Der Hauptautor des „Kölner Modells für strukturierte Promotionen“, Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer, Sprecher des Albertus Magnus Centers (AMC), diskutiert die Hintergründe, Ziele und Inhalte des Leitbildes.
Herr Professor Speer, wie kam es zu der Entstehung des Kölner Modells?
Entstanden ist die Idee im AMC Leitungsgremium, das im Jahr 2018 gegründet wurde. In diesem Rahmen haben sich die sechs Fakultäten der Universität zu Köln (UzK) intensiv zum Thema Promotion ausgetauscht. Hierzu zählte auch eine systematische Analyse, wie in den Fakultäten die Abläufe und Inhalte einer Promotion strukturiert sind. Hierbei wurden neben fakultätseigenen Besonderheiten auch viele Gemeinsamkeiten festgestellt, was als eine strukturierte Promotion gelten kann, welche speziellen, aber auch überfachlichen Leistungen die fakultätsspezifischen Curricula umfassen und wie die Finanzierung der Promotionen gestaltet werden.
Der Vergleich machte die Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Strukturen der Promotionsbetreuung in den Fakultäten sichtbar. Beispiele sind die Mitgliedschaft der Promovierenden in den zentralen Graduiertenschulen und deren Angebote sowie allgemeine Qualitätsstandards einer Promotion. Gleichzeitig wurden aber auch Bereiche sichtbar, wo weiterhin Flexibilität bei der Promotionsausbildung aufgrund von unterschiedlichen Fächerkulturen möglich sein muss. Dazu gehören neben der Finanzierung etwa die Laufzeiten einer Promotion z.B. nebenberuflich durchgeführten Promotionen im Vergleich mit Promotionen, für die eine Finanzierung vorliegt, die es ermöglicht, sich ausschließlich auf die Promotion zu konzentrieren. Das deckt sich auch mit den Ergebnissen von wissenschaftlich ausgewerteten Befragungen wie z.B. im Rahmen der National Academics Panel Study (Nacaps).
Was war der Grund für die Entwicklung eines gemeinsamen Leitbildes?
Die Promotion stellt eine herausgehobene wissenschaftliche Qualifikation dar, deren Begleitung und Umsetzung zu den Kernaufgaben einer Universität gehören. Deshalb war es ein wichtiges Ziel der UzK, über einen gemeinsamen Rahmen der Promotionsausbildung in Form eines gemeinsamen Leitmodells nachzudenken, das in jeder der Fakultäten Anwendung finden kann und dem sich die gesamte Universität verpflichtet weiß.
Dadurch haben alle Beteiligten einer Promotion an der UzK, also Promovierende genauso wie Betreuende und weitere Verantwortliche in den Fakultäten, eine gemeinsame Vorstellung, welche Elemente die Betreuung einer Promotion beinhalten soll und wie diese gemeinsam verfolgt werden können.
Diese Diskussion zur konkreten Ausgestaltung dieses angestrebten gemeinsamen Rahmens war für alle Beteiligten ein interessanter und wichtiger Prozess, der es zugleich ermöglicht hat, wichtige gemeinsame Elemente einer Promotion an der UzK zu identifizieren und auch von den Erfahrungen gegenseitig zu profitieren als Teil einer gemeinsamen Kultur der Promotionsbetreuung.
Für wen ist das Kölner Modell relevant?
Das Modell ist zunächst eine wichtige Information für alle Promotionsinteressierten, was sie erwarten können, wenn sie sich für die UzK entscheiden. Wir möchten auf diese Weise dazu beitragen, auch künftig die besten Early Career Scientists für eine Promotion in Köln zu gewinnen.
Dank des Kölner Modells kann man auch erstmalig mit einer gemeinsamen Stimme der UzK sprechen, wenn man Fragen der Promotion mit anderen Institutionen (z.B. der DFG) diskutiert. Die Promotionsbedingungen in Deutschland sind weiterhin ein wichtiges Thema von Entwicklungsprozessen an den Hochschulen. Das Kölner Modell bietet uns eine gemeinsame Idee, wie man diese im Sinne der UzK mitgestalten möchte. Dabei hilft es, die Gemeinsamkeiten zwischen den Fakultäten benennen zu können, aber auch sich stets bewusst zu machen, wo Flexibilität möglich sein muss.
Nicht zuletzt stellt das Kölner Modell eine fundierte und gemeinsame Basisstruktur der UzK dar, die auch gegenüber Stakeholdern und Drittmittelgebern etwa bei Förderanträgen die Attraktivität des Forschungsstandortes UzK sichtbar machen kann.
Was konkret beinhaltet das Kölner Modell?
Eine Promotion qualifiziert nicht nur für eine wissenschaftliche Karriere, ein großer Teil der Promovierten setzt mittel- bis langfristig die eigene Karriere im außerakademischen Bereich fort. Das hat ein Betreuungskonzept für Promotionen zu berücksichtigen. Im Fokus stehen deshalb eine exzellente wissenschaftliche Betreuung genauso wie eine optimale Vorbereitung auf Karriereoptionen innerhalb und außerhalb der Wissenschaft.
Das Kölner Modell fungiert als ein Leitbild, das für alle Promovierenden der UzK unabhängig von ihrer Fakultätszugehörigkeit, Promotionsform und Finanzierung eine bestmögliche Betreuung gewährleisten soll. Das Ziel ist hierbei eine transparente und vergleichbare Gestaltung der Promotionsphase bei gleichzeitiger Berücksichtigung der fakultäts- und fächerbezogenen Besonderheiten.
Das Kölner Modell umfasst sieben Strukturelemente einer guten Promotionsbetreuung. So sollen die Fakultäten die fachlichen wie auch die überfachlichen und berufsbegleitenden Rahmenbedingungen für eine qualitätsvolle Betreuung sicherstellen, die zugleich an die fachspezifischen Bedarfe bestmöglich angepasst sind.
Auch die Betreuungsvereinbarung ist bereits ein wichtiger Regelbestandteil der meisten Promotionen an der UzK und ist daher ein weiteres Strukturelement. Auch hier ist es sinnvoll, dass eine solche Betreuungsvereinbarung den Besonderheiten von Promotionsprogrammen und den Anforderungen der Fakultäten angepasst ist, um ihren Zweck erfüllen zu können.
Zudem werden promotionsbegleitende Angebote im Form von Weiterbildungen, Beratungen aber auch der Zugang zu wissenschaftlichen Netzwerken im Zusammenspiel der Fakultäten und der zentralen Strukturen wie zum Beispiel dem AMC, für jede Promotion sichergestellt. Hier arbeiten wir bereits seit Jahren eng und sehr erfolgreich zusammen.
Was halten Sie für den wichtigsten Punkt des Kölner Modells?
Der wichtigste Punkt ist für mich, dass die UzK ein solches Leitbild für eine gute Promotion entwickelt hat und somit für alle sichtbar signalisiert, welche Bedeutung sie den Bemühungen um optimale Bedingungen für einen erfolgreichen Verlauf und Abschluss einer Promotion beimisst. Dass das gemeinsam mit allen Fakultäten und Graduiertenschulen gelungen ist, unterstreicht die Bedeutung dieses wichtigen Themas für die UzK.