Eine Forschungsgruppe von sieben wissenschaftlichen Institutionen in Deutschland, die sich mit meteorologischen Fragen rund um Grenzschichtmuster, Gewitter und Windböen beschäftigt, geht in der Corona-Krise neue Wege. Aus der geplanten Feldkampagne „FESSTVaL“ (Feldexperiment zur räumlich-zeitlichen Variabilität auf Subskala) wird nun „FESST@home“. Auch von der Universität zu Köln beteiligen sich Forscherinnen und Forscher an der konzertierten kollaborativen Datenauswertung aus dem Home Office heraus gemeinsam mit Partnern der Universität Bonn.
Für den Sommer 2020 hatte die Forschungsgruppe FESST@MOL, eine der drei Teilbereiche in FESST@home. unter Leitung von Juniorprofessorin Dr. Stephanie Fiedler am Observatorium des Deutschen Wetterdienstes in Lindenberg bei Berlin das internationale Feldexperiment FESSTVaL zur Erfassung von Windböen und zur Messung von Kaltluftausströmungen aus konvektiven Wolken mitgeplant. Dann brach die Corona-Pandemie aus. So musste die seit langem für Köln von Professor Dr. Ulrich Löhnert geplante Kampagne FESSTVaL auf den Sommer 2021 verschoben werden. Trotzdem gaben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ihre Messungen in diesem Sommer nicht auf.
Stattdessen nutzen sie die Messdaten der von ihren Partnern in Lindenberg installierten und betriebenen Fernerkundungsinstrumente, die die Forschenden über das Internet von zu Hause aus einsehen können. "Wir arbeiten eng zusammen, obwohl wir getrennt sind, indem wir unsere Ansichten und Dateninterpretationen diese Woche in täglichen Briefings in virtuellen Meetings austauschen", so Stephanie Fiedler. "Wer hätte gedacht, dass eine gemeinsame Feldkampagne trotz aller Schwierigkeiten, die die Pandemie mit sich bringt, möglich ist? Auch sie können unsere Messungen online im Internet sehen.“ Die Messungen werden mittels automatisierter Softwareverfahren Vorort visualisiert und in das Internet eingestellt.
Das FESST@home-Team an der Universität zu Köln interessiert sich für die Beobachtung von Windböen und in der Nacht auftretende Windgeschwindigkeitsmaxima, sogenannte Grenzschichtstrahlströme, die sich in wenigen hundert Metern Höhe über dem Boden entwickeln, erklärt Stephanie Fiedler vom Institut für Geophysik und Meteorologie: "Unser Ziel ist es, die Darstellung dieser Windeigenschaften in den hochauflösenden Reanalysen – vierdimensionale Modelle der Atmosphäre, die möglichst viele Beobachtungen zur Klimaüberwachung und -diagnose nutzen - zu bewerten und zur Verbesserung der Modelle beizutragen. Sie sind z.B. für die Windenergieerzeugung von Interesse, aber globale vergleichsweise grob auflösende Reanalysen können Grenzschichtstrahlströme nur angenähert darstellen. Wir brauchen Messungen wie jene von FESSTVaL, um die physikalischen Prozesse besser zu verstehen.“ Das Team in Köln und Bonn entwickelt regionale hochauflösende Reanalysen, in der an der Universität zu Köln und der Universität Bonn angesiedelten Forschungsbereich „Klimamonitoring und Diagnostik“ des Hans-Ertel-Zentrums für Wetterforschung (HErZ,) in enger Zusammenarbeit mit den Partnern beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach.
FESSTVaL (Field Experiment on submesoscale spatio-temporal variability in Lindenberg) ist eine Messkampagne, vom Hans-Ertel-Zentrum für Wetterforschung (HErZ). In FESSTVaL arbeitet ein gutes Dutzend Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus sieben verschiedenen Institutionen in Deutschland zusammen: Deutscher Wetterdienst (DWD), FU Berlin (FUB), Universität Bonn (UBN), Goethe Universität Frankfurt (GUF), Universität Hamburg (UHH), Universität zu Köln (UzK), Max Planck Institut für Meteorologie (MPI). Ein Großteil der Stellen innerhalb des Projektes ist mit Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen (PhD und Postdoc) besetzt, was die Kampagne FESSTVaL zu einem lebendigen Beispiel für das Engagement und den Einfluss des wissenschaftlichen Nachwuchses macht und ein Garant für eine dynamische Arbeitsumgebung ist. HErZ engagiert sich für die forschungsnahe Lehre in Wetter- und Klimaforschung für Studierende in gemeinsamen Studiengängen der Universitäten Köln/Bonn und einer Sommerschule für Nachwuchswissenschafter und Nachwuchswissenschaftlerinnen im Rahmen von FESSTVaL.
Inhaltlicher Kontakt:
Juniorprofessorin Dr. Stephanie Fiedler
+49 (0)221 470- 3693
stephanie.fiedleruni-koeln.de
Presse und Kommunikation:
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+49 221 470-2396
r.hahnverw.uni-koeln.de
Weitere Informationen:
http://fesstval.de/fessthome-2020/fesstmol
https://www.herz.uni-bonn.de/wordpress/