Im Rahmen des Gedenkens an die Novemberpogrome 1938 findet am 11. November 2020 eine digitale Zeremonie zur Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Universität zu Köln und der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem statt. Für die Universität zu Köln unterzeichnet Rektor Professor Dr. Axel Freimuth, für Yad Vashem Dr. Eyal Kaminka, Lily Safra Chair of Holocaust Education und Leiter der International School for Holocaust Studies (ISHS) in Yad Vashem. Mit der Unterzeichnung wird die Universität zu Köln als dritte Universität in Deutschland Kooperationspartner von Yad Vashem.
Neben den Unterzeichnenden nehmen viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beider Institutionen sowie des Landes NRW an der Zeremonie teil. Nach der Begrüßung der Teilnehmenden durch Professor Freimuth und Dr. Kaminka wird die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Dr. Isabel Pfeiffer-Poensgen eine kurze Rede halten, worauf die Unterzeichnung der Vereinbarung folgt. Von Seiten der Universität nehmen auch Kanzler Dr. Michael Stückradt und die Prorektorin für Lehre und Studium Professorin Dr. Beatrix Busse teil sowie Abraham Lehrer vom Zentralrat der Juden in Deutschland und der Synagogen-Gemeinde Köln. Von Yad Vashem nehmen neben anderen Richelle Budd-Caplan, Leiterin der Abteilung „International Relations and Projects“ der International School for Holocaust Studies, Dr. Noa Mkayton, Leiter der Abteilung „International Programming“ und Dr. Birte Hewera von der Deutschlandabteilung teil.
An der Universität hat das Lehr-Lern-Projekt »school is open« die Kooperation mit Yad Vashem initiiert. »school is open« bietet im Rahmen der bildungswissenschaftlichen Anteile der Lehramtsausbildung unterschiedliche Formate zur Arbeit gegen Antisemitismus an. Das Abkommen wird die Holocaust-Bildung durch Aktivitäten für angehende Lehrerinnen und Lehrer in Yad Vashem und an der Universität stärken. Neben Studierenden werden auch weitere Mitglieder der Universität von Yad Vashems Expertise profitieren: Sowohl Lehrende als auch Mitglieder der Hochschulleitung können an Holocaust-Bildungsseminaren in Yad Vashem teilnehmen. Nicht zuletzt werden die Partner Informationen über aktuelle antisemitische Vorfälle in Deutschland austauschen.
„Die Universität zu Köln legt großen Wert auf Forschung, die Demokratie fördert und Verschwörungsphantasien, Antisemitismus und Hass aufdeckt. Leider wurden auch an der Universität zu Köln im Nationalsozialismus menschenverachtende Verbrechen begangen. Wir setzen uns dafür ein, sie aufzuklären und derer zu gedenken, die verfolgt und ermordet wurden. Mit Yad Vashem haben wir nun einen starken Partner, mit dem wir eine inklusive und demokratische Zukunft gestalten können“, sagt Rektor Axel Freimuth.
Dr. Eyal Kaminka sagt: „Auch 82 Jahre nach den Novemberpogromen sehen wir ihre historische Bedeutung und Relevanz für Lehrer und Schüler heute. Aus der Holocaust-Forschung wissen wir, dass sich viele hoch gebildete Menschen dem Naziregime nicht widersetzt haben. Mehr noch – sie waren beteiligt an der Verfolgung und Ermordung jüdischer Opfer in dieser dunklen Zeit in unserer nicht allzu fernen Vergangenheit. Die Partnerschaft mit der Universität zu Köln erlaubt uns, uns weiter mit Fragen des Rassismus, des Antisemitismus, unserer Handlungsmöglichkeiten und unserer Verantwortung für die Gestaltung einer besseren Zukunft auseinanderzusetzen.“
Das pädagogische Konzept von Yad Vashem rückt unter anderem anstelle einer anonymen und ungreifbaren Zahl die individuellen Geschichten von Jüdinnen und Juden ins Zentrum. Durch die Nennung von Namen und Lebensgeschichten sollen die Ermordeten des Naziregimes damit vor der Auslöschung aus dem Gedächtnis der Welt bewahrt werden. Die Beschäftigung mit den Geschichten von Einzelpersonen in all ihren Facetten und in der zeitlichen Perspektive jüdischer Lebenswelten vor, während und nach der Shoah kann Lernenden den Zugang zum Thema erleichtern und die Entwicklung von Interesse und Empathie unterstützen. Während der Zeremonie wird die Lehramtsstudentin Aimée Platte berichten, wie relevant die Arbeit Yad Vashems für ihre zukünftige professionelle Tätigkeit ist. »school is open« ermöglicht Studierenden wie ihr, diesen didaktischen Ansatz in der Erstellung digitaler Bildungsmaterialien – wie zum Beispiel des interaktiven Zeitstrahls zur Geschichte der Kölner Alumna Dr. Lilli Jahn – zu erproben.
Ein Forscher von Yad Vashem wird die Onlineausstellung „Der Schlag kam von innen“ vorstellen, die anhand von persönlichen Geschichten einen Blick auf die Geschehnisse der Pogromnächte vom 9. bis 10. November 1938 in Deutschland und Österreich wirft. Im Rahmen der Ausstellung wird auch die Geschichte des jüdischen Waisenhauses in der nordrhein-westfälischen Stadt Dinslaken erzählt, das am 10. November von einem Mob angegriffen wurde. Einige der Kinder und Mitarbeiter konnten später aus Deutschland fliehen, viele kamen in der Shoah ums Leben.
Durch die Kooperation mit Yad Vashem kann die Universität zu Köln dazu beitragen, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten und Antisemitismus zu bekämpfen.'
Inhaltlicher Kontakt:
Silke Bettina Kargl
Projekt »school is open«
+49 221-470-2185
silke.kargluni-koeln.de
Weitere Informationen:
Universität zu Köln, »school is open«:
schoolisopen.uni-koeln.de
https://schoolisopen.uni-koeln.de/projekte/100-jahre-alija/alumni-der-uzk/lilli-jahn
Yad Vashem:
www.yadvashem.org/de/education/about-school/pedagogic-concept.html
www.yadvashem.org/yv/de/exhibitions/novemberpogromnacht/index.asp