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Auf Forschungstour am Flehbach

Ein besonderen Ort der Forschung und Wissensvermittlung: der »Lern-, Erlebnis-und Aktivpfad«

Wissenschaftler*innen der Kölner Uni erforschen, erkunden und erleben Köln. Sie beschäftigen sich mit Flora, Fauna und nicht zuletzt mit den Bewohner*innen der Stadt gestern und heute. Dieses Mal erkundet Redakteur Mathias Martin einen besonderen Ort der Forschung und Wissensvermittlung: den »Lern-, Erlebnis- und Aktivpfad« Flehbach, den Wissenschaftler*innen am Geographischen Institut entwickelt haben.

Die Station Erker Mühle am Lern-, Erlebnis- und Aktivpfad entlang des Flehbachs. Hier können Spaziergänger nicht nur etwas erfahren, sondern selbst Daten für die Forschung sammeln

Wer an der Haltestelle »Flehbachstraße « auf der Linie 1 in Brück aussteigt, sieht noch nichts von einem Bach. Erst einige Schritte weiter ist der Flehbach mit etwas Mühe erkennbar, denn es sind nur einzelne Pfützen, die den Bachverlauf hier und weiter flussabwärts in diesem Herbst prägen: An vielen Stellen ist der Bach noch vom Sommer ausgetrocknet. Bis zum Kölner Stadtteil Brück hat der insgesamt rund 17 Kilometer lange Flehbach bereits fast 14 Kilometer Weg zurückgelegt. Seine Quellen liegen im Bergischen Land, sein Ziel ist der Rhein – sofern das Wasser bis dorthin reicht.

Am Ende des Brücker Marktplatzes ist ein guter Startpunkt für eine abwechslungsreiche Tour flussaufwärts entlang des Flehbachs. Der Bach schlängelt sich durch die Flehbachaue, durch Felder sowie Waldgebiete und führt nach etwa 45 Minuten Wanderung zur ehemaligen Erker Mühle, einer Wassermühle, an die jetzt nur noch ein Denkmal in Form eines Mühlrads aus Metall erinnert.

In der Nähe des Denkmals macht ein Schild auf einem Baumstumpf darauf aufmerksam, dass wir uns auf dem »Lern-, Erlebnis- und Aktiv-Pfad Flehbach« befinden, kurz: LEAP Flehbach. Das Geographische Institut der Universität zu Köln hat den LEAP Flehbach entwickelt und zusammen mit den Stadtentwässerungsbetrieben Köln eingerichtet. An verschiedenen Stationen entlang des Bachs haben die Wissenschaftler*innen Tafeln mit Informationen zu den jeweiligen Besonderheiten der Orte erstellt. Jede Tafel ist mit einem QR-Code versehen, der zu Webseiten des Geographischen Instituts mit Informationen zu den einzelnen Stationen verlinkt. Zudem können dort spezielle Apps zur Umweltbeobachtung aufgerufen werden, mit denen sich die Umgebung des Baches per Smartphone analysieren lässt.

Es gibt beispielsweise Apps zur Analyse der Bodenart und der Gewässerqualität, zur Bestimmung von Gesteinen und Pflanzen sowie zur Wetterbeobachtung. Die Apps nutzen den Webbrowser auf dem Smartphone und brauchen daher nicht installiert zu werden. Die Beobachtungen und Messungen, die jeder mit den Apps durchführen kann, werden öffentlich einsehbar in einer Datenbank abgelegt. So lassen sich die Daten verschiedener Beobachter*innen und unterschiedlicher Orte miteinander vergleichen.

Weiter flussaufwärts stößt man auf das Hochwasserrückhaltebecken, das 1968/69 gebaut wurde und aus einem etwas sieben Meter hohen Damm mit einer Länge von 780 Metern besteht. Es dient dem Hochwasserschutz der Kölner Stadtteile Brück und Merheim. Von hier sind es nur knapp 15 Minuten Fußweg bis zu einer Stelle, an der sich der Flehbach zu einer größeren Wasserfläche öffnet, dem sogenannten Sandfang. Er dient dazu, die im Wasser transportierten Sedimente abzufangen, damit sie sich nicht im anschließenden Rückhaltebecken ablagern können und es langsam verschlammt. Durch die Erweiterung des Gewässers verringert sich die Fließgeschwindigkeit des Wassers. Bei geringen Fließgeschwindigkeiten setzen sich Sand- und Schluffpartikel ab. Mit einer App können Besucher*innen an dieser Station unter anderem erforschen, welche Korngröße sich bei welcher Fließgeschwindigkeit absetzt.

Der weitere Weg flussaufwärts durch den Wald führt vorbei am Brücker Wildgehege. Nach gut einer weiteren Viertelstunde folgt eine Weggabelung, an der man den LEAP Flehbach wieder verlassen und in die »Zivilisation « Richtung Refrath zurückkehren kann – oder dem LEAP weiter in die Tiefen des Königsforstes folgen.

Das digitale Angebot soll alle Bevölkerungsschichten in Köln und Umgebung einladen, sich über nachhaltige Entwicklung und die Anpassung an den Klimawandel zu informieren. Professor Dr. Karl Schneider, Lehrstuhl für Hydrogeographie und Klimatologie am Geographischen Institut, ist überzeugt: »LEAPs ermöglichen mit Hilfe von Webseiten und protokollgeleiteten Beobachtungsapps einen Zugang zu diesen Themen im eigenen Lebensumfeld. Das ermöglicht eine aktive Beteiligung am wissenschaftlichen Prozess und am Transformationsprozess.«

Wissenschaftler*innen der Kölner Uni erforschen, erkunden und erleben Köln. Sie beschäftigen sich mit Flora, Fauna und nicht zuletzt mit den Bewohner*innen der Stadt gestern und heute. Dieses Mal erkundet Redakteur Mathias Martin einen besonderen Ort der Forschung und Wissensvermittlung: den »Lern-, Erlebnis- und Aktivpfad« Flehbach, den Wissenschaftler*innen am Geographischen Institut entwickelt haben.

Neben dem LEAP am Flehbach hat das Geographische Institut auch einen LEAP zum Thema Stadtklima erstellt. Auf dem Klima-LEAP kann die Wirkung unterschiedlicher landschaftlicher Oberflächen auf das Stadtklima analysiert werden, und es werden Hinweise zur Anpassung an den Klimawandel gegeben. Beide LEAPs sollen eine breite Öffentlichkeit ansprechen, um Möglichkeiten aufzuzeigen, sich am Gewässer- und Klimaschutz zu beteiligen. Schüler*innen des Kölner Heinrich-Heine-Gymnasiums entwickeln derzeit im Schulumfeld Erweiterungen des Stadt-Klima-LEAP. Der Ansatz verbindet Schulaktivitäten mit Themen der nachhaltigen Entwicklung in der Stadt und beruht auf einem ›Open-Schooling‹-Konzept, das Lehrinhalte mit Themen und Akteur*innen in der Stadt zusammenbringt.

Das an der Uni Köln entwickelte LEAP-Konzept zur Umweltbildung und partizipation wird mittlerweile in neun europäischen Ländern eingesetzt. Das Konzept stellt Lehrangebote bereit, die sich auf die UN-Nachhaltigkeitsziele beziehen und dabei einen unmittelbaren Bezug zum Lebensumfeld der Lernenden aufweisen. Die Konzeptentwicklung und Realisierung der Lern-, Erlebnis-, Aktiv- Pfade wurde im Rahmen verschiedener Projekte durch die RheinEnergieStiftung und die Europäische Union (Horizont 2020 und EFRE) gefördert.