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1986

Der "weiße Geselle am Wendehammer"

Die »Russenpeitsche« oder »The Beast from The East« – egal, wie man es nennt: Ein sibirisches Hoch zog im Februar über Deutschland hinweg und hinterließ Schneelandschaften – und kilometerlange Staus. Auch der Januar 1986 erlebte Köln einen schneereichen Wintereinbruch, was in der Domstadt mit ihrem warmen Klima durchaus nicht alle Winter vorkommt.

Doch was den einen ärgert lässt den anderen zur Tat schreiten und kreativ werden. Unter dem Titel »Weiße Freuden« schrieb das Kölner Universitätsjournal: »Nur zwei Tage erfreute der weiße Geselle am Wendehammer vor dem Universitätshaupteingang zum Jahresbeginn Studenten und Professoren der Kölner alma mater. Innerhalb kürzester Zeit hatte Rudolf Stettler von der Hausverwaltung sein Kunstwerk morgens um fünf Uhr nach reichlichen Schneefällen geschaffen.“ Stolz posierte der Schöpfer neben seinem Werk.

Doch leider war dem Kunstwerk kein langes Leben beschieden, so das Unijournal: »Dass es wohl gelungen sei, bescheinigten dem Schneekünstler, der aus der Schweiz stammt, auch viele Kölner Passanten. Leider meinte es die Sonne dann allzu gut. Ihre Strahlen verwandelten den weiß-schwarzen Gesellen rasch zu Wasser. Der Regenschirm, vorsorglich aufgespannt, half dagegen auch nicht mehr.« Vielleicht hätte der Schneekünstler noch etwas warten sollen. Im April 1986 beendete eine Wetterkonstellation aus zwei Tiefdruckgebieten über Skandinavien den warmen Frühsommer und stürzte Deutschland in einen zweiten Winter.