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Lautstarke Immis

Der Vogelforscher Dr. Michael Braun hat sich mit den Kölner Papageien beschäftigt.

Köln gilt als Hochburg des Karnevals, der Kirchen und der Regenbogenkultur. Bunte Farben und exotische Laute gibt es aber auch in der Tierwelt. Köln ist nämlich auch die Hochburg der wilden Papageien in Deutschland. Mehr als tausend Tiere sind es im Umland der Rhein-Metropole. Doch wie kam es dazu und wo lassen sich die wilden Papageien am besten beobachten?

Zoodirektor Professor Theo Pagel und Kurator Bernd Marcordes sind sicherlich diejenigen, die die Papageien am häufigsten zu Gesicht bekommen. Auf dem Gelände des Zoos und der Flora lassen sich die Papageien einfach und sehr zuverlässig beobachten.

Die Geschichte geht zurück bis ins Jahr 1967. Die ersten Halsbandsittiche – grüne Papageien aus Indien mit langem Schwanz und roten Schnäbeln – hatten sich den Weg in die Freiheit verschafft: Ob sie nun im Freiflug gehalten wurden oder durch einen Sturm den Weg in die Freiheit geschafft haben, lässt sich nicht mehr genau nachvollziehen. Sie überlebten dank des vergleichsweise milden Klimas und der Vielzahl exotischer Gehölze im Stadtgebiet von Köln.

Im Winter gehen die Papageien gerne an Vogelfutterstellen, zum Beispiel mit Erdnüssen oder Sonnenblumenkernen. 1967 wurden die ersten freilebenden Halsbandsittiche in Köln beobachtet, 1969 fand dann die erste Freilandbrut auf dem Gelände des Zoos statt. In den Jahren 1993/94 untersuchte die Biologin Ulrike Ernst die Population der Halsbandsittiche in Köln und fand heraus, dass sich unbemerkt eine zweite Papageienart als Brutvogel in Köln eingenistet hatte: der Große Alexandersittich. Mitte der 1990er Jahre gab es in Köln etwa 500 Papageien.

Ihre Schlafplätze wechselten die Halsbandsittiche von den Riehler Heimstätten zu den Bayer-Werken nach Leverkusen und schließlich zur Haltestelle Rheinauhafen bei den Kranhäusern. Ihre Zahl liegt heute zwischen 1.000 und 1.500 Tieren. Anwohner wollen die Vögel aufgrund von Lärm und Schmutz von dem allabendlich genutzten Schlafplatz vertreiben – was Fachleute kritisch sehen.

Mittlerweile kommen in Zoo und Flora kaum noch Halsbandsittiche vor, sondern überwiegend die Großen Alexandersittiche. Um zu erforschen, warum dies so ist, sollen die Großen Alexandersittiche erstmals wissenschaftlich markiert und untersucht werden. In der U-Bahnstation Breslauer Platz können Passanten Präparate (Schädel, Flügel, Schwanz, Eier, Embryo) und ein Buch zu den Sittichen in zwei Vitrinen besichtigen.