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Der Evolutionsweg

Neues entdecken entlang der Uniwiese

Die ersten Zellen mit Zellkern, die sogenannten Eukaryoten, entstanden vor 1.300 Millionen Jahren. Der Zellkern schützt das Erbmaterial und unterscheidet diese Einzeller von Bakterien.

Nicht nur Wissenschaftler*innen der Kölner Uni erforschen, erkunden und erleben Köln – wir alle sind eingeladen, es zu tun. Wir beschäftigen uns mit Flora, Fauna und nicht zuletzt den Bewohner*innen der Stadt gestern und heute. Über Interessantes, Skurriles, Typisches oder auch weniger Bekanntes berichten wir in dieser Rubrik. Burkhard Wepner, Mitglied der Giordano-Bruno- Stiftung, über ein Projekt der Wissensvermittlung, das Zeit in Raum verwandelt.

Auf 46 Metern verteilt 4,6 Milliarden Jahre: Der Evolutionsweg entlang der Platanenallee des Alphons-Silbermann-Weges veranschaulicht den Prozess der Entstehung unseres Planetensystems – von Anbeginn bis heute.

Allein die Platanenallee selbst ist es wert, ihr einen Besuch abzustatten. Nun verlaufen, beginnend an der Mensa Zülpicher Straße, zwanzig Tafeln entlang der Uniwiesen Richtung Bachemer Straße. Dabei spiegeln sich die zeitlichen Abstände zwischen verschiedenen Meilensteinen der Evolution in den räumlichen Abständen zwischen den Schildern wider. Initiiert wurde das Projekt von der Regionalgruppe Köln der Giordano-Bruno-Stiftung (gbsköln e.V.), und gemeinsam mit der Stadt Köln umgesetzt.

Zwei Beispiele, die die zeitlichen Dimensionen veranschaulichen: Würde man den sogenannten Urknall in seine Wanderung mit einbeziehen, müsste man – bevor man den Evolutionsweg abschreitet – knapp einen Kilometer weiter zurück in der Südstadt beginnen. Doch wenn wir uns einen Zeitraum von »nur« 4.600 Jahren vorstellen, also etwa vom Zeitalter des Baus der ägyptischen Pyramiden bis heute, würde dieser Zeitraum auf dem Evolutionsweg weniger als einen halben Millimeter einnehmen, also etwa die Dicke eines Bleistiftstriches.

Natürlich kann man über die Evolution einfach in Büchern nachlesen – oder beim Abschreiten des Weges den QR-Code aktivieren, der auf jedem der Schilder angebracht ist. Es geht aber darum, Menschen für das Thema zu interessieren, sie darüber zu informieren oder zum Teil verschüttetes Schulwissen anschaulich zu reaktivieren. Regelmäßige Führungen für Kinder und Erwachsene vertiefen die knapp gehaltenen Anmerkungen auf jedem der Schilder mit Hintergrundwissen und Erläuterungen der Zusammenhänge.

Ziel des Evolutionsweges ist es, für jeden Kenntnisstand eine Bereicherung zu sein. Denn man kann diese zeitlichen Dimensionen zwar rational zur Kenntnis nehmen, methodisch verstehen und die Zusammenhänge einordnen. Aber tatsächlich erfassen lassen sie sich nicht. Vielleicht vermitteln sie eine leise Ahnung von der Einordnung des Selbst – ohne sich dabei zu klein zu machen oder narzisstisch zu überhöhen. Gleichzeitig kann der Weg dazu anregen, den Sinn für das Unendliche zu erleben, Phantasie und Träume zuzulassen, dies alles aber rational einordnen zu können.

In einer wissenschaftsherausfordernden Zeit kann der Evolutionsweg auch dabei helfen, Erkenntnisse zu diskutieren und Argumente auszutauschen, die Vorläufigkeit des Wissens zu akzeptieren und illusionistische Narrative zu überwinden. Damit verbunden ist auch das Überwinden des »Vulgärdarwinismus «, welcher immer wieder mit der Behauptung aufwartet, »allein der Stärkere setzt sich durch«. Tatsache ist jedoch, dass es die Menschheit nicht ohne diese entscheidenden Fähigkeiten gäbe: Anpassung an die Lebensbedingungen, Kooperation und Empathie.

Die gbsköln leistet mit dem Evolutionsweg – auf Grundlage der Partnergruppe Rhein- Neckar – einen kleinen Beitrag zum wichtigsten »Rohstoff « der Menschheit: die umfassende Bildung. Ganz im Sinne des Anliegens der Stiftung, zur Aufklärung beizutragen und Wissenschaft, Kunst und Philosophie zu verknüpfen.

Der Evolutionsweg: ein paar kleine Schritte der Unfassbarkeit entgegen, aber persönlich vielleicht ein großer Schritt, sollten diese dazu anregen, noch mehr über die Welt, über sich und die Mitmenschen und damit über das eigene beziehungsweise das Tun und Lassen der anderen nachzudenken.