Sprechen ist einfach – nee Pustekuchen! In der frühen Menschheitsgeschichte wurden Lippen, Zähne, Zunge, also die im Mund befindlichen Teile, die wir heute zum Sprechen gebrauchen, zum Kauen und Schlucken benutzt. Erst später mussten sie als „Artikulationswerkzeuge“ auch die wesentlich komplexere Leistung des Sprechens übernehmen. Sprechen erfordert bei der motorischen Ausführung der Sprachplanung eine schnelle und präzise Koordination von mehr als 100 Muskeln. Jeder Laut ist mit einem Positionswechsel und Formveränderungen verbunden.
Wir können 10 bis 20 miteinander verbundene Laute in einer Sekunde sprechen, was zwei bis drei Wörtern entspricht. Dabei ist von der Zunge als Hauptakteurin eine akrobatische Spitzenleistung erforderlich: Beispiel: Bei dem Wort „Straße“ bildet die Zunge eine Zungenrinne ( / sch / ). Dann schnellt sie mit ihrem vorderen Rand gegen den oberen Zahndamm ( / t / ), senkt sich vorne ab und bildet im hinteren Teil einen Buckel mit dem sie am harten Gaumen eine Enge bildet ( / r / ), um dann eine mittlere Rinne zu bilden, durch die die oberen Schneidezähne angeblasen werden ( / s / ).
Das geht alles, wenn man sich Zeit nimmt. Perfide an Zungenbrechern wie „Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid“ ist zweierlei. Kurz hintereinander erfolgende minimale Oppositionen von / bl / und / br / oder / kr / und / kl / erfordern einen blitzschnellen Stellungswechsel der Zunge. Ihre korrekte Aussprache erfordert bereits beim langsamen Sprechen höchste Konzentration.
Nun wird aber zusätzlich erwartet, dass wir den Zungenbrecher mehrfach und zwar sehr schnell sprechen. Das stellt für die Zunge eine nicht zu leistende Überforderung dar. Der Sprecher bleibt hängen, verhaspelt sich oder spricht falsch („Blaukleid bleibt Brautklaud.“). Die Zunge hat verloren, sie ist gebrochen.