Web-Report "Back to the Future"
Web-Report der Summer School 2023
Die Köln Alumni WELTWEIT Summer School 2023 fand vom 24. Juli bis 28. Juli in der Universität zu Köln statt. 14 Teilnehmende aus Brasilien, Deutschland, Italien, Jordanien, Kanada, Kroatien, Mexiko, Singapur, Taiwan und den Vereinigten Staaten hatten die Möglichkeit sich intensiver mit dem Thema „Back to the Future“ auseinanderzusetzen. Auf vielfältiger Weise wurde dem Begriff Zukunft Raum gegeben. Im akademischen Kontext wurden Dozierende und Mitarbeitende der Universität zu Köln eingeladen, Personen aus der freien Wirtschaft sowie Vertretende aus wissenschaftlichen Einrichtungen. Vorträge, Diskussionen, interaktive Seminare und eigene Vorträge brachten den Teilnehmenden auf vielfältige Weise die unterschiedlichen Nuancen des diesjährigen Programms näher.
Den Auftakt gestalteten Kathrin Andree und Ingo Kleiber vom Prorektorat Studium und Lehre und beschäftigten sich auf anschauliche Weise mit den „Zukünften der (universitären) Bildung“. Daran anknüpfend folgte Prof. Dr. Annabelle Hofer mit ihrem Seminar zur „Arbeit der Zukunft“ und verband zuvor gehörte Inhalte mit der tatsächlichen Sicht auf die Entwicklung der Arbeitsweltveränderungen. Melissa Günther stellte ihre eigens gegründete Plattform „Found Factory“ vor, ein Tool was interessierte Personen aus der Wissenschaft zur Unterstützung ihrer Projekte mit potentiellen Geldgebern und Unterstützern vernetzt. Frau Dr. Zilla aus der Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin berichtete über den Bereich der feministischen Außenpolitik und lud zu einer kritischen Auseinandersetzung ein. Einblicke in aktuelle Forschungszusammenhänge des CECAD Excellenzclusters wurden von Frau Prof. Dr. Carien Niessen vorgestellt, die sich mit „Neuen Erkenntnissen in der Altersforschung, neue Chancen für Alters-assozierte Medizin?“ auseinandersetzte. Eine Abrundung der Woche erfolgte durch Ingo Kleiber und Kathrin Andree zum Thema „Künstliche Intelligenz“.
Eine praktische und lebensnahe Interaktion mit der Zukunft fand durch Exkursionen zu regionalen Transportunternehmen statt. Die KVB Hauptwerkstatt ermöglichte einen Einblick in ihre Hauptwerkstatt und rundete den Besuch mit einem Vortrag zu den Zukunftsaussichten des Unternehmens ab. Der Flughafen Köln/Bonn präsentierte ihre veröffentliche Mach-Studie zum Thema „Flugtaxis“ und zeigte Überlegungen und strategische Planungen für eine solche Umsetzung.
Nicht nur Referierende und Menschen aus der Praxis hatten die Möglichkeit die Summer School mit ihren Beiträgen zu bereichern, sondern auch die Teilnehmenden selbst. So erfolgte eine bunt gemischte Vorstellung von Zukunftsperspektiven der Anwesenden, bezogen auf sich persönlich und ihre Herkunftsländer. So wurde die klimatische Entwicklung Mexikos behandelt, die Bedrohung des Lebensraums der Orang-Utans in Malaysia, die Arbeitsform des Digitalen Nomadentums vorgestellt, sowie die Sicht auf aktuelle Ereignisse der einheimischen Urbevölkerung Nordamerikas.
Neben den wissenschaftlichen und praxisbezogenen Inputs kam auch der eigentliche Austausch unter den Teilnehmenden nicht zu kurz. In einem informellen Get Together am Sonntag dem 23.07. wurde die Gelegenheit auf ein entspanntes Kennenlernen und Austauschens gegeben. Die offizielle Eröffnung erfolgte bei einem Welcome Dinner im Brauhaus „Unkelbach“, welcher mit deutschen Spezialitäten lockte und einer Kegelbahn. Ein gelungener Abschluss der Woche kam regenbedingt im Bona me an der Deutzer Freiheit zustande und bildete einen gelungenen Abschluss für eine interaktive und bereichernde Woche.
