Zukunftspreise
Die Universität zu Köln ist der Überzeugung, dass individuelle wissenschaftliche Exzellenz der Kern des wissenschaftlichen Fortschritts ist und deshalb besonders gefördert und belohnt werden sollte.
Um dieses Ziel zu erreichen, werden jährlich ein Max Delbrück-Preis (Natur- und Lebenswissenschaften), ein Leo Spitzer-Preis (Geisteswissenschaften) sowie ein Hans Kelsen-Preis (Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) an WissenschaftlerInnen mit herausragenden wissenschaftlichen Leistungen in den letzten sechs Jahren vergeben.
Zusätzlich werden drei Junior Zukunftspreise an herausragende NachwuchswissenschaftlerInnen vergeben.
Max Delbrück
*4. September 1906 in Berlin, Deutschland - †9. März 1981, Pasadena, CA, USA
Max Delbrück gilt als einer der berühmtesten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts in den Naturwissenschaften (Physik und Biologie).
Sein wissenschaftlicher Fokus veränderte sich mehrmals während seiner Karriere. So begann er in den 1920er Jahren sein Studium in Göttingen zunächst in der Astronomie und wechselte dann zur theoretischen Physik.
Als Postdoktorand setzte er seine Studien in England, der Schweiz und Dänemark fort und zog schließlich im Jahr 1932 nach Berlin. Dort entwickelte er großes Interesse an der Biologie und wurde Koautor eines wichtigen wissenschaftlichen Artikels zur Mutagenese. Im Jahr 1937 zog er in die Vereinigten Staaten von Amerika und konzentrierte sich auf Molekulargenetik.
In den frühen 1950er Jahren verlagerten sich seine Forschungsinteressen auf Sinnesphysiologie.
Am 22. Juni 1962 gründete Max Delbrück das Institut für Genetik der Universität zu Köln mit Niels Bohr als Sprecher.
Im Jahr 1969 wurde Max Delbrück gemeinsam mit Alfred D. Hershey und Salvador E. Luria für "Entdeckungen über den Replikationsmechanismus und die genetische Struktur von Viren" mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet.
Leo Spitzer
*7. Februar 1887 in Wien, †16. September 1960 in Forte dei Marmi, Italien
Der aus einer österreichisch-jüdischen Familie stammende Leo Spitzer war Romanist und Literaturtheoretiker und gilt als Vertreter der Stilistik. Er veröffentlichte zu einem breiten Spektrum an Themen in der Sprachwissenschaft sowie der Literatur- und Kulturgeschichte.
Leo Spitzer war Schüler Wilhelm Meyer-Lübkes und promovierte 1910. 1913 nahm er eine Stelle als Privatdozent an der Wiener Universität an. Nach dem Ersten Weltkrieg, während dessen er seine Karriere unterbrechen musste und bei der österreichischen Zensurbehörde tätig war, ging Spitzer nach Bonn und schließlich nach Marburg, wo er an der Universität ab 1925 ordentlicher Professor für romanische Sprachwissenschaft war. 1930 wurde er an die Universität zu Köln als Nachfolger von Etienne Lorck berufen. Hier gründete er mit anderen das Portugiesisch-Brasilianische Institut (1932).
Spitzers jüdische Herkunft führte nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten zu seiner Entlassung am 7. April 1933, woraufhin er in die Türkei emigrierte. In Istanbul war er am Aufbau eines Lehrstuhls für europäische Philologie beteiligt, später übernahm er die Leitung der dortigen Fremdsprachenschule.
Im Gegensatz zu anderen deutschen Gelehrten, die ebenfalls nach Istanbul gekommen waren und dort während des Kriegs blieben, konnte Spitzer im Jahr 1936 in die USA gehen und übernahm an der Johns Hopkins University in Baltimore einen Romanistik-Lehrstuhl.
Im Jahr 1949 veröffentlichte er sein avantgardistisches Werk "American Advertising Explained as Popular Art". Die Anerkennung kam zunehmend aus Europa, besonders aus Italien.
1955 erhielt Spitzer den Antonio-Feltrinelli-Preis und im Jahr 1959 veröffentlichte ein ehemaliger Student Spitzers, Hugo Friedrich, an der Universität zu Köln mit finanzieller Unterstützung durch die DFG ein Werk von über 900 Seiten gesammelter Papiere Spitzers in fünf Sprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Englisch).
Im Jahr 1946 erhielt Spitzer eine Einladung, auf seine ehemalige Position an der Universität zu Köln zurückzukehren. Spitzer blieb jedoch in Baltimore.
Hans Kelsen
*11. Oktober 1881, Prag, damals Österreich-Ungarn – † 19. April 1973, Orinda (Nähe Berkeley), USA
Dem Juristen und Rechtsphilosophen Hans Kelsen kommt eine herausragende Rolle in den Rechtswissenschaften des 20. Jahrhunderts zu. Insbesondere Arbeiten im Bereich des Staatsrechts, des Völkerrechts sowie in der Rechtstheorie sind mit seinem Namen verbunden.
Nach einem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien habilitierte sich Kelsen 1911 im Staatsrecht und der Rechtsphilosophie.
Im Jahr 1919 wurde er ordentlicher Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Wien, wo er die Zeitschrift für Öffentliches Recht (Journal of Public Law) entwickelte und ihr Herausgeber wurde. Das unter seiner maßgeblichen Mitwirkung erarbeitete Bundes-Verfassungsgesetz des neuen österreichischen Staates wurde am 1. Oktober 1920 von der Konstituierenden Nationalversammlung beschlossen. Es gilt – mit Modifikationen von 1929 und im Rahmen des EU-Beitritts – bis heute.
Im Jahr 1930 wurde Kelsen Professor für Völkerrecht an der Universität zu Köln. Als die Nationalsozialisten im Jahr 1933 in Deutschland an die Macht kamen, entfernte man ihn von seinem Posten. Hans Kelsen zog daraufhin nach Genf, wo er zwischen 1934 und 1940 Völkerrecht am Graduate Institute of International Studies unterrichtete.
Zwischen 1936 und 1938 war er kurzzeitig Professor an der Deutschen Universität in Prag, bis er schließlich wieder nach Genf zurückkehrte, wo er bis 1940 blieb.
KandidatInnen für die Zukunftspreise können durch die Fakultäten, die SprecherInnen der UzK Centers of Excellence, Mitglieder des IS Steering Committees sowie durch die PreisträgerInnen der Vorjahre vorgeschlagen werden.