Micro-Credentials: Definition und Potenziale
Es gibt eine Reihe an zum Teil konkurrierenden Ansätzen und Definitionen für sogenannte „Micro-Credentials“. An der Universität zu Köln verwenden wir im Allgemeinen die von der Europäischen Union vorgelegte und aktuell verwendete Definition.
In der 2022 publizierten Empfehlung des Rates der Europäischen Union über einen europäischen Ansatz für Micro-Credentials für lebenslanges Lernen und Beschäftigungsfähigkeit wie folgt beschrieben:
„Microcredentials“ sind Nachweise über die Lernergebnisse, die eine Lernende bzw. ein Lernender im Rahmen einer weniger umfangreichen Lerneinheit erzielt hat. Diese Lernergebnisse werden anhand transparenter und eindeutig definierter Kriterien beurteilt. Lernerfahrungen, die zum Erhalt von Microcredentials führen, sind so konzipiert, dass sie den Lernenden spezifische Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen vermitteln, die dem gesellschaftlichen, persönlichen, kulturellen oder arbeitsmarktbezogenen Bedarf entsprechen.
(Rat der Europäischen Union 2022, S. 13)
Bei Micro-Credentials handelt es sich folglich nicht um Lernangebote, sondern explizit um Nachweise über das Erzielen eines Lernergebnisses bzw. um einen Kompetenzerwerb. Dieser kann im Rahmen eines Lernangebots erfolgt sein, dies muss jedoch nicht der Fall sein. Relevant ist, wie der Nachweis erbracht wird. Dies geschieht in der Regel in Form eines Assessments.
Insbesondere mit Blick auf Zusatzqualifikationen, Fort- und Weiterbildungen sowie auf das für die Gesellschaft hochrelevante Konzept des Lebenslangen Lernens bergen Micro-Credentials enormes Potenzial und können Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit bieten.
Dies gilt insbesondere im Zusammenhang mit (post-)digitaler Bildung. Digital umgesetzte Lernangebote, die zu Micro-Credentials führen (z. B. in Form von Online-Selbstlernmodulen), können einerseits flexibel von den Lernenden genutzt werden und andererseits von Lehrenden bzw. Learning Experience Designer*innen bedarfsgerecht erstellt, angepasst sowie aktualisiert werden. Sie ermöglichen auf diese Weise den individuellen, zielgerichteten Erwerb relevanten Wissens und Kompetenzen (z. B. zukunftsrelevante Kompetenzen), der durch Micro-Credentials nachgewiesen werden kann. Indem digital ausgestellte Micro-Credentials von ihren Eigentümer*innen kombiniert und geteilt werden können (sog. Stacking), dienen Sie umso mehr als zukunftsgerichtete Qualifikationsnachweise. Nicht zuletzt können digitale Micro-Credentials und zu ihnen führende Lernangebote außerdem einen signifikanten Beitrag zu einer offeneren und inklusiveren Bildung leisten und sowohl die fachliche als auch die überfachliche und interdisziplinäre Souveränität aller Lernenden in der digitalen Welt fördern (vgl. Konzept Digitale Bildung der Universität zu Köln).