Vielleicht sollten Sie, bevor Sie weiterlesen, Ihren Kugelschreiber zur Seite legen oder ihn wenigstens aus dem Mund nehmen.
Es wird nämlich allenthalben behauptet, dass von Kugelschreiberkappen eine tödliche Gefahr ausgeht, da sie sich gerade zu anbieten, von ihrem Nutzer verschluckt zu werden. Obwohl der französische Unternehmer Baron Marcel Bich (Gründer des Unternehmens BIC, dem weltweit größten Hersteller von Kugelschreibern und Feuerzeugen) das Prinzip des Kugelschreibers nicht erfunden hat – das war 1938 der Ungar László Bíró – war es sein Design eines ergonomisch perfekten Stifts, das dem Kugelschreiber zum Sieg über den Füllfederhalter verhalf.
Das Design ist so vollendet, dass es über all die Jahrzehnte unverändert blieb. Bis auf ein winziges Detail: 1991 verpasste der Hersteller BIC seinem Klassiker ein kleines Loch an der Spitze der Kappe. Mit diesem Loch wirbt die Firma heute auf ihrer Internetseite und begründet diese Maßnahme damit, dass im Falle eines Verschluckens in die Atemwege dadurch die Luftzufuhr sichergestellt sei und somit eine Vielzahl von Menschenleben gerettet würde.
Im Jahr 2005 wurden in den USA 19.000 sogenannte Fremdkörperaspirationen registriert, 160 Kinder unter 14 Jahren starben daran. Am häufigsten verschluckten sich Kinder unter drei Jahren, wobei Erdnüsse, Baumnüsse, Sonnenblumenkerne, Pistazien und Kleinteile von Spielzeugen am häufigsten in die Atemwege gelangten. Kappen von Kugelschreibern machten aber insgesamt nur acht Prozent der Verschluckunfälle aus – am häufigsten wurden die Kappen im Grundschulalter aspiriert. Alles in allem ist in der Fachliteratur bisher ein Todesfall beschrieben.
Somit können Sie jetzt beruhigt weiter an Ihrem Kugelschreiber kauen. Da im Grundschulalter die Luftröhre schon relativ groß ist, landen die meisten Kuli-Kappen in einer der sogenannten Hauptbronchien. Damit ist die Belüftung der Lunge erst mal nicht wesentlich eingeschränkt. Das winzige Loch in der Kappe bietet nun den großen Vorteil, dass eine Zange die Kappe besser fassen und sie damit leichter aus der Lunge entfernen kann. Wenn es auch den Erdnussproduzenten gelingen könnte, ihre Produkte mit Löchern zu versehen, würde manche Fremdkörperentfernung deutlich unproblematischer.