Montag
Der Einstieg in die Thematik erfolgte durch Kathrin Andree und Ingo Kleiber vom Prorektorat der Universität zu Köln, die sich mit „Zunkünfte[n] der (universitären) Bildung in komplexen Zeiten“ auseinandersetzten. Auf anschauliche Weise führten sie die Anwesenden in ihre Arbeitsweisen mit Lernenden ein. Sie erklärten ihre Herangehensweise, wie sie Lernende dazu befähigen die Zukunft aktiv zu gestalten und zu verändern: anhand der Skizzierung möglicher Zukünfte. Hypothesen über mögliche Zukünfte und ihre Auswirkungen werden dabei aufgestellt und besprochen. Somit dienen aktuelle Begebenheiten und Anlässe als Impulse um über weitere Entwicklungen nachzudenken und diese sowie deren Auswirkungen gedanklich zu realisieren. Diese Herangehensweise ermöglicht es (Gegen)Maßnahmen zu verdeutlichen, die JETZT erfolgen sollten um den gewünschten Ausgang zu erzielen. In diesem Sinne erfolgte ein angeregter Austausch über Digitalisierung der Bildung in Deutschland, an der Universität zu Köln und auch in den Herkunftsländern der Teilnehmenden. Die lebhafte Atmosphäre war nach dem Auftaktvortrag weiterhin deutlich spürbar und bildete einen gelungenen Einstieg in die diesjährige Summer School.
Am Nachmittag des ersten Tages führte Prof. Dr. Hofer in die „Zukunft der Arbeit: Veränderungen, Herausforderungen und Chancen in unsicheren Zeiten“ ein. Konkrete Beispiele einer sich veränderten Arbeitswelt, wie beispielsweise die Einführung einer Vier-Tages- Woche, bildeten den Grundstein für rege Diskussionen. Der „Realitätscheck“ zeigte anhand konkreter Forschungen einen deutlichen Trend in der Arbeitsplatzveränderung: zunehmender Bedeutungsgewinn von Coworking Spaces und anderen Arbeitsformen, die Arbeitnehmenden erlauben autonomer zu handeln. In diesem Zusammenhang zeigt sich auch der Nachhaltigkeitsaspekt, indem bestehende Räumlichkeiten unterschiedlich genutzt werden können. Umstrukturierung von Arbeitsbedingungen ziehen nicht nur positive Faktoren mit sich. So wurden auch zunehmende Karriereunsicherheiten, vor allem in Bezug auf die Digitalisierung und die Veränderung von Berufen betrachtet und Faktoren beleuchtet, die zur Mitarbeitendenzufriedenheit beitragen.
Der Vortrag stieß auf viel positives Feedback und auch in diesem Abschnitt kam es zu lebhaften Diskussionen. Der Vortrag konnte freudigerweise dazu beitragen anfängliche Zweifel einiger Teilnehmenden zu mindern, die fortschreitende Digitalisierung als eine Bedrohung für ihre Berufsperspektiven zu sehen. Gemeinsam wurde ein Perspektivwechsel erreicht, dass Arbeitsfelder zukünftig veränderte Kompetenzen und Anforderungen mit sich ziehen werden.
Dienstag
Ein gelungener und praxisorientierter Tagesstart erwartete die Teilnehmenden im Dienstagvormittag: Melissa Günther, Gründerin der „Found Factory“, führte in die Welt der Start-Ups ein. Inspiriert von eigenen Erlebnissen und Fragen zur Existenzgründung reifte in ihr der Entschluss anderen Menschen zu helfen, eigene Wirtschaftsideen in die Tat umzusetzen. Der Gedanke der „Found Factory“ war geboren und wird heute als hilfreiches Tool angewandt Ideensuchende mit Ideengebenden zu vernetzen. Nutzende können sich registrieren und sich auf die Suche nach passender Unterstützung begeben. Gemäß ihrer Eingabe, was sie sich aus der Plattform erhoffen, verbindet ein Algorithmus sie mit treffenden „Matches“. Erst dann, wenn sich beide Parteien für einander entscheiden können tiefergehende Informationen zum jeweiligen Vorhaben eingesehen werden. Somit bietet die Plattform eine hohe Privatsphäre, da die tatsächliche Idee nur für den Algorithmus sichtbar ist, nicht aber für andere Nutzende. Aktuell wird „Found Factory“ besonders von Studierenden, sowie universitären Mitarbeitenden genutzt. Zukünftig soll eine Erweiterung entwickelt werden, die es investierenden Personen ermöglicht nach bestimmten Teams zu suchen und entsprechend ihrer eingegebenen Kriterien diese finanziell zu unterstützen.
Besonders gelobt wurde die Balance zwischen der theoretischen und praktischen Vernetzung von Wirtschaftsideen, sowie die umfassende Darstellung am Beispiel Frau Günthers.
