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Rede zum Jahresempfang 2015 der Universität zu Köln

Prof. Dr. Axel Freimuth
Rektor der Universität zu Köln

Köln, 03. Februar 2015

(Es gilt das gesprochene Wort)

Herzlich willkommen zum Jahresempfang der Universität zu Köln. Ich freue mich sehr, dass wir heute zusammen den Jahresauftakt feierlich begehen. Diejenigen unter Ihnen, die bereits letztes Jahr hier waren, werden sich erinnern: Ich habe mich damals recht ausführlich, kritisch und unmissverständlich zur hochschulpolitischen Situation in NRW geäußert. Dabei ging es vor allem um das „Hochschulzukunftsgesetz“, das mittlerweile eingeführt wurde, und von dem die Hochschulen damals wie heute nur wenig – man könnte auch sagen überhaupt nicht – begeistert sind. Da sich an den damals beschriebenen Sachverhalten bis heute kaum etwas geändert hat, könnte ich Ihnen diese Rede heute noch einmal vortragen. Der Inhalt wäre bis auf ein paar Aspekte ebenso aktuell wie damals! 

Meine Damen und Herren,

bevor Sie nun in Scharen und entrüstet die Aula verlassen, will ich Sie beruhigen: Sie sollen heute Neues und zur Abwechslung Erbauliches erfahren. Lassen Sie mich hierfür einen Blick auf das letzte Jahr und auf einige kommende Entwicklungen werfen. 

I. Hochschulpolitik

Erfreulich ist, dass das sogenannte „Kooperationsverbot“ abgeschafft wurde. Die Universitäten können in der Folge durch den Bund breiter finanziell unterstützt werden, als dies bislang der Fall war. Dies gilt insbesondere auch für die Lehre; eine Neuerung, die die Universitäten sehr begrüßen. Eine weitere gute Nachricht, insbesondere für die Universität zu Köln, ist die Fortsetzung der Exzellenzinitiative. Die konkreten Rahmenbedingungen stehen noch nicht fest. Wir hoffen jedoch, dass bald Klarheit über die Fördermodalitäten besteht, damit es möglich ist, sich frühzeitig und mit Sorgfalt auf ein Antragsverfahren vorzubereiten.

Grundsätzlich positiv zu bewerten ist, dass der Bund den Ländern seinen Anteil an der BAföG-Finanzierung als zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt hat. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern kommen diese Mittel allerdings in NRW nicht als zusätzliche Mittel an den Hochschulen an.

Der Finanzminister hat nämlich – etwas zur Überraschung der Hochschulen – festgestellt, dass er uns diese Mittel schon zu dem Zeitpunkt, als er sie noch gar nicht hatte, zur Verfügung gestellt hat, nämlich im Rahmen der Grundfinanzierung. Die Weitergabe der zusätzlichen Bundesmittel dahin, wo die Studierenden sind, sei demzufolge eine unnötige Doppelfinanzierung. Ein origineller Ansatz: Versuchen Sie das einmal bei Ihrem nächsten Autokauf, indem Sie den Händler darauf hinweisen, für den Motor und die Reifen hätten Sie schon das letzte Mal bezahlt.

Ein sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene wichtiges Thema ist die sogenannte „Gute Arbeit“, womit gute Arbeitsbedingungen gemeint sind. Hier haben die Universitäten in den letzten Jahren viel unternommen – was in der Diskussion oft in Vergessenheit gerät – und haben sich für die nächsten Jahre ebenfalls viel vorgenommen.

Was haben wir bereits erreicht? Beispielsweise bessere Arbeitsbedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs, etwa im Rahmen von zur Zeit fast 40 Graduiertenschulen an der UzK, mehr Fördermittel, bessere Karriereoptionen unter anderem über die Einführung von Tenure Track und Maßnahmen zur Unterstützung von Familien. 

Vor allem, und nicht zu vergessen ist: Die UzK hat – so wie viele andere Universitäten in Nordrhein-Westfalen – durch zusätzliche Mitteleinwerbung in erheblichem Umfang Arbeitsplätze geschaffen, allein bei uns um die 1500 zusätzliche Arbeitsplätze in den letzten fünf Jahren.

Nicht alle sind permanent, aber viele Stellen sind ja Qualifikationsstellen, z.B. für Doktoranden, die stets neu besetzt werden müssen. Angesichts der Befristung vieler Mittel ist es manchmal leider auch nicht vermeidbar zu befristen. Aber immerhin: Bevor man über die Entfristung nachdenkt, muss zunächst einmal eine Stelle da sein!

Ende letzten Jahres haben die NRW-Universitäten die „Dortmunder Erklärung zur Guten Arbeit“ abgegeben, als Resultat ihrer bisherigen Bemühungen und eines fruchtbaren Dialogs mit den Personalvertretungen und dem Wissenschaftsministerium. NRW befindet sich in diesem Themenfeld derzeit bundesweit in einer guten Position, um nicht zu sagen, in einer Vorreiterrolle. Dies soll und kann so bleiben; dennoch muss die weitere Entwicklung mit Augenmaß und einem Blick für das Machbare vorangetrieben werden, denn Absichtserklärungen sind schön, konkrete Verbesserungen jedoch besser.

