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Die Schmitz-Säule

Prof. Erwin Orywal, (Völkerkunde) über die Schmitz-Säule am Alter Markt

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Kölner Uni erforschen, erkunden und erleben Köln. Ihre Forschungen beschäftigen sich mit Flora, Fauna und nicht zuletzt den Bewohnern der Stadt gestern und heute.  Über Interessantes, Skurriles, Typisches oder auch weniger bekanntes berichten sie in dieser Rubrik.
Dr. Erwin Orywal, Professor für Völkerkunde erläutert, was es mit der Schmitz-Säule am Alter Markt auf sich hat. 

Haben Sie schon einmal von der Schmitz-Säule gehört? Wenn nicht, dann spazieren Sie doch einmal zur offiziellen Adresse dieser Säule am Alter Markt 30. Nicht gefunden? Das ist aber erstaunlich, denn die Säule ist ca. 4,50 m hoch und damit kaum zu übersehen.
Sucht man nun weiter, dann findet man den Hinweis, dass die Säule in der Nähe der Figuren von Tünnes und Schäl stehen. Deren offizielle Adresse ist die Lintgasse 9. Geht man vom Alter Markt in die Lintgasse, findet man auch diese Figuren nicht. Eine weitere Angabe lautet nun An Groß Sankt Martin. Diese Adresse aber ist die Schürmann Umbauung des ehemaligen Klostergeländes nördlich von Groß Sankt Martin. Mit viel Geduld steht man irgendwann auf der Westseite von Groß Sankt Martin und prüft nun die letzte Ortsangabe: „Vor der romanischen Kirche Groß Sankt Martin“, und dann könnte man mit etwas Glück die Säule entdecken.
Warum so kompliziert, würde der Kölner sagen, warum lautet die Ortsangebe nicht „Hinter dem Brauhaus zum Prinzen“, das vormalige Gaffel Brauhaus am Alter Markt? Das wäre die präzise mittelalterliche Angabe, als es noch kaum Straßennamen gab, aber jeder Kölner sofort Bescheid wusste. Somit gestaltet sich schon die Suche nach der Schmitz-Säule als ein etwas mysteriöses Unterfangen.

Noch mysteriöser aber ist für viele Kölner die Bedeutung dieser quadratischen, möglicherweise aus Steinen der römischen Hafenanlage erbauten Säule. Ihr Name lässt aber schon vermuten, dass sie in einer Verbindung mit dem Kölner Stammbaum steht, der nach kölscher Sichtweise von der Familie Schmitz gegründet wurde. Diese Vermutung bestätigt dann auch eine erste Inschrift auf der Westseite der Säule. Intensive Recherchen zur Entstehung des Stammbaums der Kölner Ur-Ahnen haben nun Folgendes ergeben: In römischer Zeit war das heutige Martins Viertel eine Insel, umgeben vom Hauptarm und einem Nebenarm. des Rheins. Auf dieser Insel standen römische Lagerhäuser. Diese wurden natürlich von schwarz gelockten, gut aussehenden römischen Legionären bewacht.

Ab und zu schauten dann dort blonde ubische Mädchen aus dem Oppidum Ubiorum vorbei, und es kam zu dem, was man in Köln ein „Fisternöllsche“ nennt, ein intimes Stelldichein. Als dann der erste kleine Schmitz das Licht der Welt erblickte, war der Stammbaum der Familie Schmitz begründet. 

Beweise hierfür sind heute in der Grabung unterhalb Groß Sankt Martins zu sehen, nämlich die Mauerreste eines der römischen Lagerhäuser. Da es zuvor auf dieser Insel schon ein römisches Schwimmbad gab, gleichfalls in der Grabung zu sehen, könnte es auch dort im sozusagen ersten Müngersdorfer Stadion zu entsprechenden „Fisematentsche“ gekommen sein. Der Nebenarm des Rheines wurde kurz vor dem Jahre 1000 unserer Zeitrechnung aufgeschüttet und es entstand der heutige Alter Markt und der Heumarkt. 

Nachdem nun diese historischen Erkenntnisse zur Entstehung des Stammbaums der Schmitzens bekannt geworden waren, sah es der Architekt und stadtgeschichtlich engagierte Kölner Jupp Engels (1909-1991) als dringend erforderlich an, dieser Entstehungsgeschichte auch architektonisch einen Ausdruck im kölnischen Raum zu verleihen, und er spendete 1965 das Geld für den Bau der Schmitz-Säule.

Erbaut wurde sie dann im Jahre 1969. Nun ereignete sich aber im Jahr der Erbauung der Säule noch ein weiteres weltbewegendes Ereignis. Ein Herr Neil Armstrong betrat während der Mondlandemission der NASA mit Wernher von Braun als einem ihrer Leiter als erster Mensch den Mond – genau in dem Jahr, als die Schmitz-Säule erbaut wurde. Dieses Ereignis empfand man in Köln als ebenso bedeutend wie den Bau der Schmitz-Säule, sodass man Herrn Neil Armstrong, Wernher von Braun und die gesamte NASA davon in Kenntnis setzte, gleichfalls mit einer Inschrift (Süd Seite) der Parallelität der Ereignisse zu gedenken.

Kölner wären jedoch nicht Kölner, wenn sie nicht noch einen drauf gesetzt hätten: Sie ließen nämlich vom Institut für Weltraumforschung in Bochum genau ausrechnen, wie weit der linke Fußabdruck von Herrn Neil Armstrong auf dem Mond von unserer Schmitz-Säule entfernt ist, nämlich 389 994 km und 100 Meter. 

Eine weitere Geschichte belegt ebenfalls die Entstehung des Kölner Stammbaums der Schmitzens in sehr frühen Zeiten. Es trafen sich der Bischof von Trier, von Mainz und von Köln auf einer Konferenz und unterhielten sich über ihre Herkunft. Der Bischof von Trier sagte „Liebe Kollegen, ihr wisst ja, dass Trier die älteste Stadt Deutschlands ist und somit geht auch mein Stammbaum zurück in die römische Zeit“. Der Bischof von Mainz sagte „Respekt, Herr Kollege, das ist wahrhaftig ein beeindruckender Stammbaum. Jedoch, mein Stammbaum geht schon zurück auf Adam und Eva“. Darauf sagte der Bischof von Köln „Wo Sie jerade sagen ´Eva´ – war dat nit ne jeborene Schmitz?“

Damit dürfte wohl das Mysterium der Schmitz-Säule gelöst sein. 

P.S. Inschriften und Bilder zu sehen unter: