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Ab in die Wüste

Der Geoverbund ABC / J organisiert eine Studierenden-Exkursion an das Arabische Meer

Foto:Felix Möller

Studierende der Geowissenschaften müssen für ihr Studium an Exkursionen teilnehmen. Der Geoverbund ABC / J der Universitäten Aachen, Bonn, Köln und des Forschungszentrums Jülich hat die Exkursion „Das Sultanat Oman – Eine Wüste im Wandel“ organisiert. Das Land zwischen Arabischem Meer und Persischem Golf bietet optimale Bedingungen, um Studierenden eine Vielzahl von Forschungsgegenständen und -methoden zu erklären. Mit der German University of Technology in Oman (GUtech) steht vor Ort ein starker Partner zur Verfügung. 

Als Felix Möller das erste Mal auf einem Feldbett im Freien unter dem Sternenhimmel am Arabischen Meer übernachtete, war für ihn klar: „Hier bin ich ganz woanders. Von hier werde ich auf jeden Fall etwas mitnehmen.“ Das war der erste Eindruck einer Exkursion, die den dreiundzwanzigjährigen Lehramtsstudenten der Mathematik und Geographie durch das Sultanat im Osten der arabischen Halbinsel führen sollte. Knapp zwei Wochen wurden er und seine 18 Kommilitoninnen und Kommilitonen von Wissenschaftlern der GUTech und des Geoverbundes durch ein Land der vielfältigen Eindrücke geführt.


Die Reise erfasste eine Strecke von den agrarischen Flächen des Nordens bis zur Sandwüste im Süden. Oasen, Wadis und geologische Formationen waren das Ziel, Regenfälle und ein Sandsturm mussten bestanden werden. Die Studierenden konnten mit Beduinen und Oasenbewohnern ins Gespräch kommen. Möller ist begeistert, wenn er davon berichtet: „Die Omanis waren sehr gastfreundlich und haben uns sehr geholfen. Sie sind sehr offen und herzlich und man konnte sich auf Englisch unterhalten.“ 

Interdisziplinär und standortübergreifend 

Ziel der Exkursion war es, den Studierenden aus allen Teilbereichen der Geowissenschaften einen interdisziplinären Überblick über das Land und die Forschung dort zu geben. „Heutzutage ist es unerlässlich, auch in Nachbardisziplinen über ein gewisses Basiswissen zu verfügen und mit Kolleginnen und Kollegen anderer Fachrichtungen kommunizieren zu können. Das gilt insbesondere für die Geowissenschaften, die eine Reihe unterschiedlichster Disziplinen umfassen“, erklärt Dr. Daniel Felten vom Geoverbund ABC / J, der zusammen mit Oliver Bödeker vom Geographischen Institut der Uni Köln die Exkursion organisiert hat. 

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist, neben der Initiierung und Begleitung von Forschungsprojekten, ein wesentliches Anliegen des Geoverbundes ABC/J. Deswegen bietet der Geoverbund standortübergreifende Ausbildungsangebote für Studierende und Promovierende an. Mit Dr. Gösta Hoffmann von der GUtech (jetzt Uni Bonn) und Professor Dr. Peter Kukla von der RWTH Aachen konnten zwei erfahrene Exkursionsleiter gewonnen werden. „Positiver Nebeneffekt dabei war, dass Gösta Hoffmann gleich eine mehr oder weniger fertige Exkursion samt Route und spannenden geowissenschaftlichen und geographischen Themen aus dem Hut ziehen konnte“, so Felten. 

