Niemand kommt an ihm vorbei. Wer vom Albertus-Magnus-Platz aus das Hauptgebäude betreten will, trifft unweigerlich auf die eindrucksvolle Bronzestatue des Albertus Magnus. Der große Gelehrte, der am 15. November 1280 in Köln starb, schaut von einem Folianten, den er auf seinem Schoß liegen hat, neugierig auf, so als ob er die Studierenden und die Lehrenden, die in die Universität strömen, noch halb im Gedanken versunken, aber dennoch aufmerksam beobachtete. Als eine Wächterfigur am Eingang zur Universität hat der Bildhauer Gerhard Marcks 1956 seine Albert-Statue konzipiert. Wie populär unser Albert ist, zeigt sich vor allem bei Examensfeiern, die zumeist mit einem Albert-Selfie enden.
Den Magister Albert hätte dies sicher gefreut. Als er 1248 von Paris, wo er Professor war, zusammen mit seinem begabtesten Studenten Thomas von Aquin nach Köln kam, ist Köln eine der größten und reichsten Städte ihrer Zeit. Davon zeugen die 12 romanischen Kirchen und das prächtige gotische Rathaus. Am 15. August 1248 stand die Grundsteinlegung des Kölner Doms bevor, an der Albert und Thomas sicherlich teilnahmen. 1277 weihte Albert dann im Dom den Altar der Domsakristei.
Doch kehren wir zu Albert dem Professor zurück. Schon zu Lebzeiten galt Albert als Universalgelehrter, der sich in allen Disziplinen der Philosophie und der Theologie umfassend auskannte und sich insbesondere für die Naturwissenschaften interessierte. Folgerichtig ist er der Patron der Naturwissenschaften. In Köln gründete er das Generalstudium der Dominikaner, den Vorläufer der erst 1388 gegründeten Kölner Universität. Als juristischer Vermittler spielte er in den Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Erzbischof eine herausragende Rolle. Nach einigen anderen beruflichen Stationen kehrte er um 1269 endgültig in das Dominikanerkloster in Köln zurück, dem er eine Kreuzreliquie stiftete, die er in Paris aus den Händen König Ludwig IX. empfangen hatte und die sich noch heute im Dominikanerkloster Heilig Kreuz in der Lindenstraße befindet.
Albert, den man wegen seiner überragenden Gelehrsamkeit den Großen nannte, wegen seiner Herkunft den Deutschen oder den Kölner, ist heute in der Krypta von St. Andreas begraben. Dort ruhen seine Gebeine in einem antiken Sarkophag – ein stimmungsvoller und zum Nachdenken einladender Ort für diesen großen Gelehrten, den die Katholische Kirche als Heiligen und Kirchenlehrer verehrt. Von hier aus ist es nur ein Sprung zum Kölner Dom. Doch sollte man es sich nicht nehmen lassen, zuvor in der Nord- und der Südkonche von St. Andreas die großartigen Chorfenster von Markus Lüpertz zu betrachten, die dem berühmten Richter-Fenster im Südquerhaus des Doms in nichts nachtstehen. Albert, der die Schönheit über alle Maßen schätzte, würde sich freuen.