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Bis zu 295 Nacktmulle können eine Kolonie bilden und zusammenleben - und steinalt werden.

Bis zu 295 Nacktmulle können eine Kolonie bilden und zusammenleben. Zumindest ist das die größte Anzahl der niedlichen Tierchen, die bis jetzt in der freien Natur beobachtet wurde. Im Normalfall lebt der Nacktmull in unterirdische Höhlen Ostafrikas in Gruppen von circa 70 Mullen mit einer Königin als Oberhaupt, ähnlich zum sogenannten eusozialen System von Bienen und Termiten.

Rund 100 Nager leben seit einem Jahr im Kölner Forschungszentrum des Exzellenzclusters für Alternsforschung CECAD. Für die Wissenschaft sind sie besonders interessant, denn im Vergleich zu anderen Nagern werden sie steinalt – im Schnitt 30 bis 35 Jahre. Dabei hat der Mull kein Risiko an alternsbedingten Krankheiten wie Krebs zu erkranken. Er stirbt zufällig. Ein 7-jähriger Nacktmull hat das gleiche Risiko zu sterben wie ein 20 Jahre alter Mull.

Dr. Jane Reznick, die 2020 mit einem ERC Starting Grand in Höhe von 1,55 Millionen Euro nach Köln gekommen ist, möchte herausfinden, wie die Nacktmulle dieses hohe Alter gesund erreichen können. Dabei untersucht sie einzigartige Stoffwechselwege, die von Nacktmullen genutzt werden – in der Hoffnung, einige dieser Stoffwechseltricks für die menschliche Gesundheit auszuleihen.

Doch zunächst müssen die Kolonien aufgebaut werden. In der Regel hat eine Königin ein bis zwei Männchen, mit denen sie ihre Kolonie gründet. Alle weiteren Nachkommen sind sexuell gehemmt und können sich nicht fortpflanzen. Die Königin bekommt bis zu ihrem Tod in den Dreißigern Nachkommen. Zunächst erblicken circa sechs kleine Nacktmulle pro Wurf nach 60 Tagen Trächtigkeit das Dunkel der unterirdischen Höhlensysteme, was sich mit zunehmendem Alter auf ungefähr 20 Nacktmullbabys pro Wurf steigern kann.

Im Schlaf bilden die Nacktmulle ähnlich wie Kinder auf dem Schulhof »Schweinehaufen«. Auf dem Schulhof werden die Haufen schnell wieder aufgelöst – spätestens, wenn den unteren die Luft knapp wird. Das ist für die Nager jedoch kein Problem. Sie können bis zu 18 Minuten ohne Sauererstoff auskommen, danach wird gewechselt. Anpassungen im Stoffwechsel und Kommunikation zwischen den Organen machen dies möglich. Welche Faktoren schützen die Nacktmulle in diesen extremen Situationen und warum hinterlässt ein plötzlicher Wechsel von kaum hin zu viel Sauerstoff, anders als bei Menschen, keinen Schaden in den Tieren? Auf die Auf die Antworten können wir schon mal gespannt sein.