Mit der Exkursion will der Geoverbund eine sinnvolle Ergänzung zum etablierten Exkursionsangebot an den Universitäten schaffen. „Für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion wurde eine individuelle Lösung zur Anrechnung der Exkursion als Studienleistung gefunden.“ 

Besuch beim Tsunami-Warnsystem

Das interdisziplinäre Programm deckte eine breite Palette der Geo-Fachbereiche ab: Landschaftsformen, Kultur und Wirtschaftsformen in der trockenen Region, Geologie – für jeden Studierenden gab es neue Eindrücke und Einsichten in andere wissenschaftliche Fächer. „Da wir alle aus unterschiedlichen Fachrichtungen und Universitäten kamen, war das ganz spannend“, erinnert sich Möller. „Wir konnten auch aktuelle Forschungsbereiche kennenlernen, wie Quartär- oder Tsunamiforschung“, berichtet er. 

Mit ihrer Lage am tektonisch aktiven Indischen Ozean sind die omanischen Küsten eine Region, die von Tsunamis bedroht ist. Ein Höhepunkt war deshalb der Besuch im Tsunami-Warnsystem im Oman. Die Exkursion vermittelte dem Geographen auch einen tiefen Einblick in die Geologie: Ob der Tagebau von Manganfeldern, die Datierungsmethoden bei Gesteinsschichten oder marine Hebungsterrassen – die täglichen Eindrücke sollten es den Studierenden ermöglichen, die Entstehung der Landschaft nachzuvollziehen. 

Leben und wirtschaften in einer Trockenzone

Aber auch Kultur und Landwirtschaft standen als formende Einflüsse auf dem Programm. So wurden Wadis, periodisch geflutete Flussbetten, und die dazugehörenden Oasen besucht. „Wir konnten mit den Bauern besprechen, wie das System funktioniert. Oder wie der Zyklon 2008 die Oasen zerstört hat. Es war sehr interessant das Bild, das man aus seiner Lektüre gewonnen hatte, mit der Wirklichkeit zu vergleichen. Da gab es schon den ein oder anderen Unterschied“, erinnert sich Felix Möller. 

Von besonderem Interesse war für die Studierenden unter anderem das „Faladsch“, ein Bewässerungssystem, das überund unterirdisch Wasser aus Quellen, Wadis und dem Erdreich zu den Feldern der Omanis führt und über 2500 Jahre alt ist. Ein Blick auf den Fischfang an der Küste und eine Werft, die traditionelle Schiffe aus Holz, die sogenannten Dhaus, herstellt, rundeten das Bild der Wirtschaft ab. 

Einen Sonnenaufgang in der Wüste erleben

Auf ihrer Reise nach Süden geriet der Auto- Konvoi der Exkursion dann in einen Sandsturm. „Über zweieinhalb Stunden saßen wir in den Wagen und haben uns über einen Radiotransmitter über die Wüste unterhalten, um das Beste aus der Situation zu machen.“ Neben den festgelegten Zielen bot die Exkursionsleitung auch an, eigene Wünsche in das Programm zu integrieren. „Ich wollte unbedingt einmal eine richtige Sandwüste sehen“, sagt Möller. Der Wunsch wurde erfüllt – in der Wüste Rimal al Wahiba wurde die Wüstenentstehung besprochen. „Morgens sind wir dann auf die Düne gestiegen und haben uns den Sonnenaufgang angeschaut“, erinnert sich Möller. 

Für Felix Möller war die Exkursion hoch interessant: „Man lernt mit den ganzen Sinnen, das fand ich als angehender Lehrer sehr spannend. Wenn man zum Beispiel auf den ehemaligen Küstenstreifen selber nach archäologischen Überresten sucht und Pfeilspitzen aus Feuerstein findet, hatte man das Gefühl: Ich entdecke das für mich auch noch einmal neu.“ Auch die Wissenschaftler vom Geoverbund ABC / J sind mit dem Ergebnis der Exkursion zufrieden. Felten: „Der Erfolg der ersten ABC / J-Exkursion hat den Geoverbund darin bestätigt, sein Engagement in diesem Bereich zu verfestigen. Daher wird es auch im Jahr 2017 wieder eine interdisziplinäre Exkursion in den Oman geben“, so der Koordinator.