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Zweifeln erlaubt

Im Dezember veranstaltete die Zentrale Studienberatung den Informationstag „Zweifel am Studium?“

Lesende Studentin im Warteraum

Foto: Fabian Stürtz

Jedes Semester melden sich circa 30 Prozent der Studierenden nicht mehr zum Studium zurück. Die Gründe dafür sind vielschichtig und individuell. Mit der Veranstaltung „Zweifel am Studium?“ will die Uni Köln Studierende in problematischen Studiensituationen ansprechen und ihnen möglichst frühzeitig Perspektiven innerhalb und außerhalb der Uni aufzeigen. 

Margarita Sartison studiert im ersten Semester Sozialwissenschaften. Das Fach hat sie gewählt, weil sie in der Schule darin gut war. Doch schnell wurde für sie klar, dass es nicht die richtige Wahl war. Der Stoff ist ihr zu trocken und sie weiß nicht so genau, was sie später damit anfangen soll. Nun möchte sie in ein anderes Fach wechseln. Wie viele Übergänge ist der Studieneinstieg für die meisten jungen Menschen zunächst etwas holprig. Wer nach einem oder zwei Semestern merkt, dass die Studienwahl nicht die richtige war, hat nicht viel verloren. Wer nun schnell handelt und sich über Alternativen informiert, macht alles richtig. Doch es gibt auch Studierende, bei denen die Studienkrise erst nach Jahren kommt. Oder kurz vor dem Examen. 

SCHNELL HANDELN 

„Das Thema war lange tabu“, sagt Professor Stefan Herzig, Prorektor für Lehre und Studium. „Wir müssen für die Studierenden die Übergänge besser gestalten und konstruktive Wege finden, mit der Situation umzugehen.“ Hierfür ist auch der Zeitpunkt der Ansprache wichtig. Studienberatung und Prorektorat haben festgestellt, dass die Studierenden in den meisten Fällen nicht mehr auf Anschreiben und Nachfragen reagieren, wenn sie bereits länger nicht mehr in die Seminare und Vorlesungen gekommen sind. 

Seit Jahren steigt die Zahl der Abiturienten und Abiturientinnen, und mit ihr die Zahl der Studienanfänger. Doch nicht jeder fühlt sich an einer Uni wohl. Der Kontrast zwischen den Systemen Schule und Hochschule ist groß. Manchmal fällt es den Studierenden schwer, sich mit der Universität zu identifizieren. Dennoch beruht nur ein geringer Prozentsatz der Studienabbrüche auf Versagen bei Studienleistungen oder Prüfungen. 

In vielen Fällen sind es die Rahmenbedingungen, etwa die richtige Balance zwischen Pendeln, Jobben und Studieren, die den Studienabschluss verzögern oder gar verhindern. Und manchmal ist es einfach bequemer, einfach so weiterzumachen wie bisher, als einen neuen Weg einzuschlagen. „Die konkreten Gründe sind vielschichtig und individuell“, erklärt Dr. Daniel Rauprich, der Leiter der Zentralen Studienberatung. „Verschiedene Studien sammeln derzeit Informationen zu dem Phänomen und dem konkreten Bedarf der Studierenden. Auch die Uni Köln ist daran beteiligt und wird die Erkenntnisse daraus bei der Gestaltung der Unterstützungsangebote berücksichtigen.“ 

INDIVIDUELLE SITUATIONEN ANALYSIEREN

Worin bestehen die konkreten Hürden? Und gibt es kritische Phasen im Studium, in denen der Beratungsbedarf besonders hoch ist? Genaue Antworten auf diese Fragen gibt es noch nicht. Aber Rauprich hat bereits Erfahrung auf dem Gebiet. Er kommt von der Uni Bonn, wo eine ähnliche Veranstaltung nun schon zum vierten Mal stattfand. „Das Angebot in Köln ist jedoch umfassender. Das liegt in erster Linie an der Einbindung der einzelnen Fakultäten und der Technischen Hochschule.“

Um zweifelnden Studierenden konstruktiv zu helfen, muss zunächst die individuelle Situation analysiert werden. Liegt es an mangelndem Zeitmanagement? War die Wahl des Studienfachs die falsche? Würde eine andere Hochschulform besser passen? Oder ist doch der Weg in eine Berufsausbildung der richtige? Auf diese Fragen gibt es keine richtigen oder falschen Antworten. Doch in einem Punkt sind sich die Veranstalter einig: Das Problem weiter vor sich herzuschieben, ist in jedem Fall falsch. 

Das Beratungsangebot innerhalb und außerhalb der Uni ist umfassend. Neben den Fachstudienberatungen bietet die Zentrale Studienberatung individuelle Beratungsgespräche an. Daneben gibt es Vorträge und Gruppenangebote. Jeden zweiten Dienstag im Monat bietet zudem die Agentur für Arbeit in den Räumen der Studienberatung persönliche Gespräche zur Berufswahl und den nötigen Qualifizierungsanforderungen an. „Keiner sollte sich scheuen, zu einem Beratungsgespräch zu kommen“, sagt Simone Salz von der Agentur für Arbeit. „Wir sprechen gerne unverbindlich mit jedem Studierenden über Berufsziele und Alternativen. Je früher, desto besser.“ 

Sollte am Ende der Beratung dennoch der Entschluss stehen, das Studium abzubrechen, muss das kein Scheitern bedeuten. Klaas Hülsebeck von der Industrie- und Handelskammer zu Köln hat tagtäglich mit Firmen zu tun, die nach Fachkräften suchen. „Oft rufen Unternehmen direkt bei uns an und fragen nach, ob wir nicht geeignete Studienabbrecher für sie haben. Das soll natürlich niemanden davon überzeugen, das Studium abzubrechen. Aber es zeigt, dass es auch jenseits des Studiums interessante Perspektiven gibt.“ 

Am Studium zu zweifeln ist kein individuelles Problem, obwohl die Betroffenen es oft so empfinden. Der Informationstag hat gezeigt, dass es immer eine Vielzahl von Möglichkeiten gibt. Mit dem Bruch dieses Tabus ist der erste Schritt gemacht, um vielen Studierenden zu mehr Zufriedenheit und Erfolg im Studium zu verhelfen.