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100 Jahre Uni-Geschichte in Köln erleben

Eine App, die Campus und Stadt aus ganz neuer Perspektive zeigt.

Die App erscheint im Frühjahr 2019. Sie können bereits einen Blick darauf werfen, indem Sie den QR-Code scannen.

Seit ihrer Gründung ist die Geschichte der Kölner Universität eng mit der Stadt verbunden. Das zeigt sich an den unterschiedlichsten Orten. Studierende haben diese Geschichte nun recherchiert.  Entstanden ist eine App, die Campus und Stadt aus ganz neuer Perspektive zeigt.

Klappernde Teller, zischende Kessel, Köstlichkeiten, die auf dem Herd brutzeln und ihren Duft verströmen. Während die Kellner die bestellten Speisen eilig aus der Küche tragen, herrscht hektische Betriebsamkeit. Vom Speisesaal kommend bahnt sich erst ein Professor, bald darauf eine ganze Gruppe von Studenten den Weg quer durch die Küche. »Im Stapelhaus, in dem sich von 1902 bis 1930 das erste Zoologische Institut befand, musste man durch die Küche des Restaurants im Erdgeschoss gehen, um in das Institut im Obergeschoss des Gebäudes zu gelangen«, sagt die Geschichtsstudentin Cécile Dubuis. Einen anderen Zugang gab es nicht. Kaum vorstellbar, dass sich Professoren und Studierende auf dem Weg zur Vorlesungen jedes Mal den Weg zwischen Service- und Küchenpersonal bahnen mussten.

Das Stapelhaus ist nur ein Beispiel der unterschiedlichen Orte die zeigen, auf welch vielfältige, teils kuriose Weise die Historie der Universität mit der Kölner Stadtgeschichte verwoben ist. Ein Gefühl dafür, wie es gewesen sein muss im Stapelhaus eine Vorlesung zu besuchen, vermittelt die App »100 Jahre Uni Köln«, die Jens Alvermann gemeinsam mit Studierenden des Masterstudiengangs Public History am Historischen Institut zum Universitätsjubiläum entwickelt.

Warum eine App?

Um die enge Verbindung zwischen Kölner Universitätsund Stadtgeschichte sowohl am Campus, als auch in den vielen Veedeln der Stadt sichtbar und erfahrbar zu machen, eignet sich eine App besonders gut. Davon ist Projektleiter Jens Alvermann, der gerade am Institut für Ur- und Frühgeschichte im Bereich Museum Studies ein Promotionsprojekt zu digitalen Medien im Museum verfolgt, überzeugt: »Nicht immer ist eine App gut und praktisch, heute gibt es ja für alles eine App«. Doch der Vorteil bei diesem Projekt liege darin, dass die meisten Inhalte auch offline verfügbar sind, nachdem die App einmal runtergeladen ist und nur ausgewählte Inhalte ergänzend gestreamt werden können. Dadurch ist die Erkundung der Orte unkompliziert und unabhängig von einer guten Internetverbindung möglich.

App »100 Jahre Uni Köln« — Die App stellt Text-, Bild- und Filmmaterial zu ausgewählten Orten in Köln zusammen. Das macht die Stadt- und Universitätsgeschichte für interessierte Nutzer auf ganz neue Art erfahrbar. Für die beteiligten Studierenden ist das Projekt in vielerlei Hinsicht interessant: Sie beschäftigen sich mit der Geschichte der eigenen Universität und lernen den gesamten Entwicklungsprozess einer App kennen. Und sie lösen zwei Kernanliegen ihres Studienfachs ein: moderne Geschichtsvermittlung sowie die Analyse und Reflexion des öffentlichen Gebrauchs von Geschichte.

Das bedeute aber keinesfalls, dass die App statisch bleibt, betont Alvermann. Vielmehr soll es regelmäßige Updates und auch inhaltliche Erweiterungen geben. Für inhaltlichen Nachschub werde auch bereits gesorgt. »Viele Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft – aus ganz unterschiedlichen Fakultäten – finden die Idee gut und haben Inhalte, die sie einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung stellen wollen«, so Alvermann. Ein Beispiel: Professorin Dr. Ulrike Lindner erarbeitet mit den Studierenden ihres geschichtswissenschaftlichen Hauptseminars gerade Inhalte zur kolonialrevisionistischen Vergangenheit der Uni.

Ein multimediales Paket zur Universitätsgeschichte

Die Studierenden sind begeistert von der unterhaltsamen Darstellungsweise der recherchierten Inhalte. Es sei eine tolle Möglichkeit, das gesammelte Wissen mal aus dem »Elfenbeinturm« heraus zu tragen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, meint beispielsweise die Geschichtsstudentin Nelleke Blok. Sie ist stolz auf das multimediale Paket zur Universitätsgeschichte, an dem sie mitgearbeitet hat. Zu jedem der dreißig Orte, die in der Stadtkarte der ersten App-Version verzeichnet sind, sind Texte, Bilder, ein Audio-Guide und teilweise sogar Videomaterial entstanden. »Damit können Nutzer in sehr authentischer Atmosphäre in die Universitätsgeschichte eintauchen«, sagt Alvermann.

Öffentliche Geschichte vermitteln

Die Idee zu dieser außergewöhnlichen digitalen Aufbereitung der Universitätsgeschichte stammt von Alvermann selbst. Dabei konnte er auf Erfahrungen zurückgreifen, die er im Rahmen seiner Doktorarbeit gemacht hat: »Die Doktorarbeit schreibe ich an der Schnittstelle von Museum Studies und Medieninformatik. Um zu untersuchen, wie Museumsbesucher mit Apps in Ausstellungen interagieren, habe ich die App › Neanderthal+‹ entwickelt, die im Neanderthal Museum für ein halbes Jahr lang angeboten und vielfältig genutzt wurde.« Diese App und die Erfahrungen aus ihrer Entwicklung und Nutzung dienen nun als technische Grundlage für die neue App.

Gemeinsam mit den Studierenden des Hauptseminars »Die Neue Universität zu Köln – Orte in der Stadt seit 1919. Ein App-Projekt zur Geschichte im öffentlichen Raum« haben Georg Wamhof und Alvermann im Sommersemester 2018 erarbeitet, welche Funktionen die App bei ihrer Nutzung im öffentlichen Raum bieten soll und sie technisch weiterentwickelt. »Wir haben nicht nur die Geschichte unserer Uni erforscht, sondern das Projekt tatsächlich mitentwickelt«, sagt Seminarteilnehmer Lukas Flöttmann. Den technischen und gestalterischen Feinschliff bekommt die App zurzeit von Alvermann und seinen Kolleginnen und Kollegen aus der Abteilung für Kommunikation der Uni Köln. »Damit ist es ein reines In-House-Projekt mit starker studentischer Beteiligung«, resümiert Alvermann.

Bis die ersten Kölnerinnen und Kölner und all jene, die die Domstadt mal aus einer ganz neuen Perspektive kennenlernen wollen, mit der App losziehen können, müssen sie sich aber noch etwas gedulden: Im Frühjahr, wenn die Temperaturen wieder steigen, wird die App starten und zu Erkundungsspaziergängen durch die Stadt einladen.