Städte sind durch sehr hohe Verkehrsdichten sowie intensive Verbauung gekennzeichnet. Beide Eigenschaften führen neben anderen negativen Effekten (Belastung mit Stickoxid und Kohlendioxid, Städteüberhitzung und vieles mehr) zu einer Konzentrierung von Feinstaubpartikeln, deren gesundheitsschädliche Wirkung in Zusammenhang mit Krebs, Diabetes, Asthma, Herzinfarkt und weiteren Krankheiten wie Demenz diskutiert wird.
Den wenigen freien Grünflächen stehen ein Vielfaches an Asphalt und Beton sowie Dach- und Fassadenflächen gegenüber, die sich im Sommer intensiv aufheizen und im Winter recht schnell auskühlen. Diese nachteiligen Eigenschaften sind bei grünen Fassaden stark reduziert. Leider haben bislang grüne, also mit Kletterpflanzen bewachsene Fassaden, in der Gesellschaft kein gutes Image – zumindest in Deutschland. Viele Menschen sehen sie als Symptom für Vernachlässigung und Verfall von Gebäuden, als mauerschädigend und als betreuungsintensiv. Doch gerade grüne Fassaden helfen gegen die noch stärkere Aufheizung der Städte im Zuge des Klimawandels und die Verschlechterung der Luftqualität – vor allem durch Autoabgase. Typische Fassaden-Kletterpflanzen sind der Efeu (Hedera helix) mit zahlreichen Sorten oder der Wilde Wein (Parthenocissus-Arten). Sie sind sehr anpassungsfähig, vertragen Trockenheit und gedeihen auch an anspruchslosen Standorten.
Unser Team hat Tagestemperaturverläufe von efeubegrünten Fassaden im Vergleich zu "klassischen", verputzten Hausfassaden und die Luftfeuchte über mehrere Wochen aufgezeichnet. Des Weiteren haben wir die Wirkung von Efeu auf die Absorption von Stickoxiden (NOX) und Kohlendioxid (CO2) sowie die Adsorption, also die Bindung und Anreicherung von Stoffen an die Blattflächen, von Feinstaub (PM 2,5) untersucht. Dabei zeigte sich, dass Efeu und andere Kletterpflanzen im Sommer nachhaltig kühlend, im Winter wärmeisolierend auf die Fassadenverhältnisse wirken. Zusätzlich zu seinem Effekt auf die Absorption des Treibhausgases CO2 absorbiert Efeu gesundheitsschädliche Stickoxide und filtriert Feinstaub.
Grüne Fassaden haben eine ganze Reihe vorteilhafter Eigenschaften für das Klima in Städten: sie verbessern das Stadt- und Raumklima, sie reduzieren Überhitzung und Smog, sie produzieren Sauerstoff und sie fördern die Artenvielfalt in der Stadt. Grüne Fassaden sind sicherlich nicht die Lösung für die Feinstaubproblematik in Städten. Aber sie sind ein sinnvoller und nachhaltiger Ansatz, der durch die Bindung von Feinstaub zusammen mit anderen Maßnahmen das Klima verbessern kann – und das nicht nur in Städten.