zum Inhalt springen

Macht KI den Menschen überflüssig?

Es antworten Professorin Dr. Beatrix Busse, Kathrin Andree und Ingo Kleiber vom Prorektorat für Lehre und Studium

Die Frage nach der Überflüssigkeit oder Notwendigkeit des Menschen lässt sich nur mit Blick auf Bezugsrahmen und Werte- und Normensysteme denken: Wäre der Mensch überflüssig, wenn er nicht in einer Fleiß- oder Produktionslogik arbeiten müsste?

Der Automatisierungsdiskurs wird, damals wie heute, in Extremen geführt: Künstliche Intelligenz (KI) kostet Arbeitsplätze und »unterjocht« den Menschen wie in einem dystopischen Science-Fiction-Szenario oder führt mittels Befreiung von »unnützer« Arbeit in eine Utopie. Technologischer Fortschritt weckt immer ähnliche Sorgen: Computer wurden in den 1970ern als »Jobkiller« diskutiert – eine heute nahezu abstruse Sicht. Vorhersagen erweisen sich häufig als wenig verlässlich.

So müssen wir anerkennen, dass die Fortschritte der letzten Monate kaum abzusehen waren. Generative KI bearbeitet heute Aufgaben, die zuvor als nicht automatisierbar galten. Unabhängig davon, ob die Modelle nun »kreativ« oder »intelligent« sind, verändern sie die Arbeit, das Lernen, Lehren und Forschen.

Damit geht gerade für Universitäten eine Reihe von Fragen einher. Eines vorweg: KI macht den Menschen nicht überflüssig. Menschen, die nicht mit KI zusammenarbeiten, werden es aber schwer haben, mit denen zu konkurrieren, die es tun.

Neue Technologie hat stets zu mehr statt weniger Arbeit geführt. Dennoch stellt sich die Frage der Ersetzbarkeit derzeit sowohl mit Blick auf Tätigkeiten sogenannter Wissensarbeiter*innen als auch auf weniger qualifizierte Tätigkeiten und die, die sie ausüben. Es muss geklärt werden, wie wir mit Produktivitätsgewinnen und sich verändernden Erwartungen an den Menschen umgehen. Welche Kompetenzen sind – auch für neu entstehende Berufe – notwendig?

Es geht darum, welche bewährten und neuen Kompetenzen es braucht, um sich souverän in der postdigitalen Welt zu bewegen. Während bestimmte Aufgaben, zum Beispiel das Zusammenfassen eines Texts, von Maschinen gelöst werden können, gewinnt etwa Medienkompetenz an Bedeutung. Kompetenzen werden nicht überflüssig, weil eine Maschine die damit verbunden Aufgaben lösen kann – wir müssen vielmehr darüber nachdenken, was warum und von wem gelernt werden soll.

Die zentrale Frage ist: Wie wird sich die Beziehung zwischen Mensch und Maschine gestalten? Wer nimmt welche Rolle(n) ein? Welche Aufgaben sollen von Maschinen erledigt werden? Wer hat die Kontrolle über Entscheidungen; wie sichern wir demokratische und ethische Grundsätze und die Souveränität?

Die Zusammenarbeit mit KI erfordert Vertrauen. Aktuell verlassen wir uns, trotz wachsender Bedeutung offener Modelle, auf kommerzielle Anbieter*innen. Wir müssen uns fragen, welche Folgen das haben kann, und womit und wie wir zukünftig arbeiten möchten.

Diese Fragen müssen inklusiv und transdisziplinär bearbeitet werden. Universitäten müssen Akteur*innen werden. Eine gute, verantwortungsvolle, nachhaltige Arbeit mit KI erfordert eine bedachte Auseinandersetzung. Dies zeigt: Der Mensch wird nicht überflüssig, Rollen müssen aber ständig und proaktiv verhandelt werden.