When people want what others have
Ganz gleich, ob es das Auto vom Nachbarn, das Gehalt der Kollegen, die Hose der Freundin oder das Essen vom eigenen Partner im Restaurant ist, neidisch war jeder schon einmal und ist es auch immer wieder. Doch warum wollen die Menschen immer genau das, was ein anderer besitzt. Warum ist und wird das Verlangen nach dem Gut des Anderen immer größer? Und wann genau ist das so? Diesen Fragen gehen die beiden Sozialpsychologen Dr. Jan Crusius und Prof. Dr. Thomas Mussweiler der Universität zu Köln nach und sind dabei auf Erstaunliches gestoßen.
Entgegen der allgemeinen Annahme, dass Neid nur in Situationen auftaucht, die wichtig für unser Selbstbild sind, fanden die beiden Wissenschaftler heraus, dass uns auch banale und unbedeutende Dinge neidisch machen können. Es muss also nicht nur das tolle Fahrrad sein, was man selbst schon immer wollte, sondern es kann auch ein Stück Schokolade sein. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Neid eine natürliche und spontane Reaktion bei Unterlegenheit ist und vor allem durch den ständigen sozialen Vergleich entsteht, den wir uns mit unseren Mitmenschen liefern“, so Jan Crusius, der die Studie zum Thema seiner Dissertation machte. Trotzdem sind wir diesen spontanen Neidreaktionen nicht hilflos ausgeliefert und sind motiviert, sie zu unterbinden. Wenn dies aber fehlschlägt, kann sich der Neid seine Bahn brechen.
Zu diesem Ergebnis kamen die beiden Forscher mithilfe von vier Experimenten. Bei diesen Experimenten wurden Testpersonen zu einem Geschmackstest eingeladen und künstlich neidisch gemacht, indem ihnen von zwei Lebensmitteln das attraktivere verwehrt wurde. Mal gaben die Wissenschaftler einfache Kaubonbons statt Schokoladenkonfekt, mal Sauerkrautsaft anstelle von Fruchtsmoothies. Anschließend sollten die Probanden angeben, wie neidisch sie auf andere Teilnehmer waren, die scheinbar rein zufällig (die Verlosung war manipuliert) das bessere Produkt verkosten durften.
Die Resultate unterstützen die Ausgangshypothese, dass soziale Vergleiche zu Neid und einem gesteigerten Verlangen nach dem Vorteil einer anderen Person führen. Je neidischer die Teilnehmer, um so eher neigten sie schließlich dazu, den Wert des begehrten Lebensmittels ihres Nachbarn zu überschätzen und letztendlich sogar spontan zu kaufen. Das war allerdings nur dann der Fall, wenn die Fähigkeit zur Selbstkontrolle der Teilnehmer eingeschränkt wurde. Zum Beispiel dadurch, dass sie während des Versuchs durch eine komplizierte Gedächtnisaufgabe abgelenkt wurden. Die schlechte Nachricht ist also, dass Neid überall lauert und spontan und gegen unseren Willen entsteht“, resümiert Crusius. „Die gute Nachricht ist aber, dass wir nicht dazu verdammt sind, diesem Impuls zu folgen. Wir können dem Neid durch Selbstkontrolle entgehen.“ Bewusste Selbstkontrolle kann allerdings nur dann erfolgen, wenn unsere mentalen Ressourcen nicht eingeschränkt sind. Die Menschen müssen also den „Kopf frei haben“, munter, nüchtern, entspannt und auch motiviert sein, um dem Neid entgegenzuwirken.
Crusius und Mussweiler hoffen mit ihren Erkenntnissen Lücken im Wissen um den Neid zu schließen. Wichtig sei aber die weitere Forschung, meint Crusius. Zukünftige Projekte könnten beispielsweise untersuchen, welche spezifischen kognitiven und emotionalen Strategien wirkungsvoll sind, um dem Neid zu entgehen. Oder sie gehen der noch ungeklärten Frage nach, welche Faktoren darüber entscheiden, dass neidvolles Verlangen zu boshaftem Verhalten oder zu sozial eher unschädlichem Ehrgeiz führt, den Vorteil des anderen auch zu bekommen.