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Weil immer mehr Menschen nach Köln ziehen, wird günstiger Wohnraum knapp. Es sind vor allem die jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, die in die Stadt strömen. Die Stadt rechnet mit einem Zuwachs von 50.000 Bürgern allein bis zum Jahr 2020.

Wohnraum in Köln ist teuer. Zum einen, weil es sehr viel mehr Interessenten als Wohnungen gibt, zum anderen, weil das wiederum die Preise auf dem Wohnungsmarkt nach oben treibt. Dies wird sich in den nächsten Jahren nicht ändern, denn die Stadt rechnet mit einem Zuwachs von 50.000 Bürgern allein bis zum Jahr 2020. Danach – so die Prognose – könnte sich die Lage wieder etwas entspannen. Es sind vor allem die jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, die in die Stadt strömen. Sie seien der Hauptgrund für das dynamische Bevölkerungswachstum Kölns, so Oberbürgermeister Jürgen Roters. 

Viele junge Menschen lockt das kreative Milieu und die gute wirtschaftliche Lage der Stadt an. Die Rheinmetropole ist aber auch einer der größten deutschen Hochschulstandorte mit 18 staatlichen und privaten Hochschulen und insgesamt 85.000 Studierenden. Sie konkurrieren auf dem Wohnungsmarkt mit anderen Interessenten um günstigen Wohnraum. 

Isabelle Bach hatte Glück. Vor eineinhalb Jahren zog sie von Trier nach Köln und fand eine geeignete Wohnung unmittelbar in Uninähe. Eigentlich hatte sie auf „WG gesucht“ nach einem Zimmer in einer Wohngemeinschaft gesucht, sah sich jedoch mit etlichen Massenvorstellungsrunden konfrontiert. Auch ihre jetzige Wohnung war auf dem WG-Portal inseriert, aber der Andrang war gering – sie bekam die Wohnung. 

"VOR ALLEM MUSS MAN SCHNELL SEIN"

„Wenn man nicht tief in die Tasche greifen will, ist hier schnell etwas passendes zu finden reine Glückssache“, erzählt ihre Kommilitonin Anh-Thu Nguyen. Die angehende Medienkulturwissenschaftlerin hat einen Platz in einem Studierendenwohnheim bekommen. „Sonst wäre ich wahrscheinlich noch am Anfang jeden Tag vier Stunden gependelt.“ Vor allem müsse man auch schnell sein, fasst WiSo-Student Mark Ehlers seine Erfahrungen zusammen. „Die Unterlagen für den Vermieter bringt man am besten direkt zum Termin mit.“ Er habe auch schon Wohnungen besichtigt, die gar nicht bewohnbar gewesen seien. Jetzt hat er ein WG-Zimmer in unmittelbarer Nähe zum Belgischen Viertel gefunden. 

Rund 63.000 Quadratmeter Wohnfläche werden zurzeit neu in Köln geschaffen – bei weitem nicht genug. Eine der drängendsten Aufgaben der Stadt ist es nun, die Rahmenbedingungen vor allem in Hinblick auf die Schaffung von preiswertem Wohnraum zu verbessern. „Mit dem 2014 beschlossenen ‚Stadtentwicklungskonzept Wohnen‘ hat die Stadt einen umfangreichen Maßnahmenkatalog vorgelegt, der den Bau von mehr erschwinglichen Geschosswohnungen in den Fokus stellt“, so Roters. 

Da die Stadt Köln selbst keine Wohnungen baue, liege ihre Aufgabe in der Bereitstellung und Erschließung neuer Grundstücke für den Wohnungsbau, in der Beschleunigung von Genehmigungs- und Bauplanungsverfahren oder in der Überprüfung vorhandener Baupotenziale. Zudem hat der Rat das sogenannte „Kooperative Baulandmodell“ beschlossen. Damit erhält die Stadt ein Instrument, nach dem bei der Erstellung von Bauprojekten mit mehr als 25 Wohneinheiten mindestens 30 Prozent der Geschossfläche als „öffentlich geförderter Wohnraum“ errichtet werden müssen. 

1.000 NEUE WOHNHEIMPLÄTZE DURCH DAS KÖLNER STUDENTENWERK 

Die Bereitstellung günstigen Wohnraums für Studierende ist auch Aufgabe des Kölner Studentenwerks. Rund 1.000 neue Wohnheimplätze will das Studentenwerk mittelfristig anbieten, gut die Hälfte davon befindet sich bereits in der aktuellen Projektentwicklungsphase. Dazu gehören Standorte in Zollstock, Ehrenfeld und Deutz, aber auch in Gummersbach und Leverkusen- Opladen. In einer Machbarkeitsstudie prüft das Studentenwerk zurzeit, welche Möglichkeiten bestehen, mittels Neu- und Umbauten die Kapazitäten des Studentendorfs in Hürth-Efferen zu erweitern. „Auf jeden Fall rechnen wir hier mit mindestens dreistelligen Platzpotenzialen“, erläutert Jörg Schmitz, Geschäftsführer des Kölner Studentenwerks, das Vorhaben. Weitere Pläne bestehen für das Universitätsgelände am Uni-Center. 

