Courage! Mut, sich gegen Missstände zur Wehr zu setzen und für die Moral einzustehen, daran appellierte Edward Snowden bei einem von KölnAlumni veranstalteten, live gestreamten Vortrag an der Uni Köln. Auf YouTube gibt es den Mitschnitt für alle, die das Ausnahmeevent verpasst haben, zum Nachsehen.
»Good evening, Mr. Snowden … a warm welcome from the University of Cologne!« – diese Worte von KölnAlumna Dr. Juliane Kronen, begleitet von tosendem Applaus, waren der Beginn eines Abends, den das Publikum in der voll besetzten Aula der Universität zu Köln so schnell nicht vergessen wird. Insgesamt über 2.000 Gäste verfolgten gebannt Edward Snowdens Gedanken zum Thema »Courage«. Wie erinnert sich der weltbekannte Whistleblower vier Jahre nach seinen Enthüllungen an seinen Mut und seine Motivation zurück? Wie bewertet er das aktuelle politische Weltgeschehen? Auf Einladung von Köln Alumni, dem Amerika Haus e.V. NRW und der Stiftung "The Right Livelihood Award« erhielt der noch immer im russischen Exil lebende Snowden ein seltenes öffentliches Forum, um seine Position zu Regierung und Gesellschaft im digitalen Zeitalter vor Publikum vorzutragen.
Edward Snowden zeichnete das Bild einer neuen und ungewissen Zukunft: »It is a future, where the law is justifying bases to present thread towards us, where technology can be turned against us. Therefore, we need to look for new meanings of enforcing human rights!« Es sei eine außergewöhnliche Zeit, in der viele Ideologien und Standpunkte aufeinander klafften. Die größte Kluft befinde sich zwischen den etlichen normalen Bürgerinnen und Bürgern auf der einen und den wenigen Menschen mit Macht, Einfluss und Kontrolle auf der anderen Seite. Wenn Staaten den Weg für ihre Zukunft bereiteten, ginge es stets nur um die Wünsche der Regierung, nicht um die Bedürfnisse der Bevölkerung, kritisiert Snowden. Dies stelle erstaunlicherweise kaum wer in Frage. Stolz und Patriotismus hätten vielmehr eine Kultur hervorgebracht, die ohne Misstrauen und Skepsis auskomme. Für Snowden ist dies eine Tragödie: »If we allow the preferences of a few officials operating behind closed doors to replace the basic constitutional principles upon which our government was founded – the very idea of an enlightened civilization which generations of lifes have been sacrificed with – then we are not citizens, we are subjects. But we‘re meant to be partner to our government.« Herausforderungen sollen nicht entmutigen, sagt Snowden, sie sollen Ansporn bieten. Jede Bürgerin, jeder Bürger sei nur eine Entscheidung weit entfernt davon, etwas Großartiges für die Welt zu leisten. Niemand käme bereits als Held auf die Welt, Held sei, wer heldenhaft handle.
Im Anschluss an den rund 40-minütigen Input bereitete eine Podiumsdiskussion die streitbaren Positionen Snowdens nach. Professor Dr. Ulrike Ackermann (Direktorin des John Stuart Mill Instituts für Freiheitsforschung), Dr. Björn Schiffbauer (Institut für Völkerrecht und ausländisches öffentliches Recht, Universität zu Köln), Ole von Uexküll (Direktor der Stockholmer Right Livelihood Award Stiftung) und Professor Dr. Christiane Woopen (Vorsitzende der European Group on Ethics in Science and New Technologies) erörterten Maßstäbe für richtiges Handeln aus unterschiedlichen Perspektiven. Auch sie lieferten reichhaltiges »food for thought« für Studierende und Alumni an diesem Abend.
Für das Team von KölnAlumni markierte der 30. Juni 2017 das große Finale einer intensiven Planungs- und Vorbereitungsphase, mit dem das neuaufgestellte Netzwerk für Studierende, Alumni und MitarbeiterInnen der UzK seinen Auftakt gefeiert hat. Strahlkräftige Veranstaltungen, fach- und generationenübergreifend zu gesellschaftsrelevanten Themen, sollen das Profil des Netzwerks auch in Zukunft prägen.