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Helfen die Simpsons bei der medialen Selbstreflexion?

Es antwortet Dr. Andreas Seidler, Institut für Deutsche Sprache und Literatur

Ja. Die Simpsons lassen sich als eine Form »postmoderner Aufklärung« betrachten, der es gelingt, Unterhaltung mit der Aufdeckung der Mechanismen von Mediengesellschaft und Kulturindustrie unter einen Hut zu bringen.

Der Begriff der medialen Selbstreflexion hat dabei zwei Aspekte. Er meint zum einen die Selbstthematisierung der Medien in ihren eigenen Darstellungsformen und zum anderen das Anstoßen eines Reflexionsprozesses in den Köpfen des Publikums. Die Simpsons bieten beide Formen der Reflexion und das auf mehreren Ebenen.

Als einzige Fernsehserie thematisiert sie den Fernsehkonsum ihrer Figuren in jedem Vorspann neu. Die sich auf der Fernsehcouch versammelnde Familie wird ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt und damit das Verhalten des eigenen Publikums gespiegelt. »The Simpsons is about the process of watching TV«, hat der Erfinder der Serie, Matt Groening, dies auf den Punkt gebracht.

Diese Selbstbespiegelung setzt sich fort zum Beispiel in der Itchy & Scratchy Show, die als Zeichentrickserie in der Zeichentrickserie immer wieder ihre Wirkung auf das eigene Publikum thematisiert.

Die Simpsons beziehen sich aber nicht nur auf sich selbst, sondern sie verarbeiten Referenzen auf zahlreiche andere Medienformate und Ereignisse. So funktionieren einzelne Folgen als Parodie auf bekannte Hollywoodfilme oder auf andere TV-Serien, wie zum Beispiel Homerland auf die Quality TV- Serie Homeland.

Aber auch mit Bezug auf das reale US-amerikanische Zeitgeschehen zeigen die Simpsons immer wieder auf humoristische Weise mit welchen Mechanismen Ereignisse medial verarbeitet werden. So lässt sich die Serie auch als parodistischer Spiegel unserer medial erzeugten Wirklichkeit insgesamt betrachten, der deren Logik und Unlogik bis zur Kenntlichkeit überzeichnet.