Dr. Svenja Bonmann, Institut für Linguistik / Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft, ist ab 1. Januar 2025 Stipendiatin im Jungen Kolleg der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Die Linguistin hatte die Jury in einem mehrstufigen Auswahlverfahren überzeugt. Die Aufnahme in das Junge Kolleg ist eine bedeutende Auszeichnung und mit einem jährlichen Stipendium von 10.000 Euro verbunden. Zudem bietet das Junge Kolleg die Möglichkeit zum Austausch mit anderen exzellenten jungen Forscher*innen und Künstler*innen.
Dr. Bonmann erforscht die Sprachenvielfalt der Welt aus diachroner wie synchron-typologischer Sicht. Sie hat zu differentieller Objektmarkierung im Austronesischen ebenso geforscht wie zu rezenten quantitativen und qualitativen Methoden des Sprachvergleichs. Gegenwärtig leitet sie zwei von ihr begründete Forschungsgruppen. Die Arbeit der einen Gruppe knüpft an ihre partielle Entzifferung eines antiken Schriftsystems, der sogenannten Kuschana-Schrift, an und soll eine in den Kuschana-Inschriften überlieferte, bislang unbekannte mitteliranische Sprache möglichst umfassend erforschen. Parallel zur Kuschana-Gruppe – und in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Eugen Hill – leitet Dr. Bonmann eine weitere Forschungsgruppe, die sich der systematischen Erforschung einer Gruppe paläosibirischer Sprachen widmet, den sogenannten Jenissejsprachen. Diese zeichnen sich durch typologisch interessante Merkmale aus (Tonsprachen, polysynthetische Morphologie) und sind vermutlich der letzte Rest paläolithischer Sprachen Sibiriens.
Svenja Bonmann hat Geschichte, Germanistik, Mittelalterstudien sowie Linguistik an den Universitäten Duisburg-Essen, Köln und Zürich studiert. Sowohl ihre Bachelor- als auch ihre Masterarbeit wurden ausgezeichnet. Ihre Dissertation im Bereich Historisch-Vergleichender Sprachwissenschaft zur syntaktischen Rekonstruktion iranischer Nominalphrasen erreichte den zweiten Platz im Wettbewerb der Indogermanischen Gesellschaft um die beste Dissertation des Jahres 2022-23. Seit 2023 ist Dr. Bonmann Akademische Rätin auf Zeit an der Universität zu Köln und arbeitet an ihrer Habilitation zum Thema „Indogermanische Kleincorpussprachen“. Breitgefächerte Sprachkenntnisse, unter anderem in Sanskrit, Latein, Altgriechisch, Gotisch, Altnordisch, Hethitisch, Luwisch, Tocharisch A/B, Awestisch, Altpersisch, Choresmisch, Baktrisch, Sogdisch und Gandhari, ermöglichten ihr die Entzifferung der Kuschana-Schrift.
Seit 2006 fördert die Akademie mit dem Jungen Kolleg den Nachwuchs in Nordrhein-Westfalen und zählt mittlerweile rund 190 aktive, assoziierte und ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten. Das Junge Kolleg steht Promovierten sowie herausragenden künstlerischen Talenten offen, die nicht älter als 36 Jahre sind. Voraussetzung für die Mitgliedschaft sind zusätzlich zur Promotion herausragende wissenschaftliche oder künstlerische Leistungen.