II. Lehre

Die UzK hat mittlerweile über 50.000 Studierende und ihre Kapazität somit in wenigen Jahren um etwa 30% gesteigert. Dies geht einher mit entsprechenden Aufwüchsen im Personal- und im Infrastrukturbereich. Festgehalten werden kann, dass unsere Universität sowie die anderen Hochschulen in NRW die Herausforderung des Doppel-Abiturjahrgangs und der weitergehenden Öffnung der Hochschulen etwa für beruflich Qualifizierte hervorragend bewältigt hat.

Dass dies so problemlos abläuft, ist ein weiteres Zeichen für die Leistungsfähigkeit der Universitäten und im Übrigen auch für ihr gutes Zusammenwirken im Lande, und zwar unter den bis letzten Herbst gültigen Rahmenbedingungen des Hochschulfreiheitsgesetzes. Übrigens, das neue Hochschulzukunftsgesetz wird vieles vereinfachen: Wie Sie sicher schon vernommen haben, müssen die Studierenden seit dem Inkrafttreten des Gesetzes kaum mehr in die Universität kommen; die Anwesenheitspflicht etwa in Seminaren wurde gesetzlich abgeschafft. Dadurch vereinfachen sich Organisation und Logistik erheblich. Übrigens, die Politik fordert gleichzeitig, dass wir die Abbrecherquote bei den Studierenden um 20% senken. Ob es allerdings dabei hilfreich ist, wenn keiner mehr da ist, bleibt abzuwarten.

III. Forschung

Die Umsetzung der Projekte im Rahmen der Exzellenzinitiative ist weitgehend abgeschlossen. Alle Projekte laufen und dies mit großem Erfolg. Die Förderinstrumente sind installiert und wirken breit in der gesamten Universität, in der Forschungsförderung, im Nachwuchsbereich, in der Internationalisierung oder bei Gleichstellungsthemen. In gleicher Weise positiv entwickeln sich die Exzellenzcluster und die Graduiertenschulen.

Nahezu zwanzig Berufungen wurden inzwischen durchgeführt. Hierbei konnten exzellente und international ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die UzK gewonnen werden. Erwähnen möchte ich darüber hinaus das sehr erfolgreiche Konzept der „International Faculty“, mit dem herausragende internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über einen längeren Zeitraum an der UzK quasi in Teilzeit beschäftigt sind und Forschung und Lehre bereichern – ein Erfolg auf der ganzen Linie.

Eine besonders zu begrüßende Entwicklung ist die zunehmende interdisziplinäre Vernetzung und Zusammenarbeit in den breit angelegten Kompetenzfeldern der Universität. Stellvertretend sei hier die Einrichtung des Zentrums CERES im September letzten Jahres genannt, im Kompetenzfeld „Altern und Demographischer Wandel“. CERES steht für “Colgne Center for Ehtis, Rights, Economics and Social Sciences of Health”. Es wird geleitet durch Frau Professorin Woopen, Ihnen alle bekannt als Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, und befasst sich auf breiter Front mit den gesellschaftlichen Aspekten des demographischen Wandels und der älter werdenden Gesellschaft. 

Darüber hinaus wurde durch die Einrichtung eines fünften Kompetenzfeldes „Soziale Ungleichheiten und interkulturelle Bildung“ ein weiterer thematischer Profilbereich der Universität aufgegriffen, in dem wichtige Fragen der Diversität und der Bildung aufgegriffen werden.

Weitere Erfolgsmeldungen aus der Forschung der UzK: 

Drei Sonderforschungsbereiche (SFBs) wurden verlängert, einer neu eingerichtet.

Eine Reihe neuer Anträge sind in Vorbereitung oder bereits unterwegs.

Das Geisteswissenschaftliche Kolleg Morphomata wird nach positiver Evaluation im Mai letzten Jahres für weitere sechs Jahre durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. In der letzten Woche war Morphomata als Mitveranstalter der „Poetica“ in besondere Weise sichtbar in Köln und hat international renommierte Dichterinnen und Dichter für eine Woche in verschiedensten Formaten in der Kölner Öffentlichkeit und an der Universität präsentiert – ein großer Erfolg, zu dem ich den Veranstaltern, allen voran und stellvertretend dem Kollegen Herrn Professor Blamberger, herzlich gratuliere.

Erwähnen möchte ich auch, dass die UzK zusammen mit dem Grimme-Institut das Grimme-Forschungskolleg „Medien und Gesellschaft im digitalen Zeitalter“ eingerichtet hat.

