Es befindet sich bei Professor Jürgen Richter in der Schublade – nicht in der Schreibtischschublade, sondern in den neuen Sammlungskästen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte.
Der Faustkeil wurde in der ostafrikanischen Fundstätte Olorgesailie in Kenia gefunden und wird dem Homo erectus zugerechnet, dem Vorfahren von Homo sapiens und Homo neanderthalensis. Wie unterscheidet man eigentlich einen Faustkeil von Geröll? »Das erkennt man an den typischen Abschlägen, die eine gezielte Bearbeitung nachweisen. Die Oberflächen sehen anders aus als bei einem Naturprodukt«, erklärt Professor Richter. Auch der Fundkontext ist bedeutsam: Wird der Faustkeil mit Resten der Bearbeitung und in der Nähe menschlicher Siedlungsspuren gefunden, dann addieren sich die Spuren. »Wenn ich all diese Merkmale habe, dann weiß ich, dass das ein Artefakt ist«, sagt der Archäologe.
Sorgfältig erläutert der Fachmann die Herstellungsprozedur des Faustkeils: Welches Stück wurde zuerst abgeschlagen, welches danach? Mit Hilfe einer solchen Arbeitsschrittanalyse können die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen »Rezepturen« erstellen, genaue Abläufe der Erstellung eines Faustkeils, und ermitteln damit kulturelle Technologien der Steinzeit.
Im Vergleich zu anderen Steinwerkzeugen ist der Kölner Keil aber eher mittelalt. Richter erklärt: »Wir gehen davon aus, dass Menschen seit etwa 2,5 Millionen Jahren Artefakte nutzen. Es gibt allerdings ganz neue Funde aus Kenia, die 3,3 Millionen Jahre alt sind. Die sind aber nicht mit menschlichen Fossilien vergesellschaftet. Das würde dann belegen, dass schon die Vorfahren der Gattung Homo – zumindest zu diesem Zeitpunkt – Artefakte hergestellt haben.«