Aus den Begründungen der Jury:
1. Preis: Die Aufnahme zeigt in einem klar gefassten Ausschnitt die Ecke einer vielfach benutzten Tafel. Die Komposition des Bildes ist besonders gelungen, gegliedert durch die diagonal laufende Kreideablage entsteht eine gewisse Dynamik und Offenheit. Auch bilden sich so im Bild zwei unterschiedliche Farbflächen, der obere dunkle Teil der Tafeloberfläche und das untere, etwas unscharf gehaltene hellere Holzgestell. Das weiße Kreidestück, das in der dafür vorgesehenen Ablage liegt bildet einen farblichen Kontrast. Angebunden an eine abstrakte, dennoch detailliert aufzeichnende Bildsprache verweist die Photographie darüber hinaus auf das Motto des Wettbewerbs. Aufgegriffen wird ein Erinnerungsmoment an eine typische Lernsituation, die sich erfolgreich oder scheiternd darstellt.
Kommentar der Photographin:
Dieses Foto habe ich am 28.04.2011 im Eingang des ehemaligen kleinen Hörsaalgebäudes der Botanik aufgenommen. Die Schreibtafel auf der hölzernen Staffelei mutet an wie ein Erinnerungsstück. Sie weist deutliche Gebrauchsspuren auf und kann den Betrachter auf eine imaginäre Reise schicken. Wer hat die Tafel hier aufgestellt? Wie ist sie zuvor verwendet worden? Sind Gedanken zusammengefügt oder zersplittert worden. Welche Empfindung hat derjenige, der vor einer Tafel steht und zur Kreide greifen wird? Für einen kurzen Zeitpunkt können Überlegungen entstehen und festgehalten werden. Dieser Austausch kann fruchtbare oder furchtbare Augenblicke bewirken, die erst beim geistigen Spurenlesen erkennbar werden. (Laura Nagel)