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»Man muss sich reinfuchsen, dann kann alles Spaß machen«

Alumnus Jörg Mayr: Vom Eishockey-Profi zum Fachanwalt

Jörg Mayr zog mit 19 Jahren aus dem Allgäu nach Köln – aus Liebe zum Sport. Dreizehn Jahre spielte er bei den Kölner Haien und in der Nationalmannschaft Eishockey. Heute ist der Alumnus der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Fachanwalt für Baurecht. Seine Erfahrung: Es gibt nicht nur den einen Weg zum Glück.

Herr Mayr, warum sind Sie nach Köln zu den Haien gekommen?

Das war damals eine klare Wahl. Bei meinem Heimatverein, dem EV Füssen im Allgäu, habe ich schon in der A-Mannschaft in der 2. Bundesliga gespielt. Köln war 1989, als ich kam, mit Abstand die beste Mannschaft. In allen drei Vorjahren hatten die Haie die Deutsche Meisterschaft gewonnen.

Haben Sie auch direkt mit dem Jurastudium angefangen?

Fast. Im ersten Jahr war ich noch offiziell bei der Bundeswehr. Für mich als Juniorennationalspieler war es aber relativ einfach: Nach der Grundausbildung kam ich zur Sportkompanie. Da konnte ich ganz normal weiter Eishockey spielen. Das Studium habe ich danach aufgenommen.

Warum gerade Jura?

Mein Bruder hat Medizin studiert. Da wusste ich also schon, dass es sehr viele Präsenzveranstaltungen gibt. Das hätte mit dem Eishockey nicht geklappt. Für die Naturwissenschaften war ich zu blöd, BWL wollte ich nicht – Mathe war nicht so meine größte Stärke. Und die Geisteswissenschaften erschienen mir eher brotlos. Da dachte ich: Mache ich doch Jura.

Gab es Phasen, in denen es schwierig war, Sport und Studium unter einen Hut zu bringen?

Ja, obwohl das damals sicherlich einfacher war, als es heute wäre. Es gab einige Semester, in denen ich gar nichts für die Uni gemacht habe. Im Frühjahr sind im Eishockey immer die Playoffs. Im Fußball gewinnt ja der Verein die Meisterschaft, der die meisten Punkte hat. Im Eishockey gibt es ein K.o.-System. Da spielt dann der Erste gegen den Achten, der Zweite gegen den Siebten und so weiter. Das ist natürlich spannend, denn theoretisch kann auch der Verein auf Platz acht noch Deutscher Meister werden. Köln war immer einer der Favoriten und wir sind weit gekommen. Ich war in dreizehn Jahren sechsmal im Finale. Danach war dann noch Weltmeisterschaft mit der Nationalmannschaft. Bei den Olympischen Spielen war ich auch dreimal dabei. In diesen Phasen hatte ich wenig Zeit, etwas Anderes zu machen.

Sind Sie dem Eishockey heute noch verbunden?

Ich bin für die Liga im Disziplinarausschuss tätig und überprüfe Schiedsrichterentscheidungen. Das mache ich schon, seitdem ich aufgehört habe, aktiv zu spielen. Natürlich beobachte ich dabei auch die Nationalmannschaft und die Kölner Haie. Ab und an spiele ich auch noch; vielleicht ein bis zwei Mal im Jahr gehe ich aufs Eis, aber das war es auch schon.

Hätten Sie sich früher mehr Zeit für das Studium, mehr Zeit für den Sport oder ganz allgemein mehr Zeit gewünscht?

Für den Sport hatte ich sehr viel Zeit, denn da lag mein Hauptfokus drauf. Es ist ein bisschen schade: Das normale Studentenleben und die Freundschaften aus dem Studium sind bei mir durch den Sport etwas zu kurz gekommen. Auch für das Studium hätte ich manchmal gerne mehr Zeit gehabt. Aber bei Jura kommt nach dem Studium erst einmal die Referendarzeit. Da lernt man dann praktische Sachen, zum Beispiel Prozessrecht, und vertieft Vieles aus dem Studium. So konnte ich ein Paar Lücken schließen. Mir leuchteten in dieser Zeit viele Dinge ein, die ich im Studium einfach nur auswendig gelernt hatte.

Wie sind Sie zu ihrem heutigen Beruf und ihrer Spezialisierung auf das Baurecht gekommen?

Da war viel Zufall dabei. Nachdem ich das zweite Staatsexamen gemacht hatte, habe ich mich bei einer Kanzlei auf eine Stelle im Gesellschaftsrecht beworben. Darauf war ich durch einen Freund gekommen, der das sehr erfolgreich machte. Im Bewerbungsgespräch wurde ich dann gefragt: »Promovieren Sie denn im Gesellschaftsrecht und hatten Sie das als Schwerpunkt?« Als ich verneinte, merkte ich schon, dass ich durchgefallen war. Aber dann sagten sie: »Wir suchen auch jemanden im Baurecht. Vielleicht wäre das ja was für Sie: Da brauchen Sie keine Vorkenntnisse. Außerdem sind die Mandanten in der Baubranche ein bisschen handfester und es geht rustikaler zu.« Da war ich natürlich erst mal beleidigt.

Verständlicherweise.

Aber im Nachhinein habe ich mir gedacht: Vielleicht ist das ja gar keine so schlechte Idee. Also habe ich mich in einer anderen, auf Baurecht spezialisierten Kanzlei beworben. Das hat sich als super Wahl herausgestellt. Aber es hätte sicherlich auch ein anderes Rechtsgebiet werden können. Man muss sich in die Sachen einfach richtig reinfuchsen, dann kann man alles gut machen; dann kann man an allem Spaß haben und damit zufrieden sein.

Es war also nicht Ihr großer Traum?

Ich glaube, es gibt nicht nur die eine Berufung. Man muss sich davon verabschieden, dass es nur das Eine, allein Seligmachende gibt. Wäre ich Schreiner geworden, würde es mir wahrscheinlich auch Spaß machen. Was nicht heißt, dass man sich nicht manchmal auch reinbeißen und rein kämpfen muss – so einfach ist es nicht. Per aspera ad astra: Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen. Zuweilen muss man dabei auch hart zu sich selbst sein. Aber wenn man das beherzigt, lohnt es sich.

In was mussten Sie sich im Baurecht reinfuchsen?

In die technischen Sachverhalte. Als Jurist, der in der Praxis arbeitet, muss man immer erst einmal den Sachverhalt richtig aufklären. Es gibt viele technische Probleme, an denen sich das Juristische dann in die eine oder andere Richtung entscheidet. Und es stimmt schon: Die Klientel ist wirklich etwas »handfester «, aber das finde ich nicht schlimm. Mir würde beispielsweise das Familienrecht nicht liegen. Es ist nicht schön, wenn in Scheidungsfällen kurz vor Weihnachten die einstweiligen Verfügungen hin und her gehen, wo das Kind Heiligabend verbringen soll. Das wäre nichts für mich. Da ist es schwer, eine Distanz hinzukriegen. Im Baurecht ist das einfacher – was nicht heißt, dass ich mich nicht auch mit den Menschen identifiziere, für die ich tätig bin. Wer ein guter Anwalt sein will, muss Leidenschaft mitbringen. Ein bisschen Spaß an der Auseinandersetzung und am Wettbewerb müssen auch dabei sein – wie im Sport.

 

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