Live aus Berlin schaltete sich Frau Dr. Claudia Zilla von der Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin am Dienstagnachmittag in den Seminarraum der Kölner Alumni Summer School. Zusammen mit ihr folgte eine spannende Interaktion und lebhafte Diskussion zur „Politik der Zukunft aus der Perspektive der feministischen Außenpolitik“. Einsteigend durch die Definierung der benutzten Terminologien entstand ein Bild für die Teilnehmenden, die dieses neue Phänomen beschreibt: Entstanden 2014 in Schwedeb und ab März dieses Jahres auch Deutschland verfolgt diese Politik als Hauptziel den Abbau der Machtasymmetrie zwischen Geschlechtern. Weiterhin stehen menschenrechtsbasierte Ansätze im Fokus, insbesondere die Anerkennung und der Schutz von Rechten, sowie die Befähigung von Menschen ihre Rechte einzufordern. Abgerundet wurde der Tagespunkt durch eine rege Diskussion der Anwesenden und Frau Zillas zu den Themen Frauenquote, paritätische Besetzung, die Rolle von Pronomen und die Position Deutschlands zur feministischen Außenpolitik.
Mittwoch
Zur Mitte der Summer School Zeit erwartete die Teilnehmenden eine interaktive Begegnung mit der Zukunft. Lokale Transportunternehmen, die Kölner-Verkehrs Betriebe und der Flughafen Köln/Bonn standen im Zentrum der an diesem Tag stattfindenden Exkursionen. Eingeleitet mit einer Werksführung der KVB-Hauptwerkstatt, wurde ein Blick hinter die Kulissen geworfen: Neben dem Bau der Maschinen, deren Wartung und technische Raffinessen, sorgten geschichtliche und lebensnahe Erzählung der Mitarbeitenden für einen runden Einblick in die aktuelle Arbeits- und Mobilitätsstruktur des öffentlichen Bahnbetriebs. In dem anschließenden Vortrag wurden Zukunftsaussichten des Unternehmens und nachhaltige Verkehrsentwicklungen in den Fokus genommen: der Ausbau des Schienennetzes, Neuanschaffung weiterer KVB-Fahrräder zur Nutzung innerhalb Kölns, sowie den Ausbau von Carsharing Alternativen waren federführend.
Im Köln/Bonner Flughafen erfreuten sich die Anwesenden ferner Zukunftsmusik. Eine vom Flughafen in Auftrag gegebene Mach-Studie beschäftigte sich mit der konzeptionellen Entwicklung von Flugtaxis an dem Standort. Ausgangspunkt war die angespannte Verkehrssituation in den Ballungsgebieten in Nordrhein Westphalen, deren Entschärfung eine solche Möglichkeit darstellen könnte. Neben technischen und lokalen Voraussetzungen, die für eine solche Umsetzung am Flughafen vorliegen würden, wurden auch finanzielle, soziale und Umweltfaktoren mit einbezogen. Kreative Möglichkeiten um energiebetriebene Flugtaxis zu realisieren ließen sich bereits zum aktuellen Zeitpunkt am dortigen Standort wiederfinden, deren Weiterausbau zukünftig in Angriff genommen werden soll. Nicht zuletzt, bleibt diese Idee jedoch auf den deutschen Personennahverkehr bezogen zuerst nur eine Überlegung. Abgerundet wurde dieser zukunftsträchtige Tag von einer umfassenden Führung über den Flughafen, welche vielseitige Einblicke in das Tagesgeschehen und Prozesse rundum den Passierflug bot.
Donnerstag
In der Medizin entstehen immer wieder neue Behandlungsmethoden und Prozesse werden beleuchtet, die die medizinische Versorgung und das Leben von uns Menschen verbessern. Im forschungsbasierten Vortrag von Frau Prof. Dr. Niessen zum Thema „Neue Erkenntnisse in der Alternsforschung, neue Chancen für alters-assoziierte Medizin?“ wurden aktuelle Untersuchungen zum „gesunden Altern“ vorgestellt. Der demografische Wandel, älter werdende Menschen und steigende Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen ab dem 65. Lebensjahr wurden beleuchtet und Forschungen gezeigt, die Faktoren herausstellen, die für einen gesunden Alterungsprozess zielführend sind. Ein mitunter bereits bekanntes Beispiel zeigte sich im Rahmen der Ernährung: eine Studie zu kalorischen Restriktion zeigte eine verlängerte Langlebigkeit und eine geringere Anfälligkeit für Krankheiten. Weiterhin wurden auch die Haut und die Regenerierung von Zellen betrachtet und deren Bedeutung für ein gesundes Altern behandelt.
