Interview Niels Kjær
Alumnus Niels Kjær kommt ursprünglich aus Kopenhagen in Dänemark. Zur Zeit befindet sich Niels allerdings in Wien, da er dort eine LL.M.-Fortbildung an der Universität Wien absolviert. Niels ist seit 2015 Mitglied bei KölnAlumni WELTWEIT und hat bereits an einer Summer School (2019) teilgenommen.
Hallo lieber Niels, kannst Du Dich kurz vorstellen? Dein Name, wo Du herkommst und gerade wohnst?
Ich heiße Niels, ich komme aus Kopenhagen, Dänemark. Ich wohne gerade in Wien, weil ich für ein Jahr eine LL.M.-Fortbildung an der Universität Wien mache.
Wann warst Du an der Universität zu Köln und was hast Du hier gemacht?
Ich war im Wintersemester 2014/15 an der Universität zu Köln und habe dort mein Erasmussemester an der juristischen Fakultät studiert.
Würdest Du anderen Studierenden aus Deiner Heimat empfehlen, ein Auslandssemester oder gar ein ganzes Studium an der Universität zu Köln zu absolvieren? Und wenn ja, warum?
Auf jeden Fall. Ich habe in meinem Aufenthalt an der Universität zu Köln viel persönlich, kulturell, sozial und fachlich gelernt. Mit meinen guten Erinnerungen meines Erasmusjahres in Köln kann ich nur empfehlen, dass Studierende aus Dänemark ein Semester oder einen ganzen Lehrgang in Köln studieren. Wenn man im Ausland wohnt wird die Heimat in Perspektiven gesetzt. Man kann herausfinden, wie die Heimat anders ist, und man lernt Leute aus anderen Ländern kennen. Durch Studieren und Wohnen im deutschsprachigen Raum bekommt die Möglichkeit Deutsch zu lernen und üben. Darüber hinaus bekommt man ein Köln ein anderes Deutschlanderlebnis als in Berlin und Hamburg, wo die meisten Dänen bereits waren. Die Kölner Kultur ist nett und eigenartig.
Seit wann bist Du im KölnAlumni WELTWEIT (KAW) Netzwerk?
Seit 2015.
Was bedeutet es für Dich, Teil des KAW-Netzwerkes zu sein?
Das bedeutet, dass ich noch eine Verbindung mit der Universität zu Köln und anderen Alumnis habe. Das bedeutet, dass ich mich noch daran erinnern kann, was mein Erasmussemester an der Universität zu Köln für mich bedeutet hat und noch bedeutet.
Hast Du bereits an einer KAW Summer School teilgenommen und wenn ja, an welcher?
Ja im Sommer 2019, also in der Welt von gestern, vor Corona.
Was machst Du zurzeit beruflich?
Ich bin in Dänemark als Advokat (Rechtsanwalt) zugelassen, aber jedoch habe ich in diesem Jahr meine Zulassung zurückgegeben um in Wien einen Vollzeitfortbildungslehrgang zu studieren. Und zwar einen LL.M.-Lehrgang im Wohn- und Immobilienrecht in Bezug auf Betriebswirtschaftslehre und Jura.
Unsere Summer School 2020 hätte unter dem Motto „Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ gestanden. Inwiefern betrifft Dich diese Thematik?
Betrifft mich dadurch, dass man auf vielen Ebenen bemerkt, dass wir etwas tun müssen um Klimawandel zu bekämpfen und die Umwelt zu bewahren. Auch in meiner Branche, die konservative Immobilienbranche, ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema bei den Käufern geworden, und viele Projektentwickler machen Ansprüche darüber, dass alle Gebäude klima- und umweltfreundlich gebaut werden müssen. Diese Ansprüche sind wahrscheinlich durch eine Kombination von politischen Regeln und Meinungen bei den BenutzerInnen der Immobilien entstanden. Man sieht auch in der Politik, dass Parteien und Unternehmen gerne zeigen möchten, dass sie grün sind. Es ist eine schwierige Balance zwischen den grünen Rücksichten auf einer Seite, und dann zum Beispiel soziale Rücksichte oder kommerzielle Rücksichte auf der anderen Seite. Wenn Pensionskassen zum Beispiel auf Kohlaktien verzichten ist es gut für die Umwelt, aber vielleicht schlecht für die Erlöse und damit auch die RenterInnen, deren Geld investiert ist.
Gibt es Themengebiete zu „Klimaschutz und Nachhaltigkeit“, die Dich besonders interessieren, die man im nächsten Jahr thematisieren sollte?
Ja, das wäre eigentlich das Kompromiss zwischen Wachstum und Klima. Also wo soll man auf Kompromiss gehen um die Wirtschaft zu stützen oder könnte man eigentlich Wachstum und Wirtschaft mit Klima kombinieren. Man hört auch – insbesondere mit den coronabedingten Schuldaufnahmen – dass man „Klima nicht leisten kann“. Deshalb müssen wir herausfinden, wie wir gemeinsam nachhaltig Klimaschutz machen können, auch in Bezug auf die Wirtschaft. Der grüne Wandel soll auch für Wachstum und Arbeitsplätze sorgen.
Im letzten Jahr haben wir das in der Summer School über „Digitalisierung und Neue Medien gesprochen. Konntest Du Dir neue Erkenntnisse mit in dein Heimatland nehmen, und wenn ja, welche?
Wie man zum Beispiel Kinder mit kahoot unterrichten kann, war nicht neu. Aber was mir neu war, war zum Beispiel der große Unterschied zwischen den Ländern in Bezug darauf, wie viel Angst man für die Digitalisierung hat. Wie viel Datenschutz muss man machen. Und dann ist es mir (noch) aufgefallen wie wenig Deutschland digitalisiert ist. Darüber hinaus war es sehr interessant herauszufinden wie Länder, die nicht als westliche Demokratien organisiert sind, mit Datenschutz umgehen.