Drei von zehn konkreten Wohnungsgesuchen kann das Kölner Studentenwerk zurzeit positiv beantworten und erhofft sich mit den zusätzlichen Kapazitäten einen deutlichen Sprung nach oben. Langfristig sollen noch einmal weitere 1.000 Plätze angeboten werden können. „Mit unserem Wohnungsbauprogramm werden wir unserem gesetzlichen Auftrag, preisgünstigen Wohnraum für Studierende zur Verfügung zu stellen, in den nächsten Jahren gerecht“, so Schmitz. „Für eine tatsächliche Linderung der studentischen Wohnungsnot bedarf es jedoch mehr.“

Tatsächlich ist der studentische Wohnungsmarkt stark abhängig vom allgemeinen Wohnungsmarkt. An Hochschulstandorten, an denen der allgemeine Wohnungsmarkt entspannt ist, sind auch die Wohnheime nur zu 85 Prozent belegt, bei gleicher Versorgungsquote wie der des Kölner Studentenwerks. 

MEIN ZUHAUSE IN KOLN 

Mit einer Pressekonferenz und einer stadtweiten Plakat-Aktion „Zimmer frei?“ machte das Kölner Studentenwerk Anfang 2013 zusammen mit der Stadt Köln und den Hochschulen auf die studentische Wohnungsnot aufmerksam. Bürger wurde aufgerufen, frei stehende Zimmer oder Wohnungen über das vom Studentenwerk betriebene Portal „Mein Zuhause in Köln“ anzubieten. Der Erfolg war durchschlagend: Rund 2.400 Angebote von Kölner Bürgern konnten bis heute vermittelt werden. Wegen der ausgezeichneten Rückmeldungen aus der Kölner Bürgerschaft will das Studentenwerk das Programm fortsetzen. 

Außerdem sollen neue Projekte zum Thema „Wohnen für Hilfe“ initiiert werden. Gedacht ist an spezielle Wohngemeinschaften, in denen Menschen mit Behinderungen in der Bewältigung ihres Alltags unterstützt werden sollen. Im Gegenzug werden diese „Spezial-WGs“ zu besonders günstigen Mietpreisen angeboten. Schon seit einigen Jahren wird „Wohnen für Hilfe“ als Kooperationsprojekt zwischen dem Amt für Wohnungswesen der Stadt Köln und der Uni Köln in Zusammenarbeit mit der Seniorenvertretung der Stadt Köln bereits seit 2005 mit Erfolg umgesetzt. 

ÜBERNACHTEN IM SCHAUFENSTER 

Neben den verschiedenen Maßnahmen seitens der Hochschulen, des Studentenwerks und der Stadt engagieren sich natürlich die Studierenden selbst für mehr Wohnraum. Im Oktober 2013 übernachteten Studierende zum Beispiel in einem Schaufenster der Stadtbibliothek, um auf fehlenden Wohnraum aufmerksam zu machen. Weitere 250 Wohnungen gingen daraufhin in die Onlinebörse „Mein Zuhause in Köln“. 

Das Thema „Wohnen“ steht auch oben auf der Agenda des Allgemeinen Studierendenausschusses der Uni Köln. Seit zwei Jahren richtet der AStA immer zu Beginn des Wintersemesters für zwei Wochen eine Notschlafstelle ein. Die soll es auch diesen Herbst wieder geben. Auf diese Weise will der AStA verhindern, dass Studierende aus zeitlicher Not heraus ein überteuertes Wohnangebot annehmen müssen. Außerdem soll die schnelle Hilfe den psychischen Druck, keine Übernachtungsmöglichkeit in Köln zu haben, nehmen. Die Nachfrage sei hoch, vor allem bei den internationalen Studierenden. 

ASTA RICHTET NOTSCHLAFSTELLE EIN 

„Grundsätzlich“, so erzählt Lusalla Nzanza, Referent für Soziales und Internationales beim AStA, „gibt es hier in Köln zurzeit viele erfreuliche Entwicklungen in Sachen studentischen Wohnraums.“ Die Studierenden begrüßten vor allem die Verabschiedung der Mietpreisbremse und die Tatsache, dass vom Kölner Studentenwerk derzeit rund 350 neue Wohneinheiten für Studierende gebaut würden. Auch dass das Kölner Justizzentrumsgebäude für einen Umbau im Gespräch stehe, sei ein wichtiger weiterer Schritt. „Wir beobachten die Entwicklung aber auch mit einem kritischen Auge“, so Nzana. „Es gibt immer noch einem deutlichen Mangel an bezahlbarem Wohnraum für Studierende, gegen den wir vorgehen müssen.“ 

Der AStA hat daher auch sein eigenes Serviceangebot ausgebaut. So soll es für Fragen rund um das Mietrecht bald einen juristisch geprüften Mietrechtsreader geben, der gerade zusammen mit den Universitäten Duisburg-Essen und Bochum entwickelt wird. Die Webseite „Fair Wohnen“ mit aktuellen Wohnungsangeboten will der AStA wieder einrichten. Geplant ist auch ein Ratgeber in deutscher und englischer Sprache mit Richtlinien für die Wohnungssuche. Dieser soll über durchschnittliche Preisspannen für Wohnungen in den einzelnen Stadtteilen informieren und Tipps geben, etwa wie man bei der Wohnungssuche am besten auftritt oder welche Dokumente ein Vermieter benötigt. Vielleicht hilft das dem ein oder anderen, schnell eine Wohnung zu finden.