: Applied veröffentlicht.

„Der Trick bestand im Experiment darin, einen Spendenaufruf um eine winzige Klausel zu ergänzen: wenn sich jemand bereiterklärt zu spenden, dann besteht eine Chance, dass die Spende vielleicht doch nicht abgebucht wird“, sagt Dr. Zürn vom Department Psychologie. In Online-Experimenten erhielten mehrere Tausend Probanden einen kleinen Geldbetrag, den sie entweder behalten oder einer wohltätigen Organisation spenden konnten. Einer Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde mitgeteilt, dass im Falle einer Spende ein Zufallsgenerator 5 Prozent der Spendenwilligen auswählen würde, die ihr Geld behalten könnten, anstatt es zu spenden.

Auf den ersten Blick erscheint es seltsam, dass auf diese Weise mehr Spenden zusammenkommen, denn schließlich wird auf einen Teil der Spenderinnen und Spender bewusst verzichtet. Jedoch stieg die Spendenbereitschaft unter diesen Bedingungen um 18 Prozent an, wogegen nur 5 Prozent der Spenderinnen und Spender verloren gingen.

„Das Verhalten der Teilnehmerinnen und Teilnehmern kann psychologisch mit sogenannten kognitiven Verzerrungen erklärt werden. Eines dieser Phänomene besagt, dass Menschen das mögliche Eintreten von Ereignissen überschätzen, wenn die Wahrscheinlichkeit dafür nur gering ist: Die 5-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass ich mich als guter spendenwilliger Mensch gezeigt habe, aber in Wirklichkeit vielleicht doch nicht spenden muss, erscheint dadurch reizvoll“, erläutert Dr. Zürn. Solche systematischen kognitiven Verzerrungen können dazu genutzt werden, menschliche Entscheidungen gezielt zu lenken, beispielsweise um mehr Gutes zu tun.

 

Inhaltlicher Kontakt:
Dr. Michael K. Zürn
Department Psychologie
+49 221 470-6693
michael.zuernSpamProtectionuni-koeln.de

Presse und Kommunikation:
Mathias Martin
+49 221 470-1705
m.martinSpamProtectionverw.uni-koeln.de

Zur Publikation (Preprint):

https://psyarxiv.com/angjp/