Gebannt folgten die Teilnehmenden dem sehr anschaulichen Vortrag der Dozierenden und wurden nur von der fortgeschrittenen Zeit aus ihrem Bann gerissen. Diskussionen zu gesundheitsfördernden Maßnahmen, Zellregenerierungen und weiteren Forschungsansätzen und Ideen des CECAD Forschungsteams bildeten das Hauptaugenmerk des gemeinsamen Austausches.
Den Abschluss des vorletzten Tages bildeten eigene Präsentationen der Teilnehmenden unter der Fragestellung: Was verstehst du unter Zukunft und wie sieht diese in deinem Herkunftsland oder für dich persönlich aus? Eine Vielzahl von Beiträgen zu unterschiedlichen Themen bereicherte den Nachmittag. Die Sicht auf die klimatischen Entwicklungen und wie sich diese speziell auf Mexiko auswirken machte den Anfang, gefolgt vom bedrohten Lebensumfelds der Orang-Utans in Malaysia. Eine Diskussion über die Arbeitsumstände in Italien ebnete den Weg für einen persönlich inspirierten Input zum Thema Digitales Nomadentum. Möglichkeiten der eigenen Umsetzung anhand konkreter Beispiele wurden anschaulich dargelegt, ebenso wie potentielle Herausforderungen. Abgerundet wurde der sehr interaktive Tag von einer Sicht auf die einheimische Urbevölkerung Nordamerikas.
Freitag
Am letzten Tag der Summer School erwarteten die Teilnehmenden bekannte Gesichter. Ingo Kleiber und Kathrin Andree waren erneut zu Gast und führten in diesem Tag eine sehr lebendige Diskussion und Interaktion zum Thema künstliche Intelligenz. Nach einem kurzen Abriss der technischen Entwicklungen wurde der Fokus auf direkte Beispiele gesetzt. So wurde die Wichtigkeit des technischen Verständnisses und der geänderten Nutzerherausforderungen angesprochen und daraus resultierenden beruflichen Veränderungen. Diese stellte nicht den anzunehmenden Niedergang bestimmter Berufsgruppen in den Vordergrund, sondern im direkten Kontrast deren erfolgreiche und gewinnbringende Nutzung von aktuellen Techniken für die eigene Arbeit. Neue Anforderung an Arbeitnehmende wurden aufgezeigt und am direkten Beispiel von Chat GPT anschaulich verdeutlicht. Diese Interaktive und praxisnahe Veranschaulichung erhielt sehr große positive Resonanz und bildete einen gelungen Abschluss zum formellen Programm der Summer School 2023. Sie zog somit auch einen Bogen zu den Themen und Befürchtungen der Anwesenden, die beim Einstieg in die Summer School thematisiert wurden. Ein abgerundetes Programm begleitete die Teilnehmenden durch die Woche und bildete den Kernpunkt des gemeinsamen Zusammenkommens.
Rahmenprogramm
Dieses akademische Programm alleine war nicht alles, was die Summer School 2023 zu bieten hatte: um das gemeinsame Zusammenkommen in Deutschland und die Rückkehr an die Universität zu Köln in einem entspannten Rahmen zu starten, bestand die Möglichkeit das sich Teilnehmende und Verwaltung bereits am Sonntag, dem 13.08. zu einem ersten informellen Kennenlernen auf der Uniwiese zusammenfinden. Trotz regnerischem Wetter und Jetlag überwog die Freude auf das gemeinsame Wiedersehen und so fanden sich alle Teilnehmende und Verantwortliche zusammen und stießen gemeinsam auf einen gelungenen und lang ersehnten Start der Summer School an diesem Abend an. Die fröhliche Atmosphäre und die Freude über das Wiedersehen von alten und neuen Bekannten wurde besonders am ersten offiziellen Abend des Programms bei einem gemütlichen Abendessen im Restaurant „Haus Unkelbach“ Raum gegeben. Ausgiebige Gespräche und die Verköstigung deutscher und kölnischer Spezialitäten bildete eine gute Grundlage für das gemeinsame Kegeln und einen unterhaltsamen Abend. So freudig und gut gelaunt die Woche startete, endete sie auch am Freitagabend Abschiedsdinner in gemütlicher und geselliger Atmosphäre. Eine gelungene Überraschung von bekannten Gesichtern aus dem Deutschinstitut und vorangegangenen Summer Schools zauberte den Anwesenden neben dem nahen Abschiedsschmerz und breites Grinsen ins Gesicht. Und so wurden an diesem Abend Pläne und Hoffnungen ausgetauscht, was die School 2024 wohl mit sich bringen wird.