IV. Projekte im Baubereich Die bauliche Entwicklung der UzK will ich nur am Rande erwähnen. Sie ist großartig und einzigartig im NRW-Vergleich und wird ermöglicht durch das Kölner Modellprojekt, nach dem wir selbst für unsere Liegenschaften verantwortlich sind. Das bedeutet, dass wir in Eigenregie bauen und sanieren können. Das Projekt wurde im letzten Jahr positiv begutachtet und ist seither im Hochschulzukunftsgesetz verankert. Der Erfolg ist an allen Ecken und Enden unserer Universität sichtbar.

V. Evaluationen

Die UzK hat im letzten Jahr eine groß angelegte Verwaltungsevaluation durchgeführt, unterstützt durch breite Befragungen von Nutzern und mit externer Expertise. Dieser Prozess – quasi Neuland für die  Universitätsverwaltung – wurde mit großem Engagement vorangetrieben. Die weitreichenden und fundierten Erkenntnisse aus dieser Evaluation werden nun systematisch für die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Verwaltung genutzt. Dieser Prozess wird uns über die nächsten Jahre hinweg begleiten und – davon bin ich nach ersten Erfolgen schon jetzt vollständig überzeugt – eine erhebliche Leistungssteigerung unserer Universität bewirken. Gleichzeitig werden Gemeinschaftsgefühl und Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten innerhalb unserer Hochschule gestärkt.

Ich höre übrigens von verschiedenen Seiten, dass dieser Prozess von anderen Universitäten aus dem In- und Ausland gespannt und anerkennend beobachtet wird. 

VI. Festakt in Wroclaw

Außergewöhnlich und beeindruckend waren vor wenigen Tagen der Festakt und das Symposium zum Thema „Die Gestrichenen. Die Aberkennung der wissenschaftlichen Titel an der Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau während des 3. Reiches“. Die UzK hat auf Einladung der Universität Wroclaw an dieser Veranstaltung teilgenommen. Zum einen, weil die UzK 2006 selbst eine solche Erklärung verabschiedet hat. Zum anderen, weil uns eine Partnerschaft sowohl mit der alten (deutschen) Universität Breslau sowie mit der neuen Universität verbindet. Bei der Veranstaltung wurden ausgewählte Biographien von Betroffenen vorgestellt. Besonders eindrücklich war, dass die Tochter und der Enkel eines betroffenen Ehepaares selbst anwesend waren. Eine gemeinsame Erklärung wurde durch meinen Amtskollegen aus Breslau und mich unterzeichnet. Die Veranstaltung hat internationale Beachtung gefunden. Es hat mich sehr beeindruckt, dass sich eine polnische Universität – unterstützt von Region und Stadt – in dieser Weise mit der Vergangenheit ihrer Deutschen Vorgängeruniversität auseinandersetzt. 

VII. Förderer der UzK

Wir freuen uns, dass an der UzK inzwischen jährlich über 300 Stipendien und damit über eine Million Euro im Rahmen des Deutschlandstipendiums an begabte Studierende vergeben erden. Dies ist ein substantieller Beitrag zur Verbesserung der Bedingungen für Studierende, die sich in Köln ja besonders hohen Lebenshaltungskosten gegenüber sehen und sich durch solche Förderung verstärkt ihrem Studium widmen können.

Dies ist eine wichtige Investition in die Region, denn die meisten unserer Absolventen finden in Köln und Umgebung Arbeit und stärken somit die regionale Wirtschaft und Industrie. Ich danke bei dieser Gelegenheit allen Förderern, darunter viele Institutionen und private Förderer, die unserer Universität auf diese Weise verbunden sind.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich komme zum Ende meines Vortrags. Ich möchte mich bei allen Mitgliedern der Universität zu Köln bedanken für die gute und verlässliche Zusammenarbeit, die mir stets viel Freude macht und die über die Jahre immer erfolgreich war. Ich möchte an dieser Stelle auch noch einmal herausstellen: Die Erfolge der Universität zu Köln sind ein Gemeinschaftswerk; sie beruhen auf dem Engagement der Mitglieder und Angehörigen der Universität ebenso wie auf der Unterstützung durch ihre Partner und Freunde. Mein Dank gilt allen Kooperationspartnern, vor allem unseren lokalen und regionalen Partnern von den außeruniversitären Forschungseinrichtungen und den Universitäten Aachen, Bonn und Düsseldorf sowie der Stadt Köln. Eine besondere und bewährte Rolle spielt für uns nach wie vor der Verein „KölnAlumni – Freunde und Förderer der Universität zu Köln e.V.“, bei dem ich mich herzlich für die vielfältige Unterstützung bedanke.

Ganz zum Schluss möchte ich mir erlauben, meiner Kollegin Anja Steinbeck aus Düsseldorf zu gratulieren: Zu meiner großen Freude wurde sie, die ja bis vor kurzem Prorektorin für Planung und Finanzen an der UzK war, im letzten Jahr zur Rektorin der Universität Düsseldorf gewählt. Ich wünsche ihr viel Glück und eine glückliche Hand bei dieser Aufgabe. 

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Ihnen allen wünsche ich ein schönes und erfolgreiches Jahr und bedanke mich nochmals für Ihr Kommen.