Wissenschaftler*innen der Kölner Uni erforschen, erkunden und erleben Köln. Sie beschäftigen sich mit Flora, Fauna und nicht zuletzt den Bewohner*innen der Stadt gestern und heute. Über Interessantes, Skurriles, Typisches oder auch weniger Bekanntes berichten sie in dieser Rubrik. Professor Dr. Hans- Peter Ullmann, Emeritus des Historischen Instituts, über ein düsteres Kapitel in der Geschichte unserer Universität.
Am 25. Juni 1938 formierte sich in Köln ein imposanter Festzug am »Schlageterplatz«, so benannt nach Leo Schlageter, einem »Märtyrer« der NS-Bewegung. An der Spitze des Zugs schritten die Pedelle mit den Rektorstäben, gefolgt von Rektor und Prorektor, den vier Dekanen sowie zahlreichen Ehrengästen. Man marschierte zum Hauptgebäude der Universität am damaligen »Langemarckplatz«. Dort hatten die Organisatoren eigentlich das 550-jährige Bestehen ihrer Hochschule feiern wollen, mussten sich aber vom Reichserziehungsministerium erklären lassen, dass eine Universität in Köln keineswegs ununterbrochen bestanden habe und daher nur eine »Erinnerungsfeier« an ihre Gründung im Jahr 1388 in Frage komme. Den Kölner Ambitionen tat das keinen Abbruch. In einer mehrtätigen pompösen Feier beschworen sie die mittelalterliche Universität als ihren Ursprung. Diese erfundene Tradition diente der Selbstvergewisserung der Hochschule und sollte diese als Institution stabilisieren. Im Frühjahr 1933 hatte sich die Kölner Universität unter dem Druck der Nationalsozialisten als erste deutsche Hochschule selbst gleichgeschaltet und Männer an ihre Spitze gewählt, die mit dem neuen Regime zu kooperieren gedachten. Diese traten in Reden und Handeln mehr und minder entschieden für die Ziele der Nationalsozialisten ein und trieben so die Nazifizierung der Hochschule voran. Gegen Säuberungen, denen jüdische und politisch missliebige Lehrende wie Studierende zum Opfer fielen, gab es keinen Widerstand. Trotzdem blieb der Argwohn des Regimes gegenüber der Kölner Universität groß. Denn die Hochschule, 1919 von der Stadt Köln ins Leben gerufen, galt ihnen als ein Kind des geschmähten »Weimarer Systems« und als Hochburg der katholischen Zentrumspartei. Eine Schließung der Universität ließ sich nur mit Mühe abwenden. Auch Pläne, Teile der Medizinischen Fakultät nach Bonn zu verlagern und die Juristische Fakultät zu verkleinern, liefen am Ende ins Leere. Umso dringender bedurfte die Universität einer symbolischen Aufwertung, wie sie ihr 1938 die Erinnerungsfeier zu bieten schien. Dafür zahlte sie einen hohen Preis. Denn das Ministerium griff entschieden in die Gestaltung der Festtage ein, was zeigte, wie stark die Hochschule bereits an Autonomie eingebüßt hatte. Vor allem aber schrieb ihr Reichserziehungsminister Bernhard Rust ins Stammbuch, dass Forschung und Lehre aus dem »Geist des Nationalsozialismus« heraus erfolgen müssten und der »Idee der Rasse« dabei eine entscheidende Bedeutung zukomme. Nur wenn die Kölner Universität diesen Vorgaben folge, habe sie ein »Lebensrecht«. So waren die Auswirkungen der Feier ambivalent. Einerseits stabilisierte sich die Universität. Andererseits verstrickte sie sich noch tiefer in das NS-System und trug dieses, nicht zuletzt im Zweiten Weltkrieg, bis zum Ende mit. Der »Schlageterplatz« heißt seit 1945 wieder Rudolfplatz, und der »Langemarkplatz« wurde nach Albertus-Magnus benannt. Die Erinnerung an die sozialismus« heraus erfolgen müssten und der »Idee der Rasse« dabei eine entscheidende Bedeutung zukomme. Nur wenn die Kölner Universität diesen Vorgaben folge, habe sie ein »Lebensrecht«. So waren die Auswirkungen der Feier ambivalent. Einerseits stabilisierte sich die Universität. Andererseits verstrickte sie sich noch tiefer in das NS-System und trug dieses, nicht zuletzt im Zweiten Weltkrieg, bis zum Ende mit. Der »Schlageterplatz« heißt seit 1945 wieder Rudolfplatz, und der »Langemarkplatz« wurde nach Albertus-Magnus benannt. Die Erinnerung an die Geschichte der Universität zu Köln im Nationalsozialismus aber bleibt. Geschichte der Universität zu Köln im Nationalsozialismus aber bleibt.