Wie stark sind „Digitalisierung und Neue Medien“ in deinem privaten und beruflichen Leben vertreten, vielleicht auch gerade im Jahr 2020 durch die Corona-Pandemie?
Mit der Pandemie, muss man viel Digitales machen. Am Anfang der Pandemie musste ich im Homeoffice digital arbeiten, und plötzlich sind viele Termine digital umgestellt. Privat kann man nicht so viele physische Veranstaltungen wie bisher machen, und plötzlich ist es normal geworden sich digital zu treffen. Und es ist jetzt der Hauptregel, dass Veranstaltungen nicht stattfinden, und plötzlich muss man dann herausfinden, wie man Alternativen zu den bisherigen Aktivitäten findet.
Findest du, dass dein Heimatland Dänemark anderen europäischen Ländern, besonders Deutschland, hinsichtlich Digitalisierung einen Schritt voraus ist? Und wenn ja, kannst du das an Beispielen festmachen?
Ja auf jeden Fall. Man kriegt keine Briefe von öffentlichen Behörden (nur digital), es sei denn, dass man eine Ausnahmegenehmigung bekommen hat. Alle haben (seit vielen Jahren) einen gemeinsamen digitalen Zugang (NEMID) zu allen öffentlichen Behörden und Banken. Alle Dänen haben eine Personennummer seit den 70’er Jahren. Fast alle öffentlichen Leistungen sind über digitalisierte Selbstbedienungslösungen zugänglich. Das Grundbuch ist seit 2009 digitalisiert, und so weiter :-).
Unternimmt Dein Heimatland Maßnahmen, um Digitalisierung im Alltag, oder in gezielten Bereichen wie Bildung und Gesundheit weiter zu fördern? Und wenn ja, welche?
Im Bereich Bildung steht jetzt dauerhaft die Möglichkeit online zu folgen – auch wenn man zwingend nicht zuhause bleiben muss. Das sorgt dafür, dass diejenigen die in den Risikogruppen sind, Zuhause bleiben können und dadurch nicht angesteckt werden, wobei die übrigen StudentInnen die Lehrveranstaltungen in Präsenz besuchen können, es sei denn dass strengere coronabedingte Maßnahmen ergriffen sind. Darüber hinaus schreiben alle (seit viele Jahren) die Klausuren im Computer, viele Schüler haben Tablets, und die ganze Kommunikation mit allen Schülern und Eltern wird über unterschiedliche online-Platforme durchgeführt.
Das Gesundheitswesen ist in vielen Bereichen digitalisiert. Alle haben die gelbe Gesundheitskarte und eine Personennummer. Wenn zum Beispiel beim Arzt ist, muss man die Karte zeigen, und falls der Arzt oder die Ärztin ein Rezept schreibt, erfolgt das elektronisch. Im Laufe der Coronakrise hat die Regierung auch eine Corona-App eingeführt, und empfehlt alle Bürgerinnen und Bürger die App herunterzuladen, damit dass man Virusverbreitung folgen kann. Jedoch besteht das Gefahr, dass man dadurch dem Staat viele Gesundheitsdaten gibt, und dass der Staat die Daten nicht sorgfältig behandelt.
Bist Du mit anderen Alumni/Alumnae im Austausch über das Thema „Digitalisierung und Neue Medien“?
Nein – also hier kann ich euch nichts Gutes sagen :-).
Glaubst Du, dass KölnAlumni WELTWEIT noch mehr digitale Angebote schalten sollte? Hättest Du konkrete Ideen dafür?
Also Veranstaltungen, wo wir in Kontakt bleiben können wären gut. Darüber hinaus wäre Porträts in sozialen Medien wie Instagram oder LinkedIn gut, damit dass man sehen kann, wer eigentlich KölnAluminis sind. Insbesondere LinkedIn wäre gut, weil das auch ein professionelles Netzwerk ist – jedoch nicht so viel verbreitet in Deutschland, aber das kommt langsam voran.
Du hast in diesem Jahr bereits an einigen digitalen KAW-Projekten teilgenommen. Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben, was hat dir gut gefallen und was könnten wir verbessern?
Die Reunion der Sommer School :-) . Die Veranstaltung mit der Klima-Autorin war auch gut, aber da wäre es vielleicht besser mit einer Person, die über die deutschen Grenzen hinaus bekannt ist. Außerdem ist mir die Botschaften einseitig gefallen – obwohl ich den Botschaften zustimme. Mehrere Auseinandersetzungen wären gut, obwohl das vielleicht im digitalen Format schwierig ist.
Noch einmal zurück zum Netzwerk KölnAlumni WELTWEIT an sich und zu den Summer Schools. Warum hast Dich damals dafür entschieden dem Netzwerk beizutreten?
Ich bin beigetreten, weil ich KölnAlumni Botschafter im Netzwerk von Ansprechpartnern werden konnte. Wollte gerne eine Verbindung mit der Universität zu Köln behalten, weil meine Zeit in Köln so gut war.
Du sagtest, dass Du bereits an Summer Schools teilgenommen hast – was sind Deine schönsten Erinnerungen?
Die Erinnerung davon, dass ich Menschen aller Welt getroffen habe, und dass wir trotz Unterschiede was gemeinsam haben – und zwar dass wir alle an der Universität zu Köln studiert haben.
Vielen Dank für Deine Teilnahme! Hast Du abschließend noch einen Wunsch für die Zukunft von KölnAlumni WELTWEIT?
Einfach die gute Arbeit vorsetzen, vielleicht mit den Maßnahmen, die ich oben genannt habe.