Ein internationales Team hat erstmalig die Langlebigkeit neutralisierender Antikörper in HIV-1-infizierten Menschen erforscht. Aktuell wird davon ausgegangen, dass eine HIV-1-Schutzimpfung nur effektiv sein kann, wenn durch sie diese Antikörper in geimpften Menschen gebildet werden. Die Erkenntnisse verbessern das Verständnis über die Dynamik solcher Antikörper und sind ein wichtiger Baustein für die weitere Erforschung eines HIV-1-Impfstoffs. An der Studie waren Professor Dr. Florian Klein, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik Köln, und Dr. Dr. Philipp Schommers, Leiter des Labors für Antivirale Immunität an der Klinik I für Innere Medizin der Uniklinik Köln, beteiligt. Die Publikation erschien unter dem Titel „Dynamics and durability of HIV-1 neutralization are determined by viral replication“ im Fachjournal Nature Medicine.
Dr. Dr. Schommers, Erstautor der Studie, berichtet: „Wir konnten zeigen, dass die HIV-1 Neutralisationsaktivität in Patienten stark von der Menge an Virus in Patienten abhängt. Während diese Abhängigkeit bei anderen Infektionserkrankungen, wie z.B. COVID-19, schon kurz nach Erstbeschreibung der Erkrankung untersucht werden konnte, war die Langlebigkeit von neutralisierenden Antikörpern bei HIV-1 bisher noch nicht in großen Studien gezeigt worden.“
Trotz wirksamer Medikamente, die die Grundlage der Behandlung einer HIV-1-Infektion darstellen und deren Einnahme auch die Übertragung des Virus effektiv verhindern können, infizieren sich jährlich über 1,2 Millionen Menschen mit HIV-1. Daher wird weiterhin mit Hochdruck an der Entwicklung eines wirksamen HIV-Impfstoffs geforscht.
Sogenannte breit neutralisierende Antikörper (bNAbs) können eine HIV-Infektion verhindern. Forschende versuchen solche bNAbs durch eine Impfung im Menschen hervorzurufen. Dies hat sich im Menschen jedoch als äußert schwierig herausgestellt. Daher konnten Impfstoffe, die eine Bildung von bNAbs im Menschen ermöglichen, noch nicht entwickelt werden. Zudem ist unklar, wie lange solche breit neutralisierenden Antikörper im Menschen bleiben. Genau dieses Wissen ist jedoch äußert wichtig, um erfolgreiche Strategien für eine HIV-1-Impfung zu entwickeln.
Die Forschenden um Professor Klein und Dr. Schommers haben daher die HIV-1-Antikörperantwort bei über 2.300 Patienten aus Deutschland, Tansania, Kamerun und Nepal untersucht. Hierbei konnten sie verschiedene Faktoren identifizieren, die dazu führen, dass Patienten auf natürliche Weise neutralisierende Antikörper bilden. Zudem identifizierten sie sogenannte „Elite Neutralizer“, also HIV-1-infizierte Personen, die eine sehr potente und breit neutralisierende Antikörperantwort aufbauen. Bei der Untersuchung von HIV-1-infizierten Personen über die Zeit konnte das internationale Forschungsteam dann herausfinden, mit welcher Dynamik HIV-1 neutralisierende Antikörper bestehen bleiben bzw. die Konzentration dieser Antikörper im Blut wieder abfällt. Hier zeigte sich, dass die Antikörperantwort in diesen Patienten zwar über die Jahre abnimmt, in ihnen jedoch auch noch nach Jahren hochpotente bNAbs nachweisbar sind. Dieses ist eine wichtige Erkenntnis und weist darauf hin, dass ein möglicher HIV-1-Impfstoff eine dauerhafte Impfantwort hervorrufen kann.
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Zur Publikation:
https://www.nature.com/articles/s41591-023-02582-3