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Studierende bewarben sich 2017 beim Kölner Studierendenwerk um einen Wohnheimplatz

9.570 Studierende bewarben sich 2017 beim Kölner Studierendenwerk um einen Wohnheimplatz. Nicht allen konnte eine Bleibe vermittelt werden, und der private Wohnungsmarkt in Köln ist angespannt. Jörg J. Schmitz (Foto), Geschäftsführer des Kölner Studierendenwerks, kritisiert den "Etikettenschwindel" beim Wohnraum für Studierende.

Herr Schmitz, die Wohnungsnot in Köln ist groß. Wie betrifft das die Studierenden?
Die Mieten und Kaufpreise sind in Köln in den vergangenen Jahren – wie in den meisten deutschen Städten – stark gestiegen. Es herrscht vor allem ein Mangel an kleinen und gleichzeitig bezahlbaren Wohnungen. Wenn Studierende keinen Wohnheimplatz bei uns erhalten, können sie die hohen Kosten für ein Zimmer auf dem freien Markt oft nur durch Jobben tragen. 78 Prozent der Studierenden – deutlich mehr als im Landesdurchschnitt – übten 2016 eine Nebentätigkeit aus. Das passiert oft zu Lasten des Studiums. 

Wie sind die Chancen für Studierende, zum Wintersemester einen Wohnheimplatz beim Studierendenwerk zu erhalten?
Im Vergleich zum Sommersemester ist die Zahl der Erstsemester deutlich höher – oft haben wir drei Mal so viele Bewerbungen für Wohnheimzimmer. Darüber hinaus steigt auch die Zahl der Studierenden seit Jahren kontinuierlich. Wir bieten auch in diesen engen Phasen vielen Studierenden eine Unterkunft an, können den Andrang aber nicht komplett bedienen. Studierende können sich über unsere Homepage online für einen Wohnheimplatz bewerben. Wir bieten außerdem eine Privatzimmerbörse an. 

Im privat finanzierten Castell Deutz, das sich als Studierenden-Wohnheim vermarktet, sind Apartments offensichtlich an Touristen, statt an Studierende vermittelt worden. Was halten Sie davon?
In Deutz betreiben kommerzielle Investoren Etikettenschwindel. Es handelt sich in Deutz eben nicht wie bei den Wohnheimen des "Werks" um öffentlich geförderte Gebäude, sondern um reine Renditeobjekte. Hier mit Begriffen wie "Studentisches Wohnen" oder "Studentenwohnungen" zu werben, halten wir für irreführend. Leider sind diese Begriffe auch an anderen Hochschulstandorten durchaus verbreitet, wir können deren Nutzung aber nicht unterbinden. Das wirklich Kritische ist jedoch die vermutliche Zweckentfremdung der Deutzer Apartments durch Vermietung über den Internetanbieter airbnb. Die Stadt Köln ist gefordert, diese Praxis zu unterbinden.


Wie wollen Sie dem Wohnungsmangel für Studierende in Köln in Zukunft begegnen?
Wir wollen zum einen den Wohnungsbestand des "Werks" bis 2023 von 5.000 auf 6.000 Plätze erhöhen und zum anderen bei den Entscheidern auf Landes- und Bundesebene dafür werben, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Grundsätzlich sehen wir die öffentliche Hand in der Pflicht, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit bezahlbarer Wohnraum schneller hergestellt werden kann. Hier wünsche ich mir unter anderem, dass Grundstücke zahlreicher und schneller zur Verfügung gestellt werden.