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Lehramtsstudierende haben geringeres fachliches Selbstvertrauen durch Corona-Pandemie

Studie zeigt Unterschiede von Lehramtsstudierenden vor und während der Pandemie auf

Lehramtsstudierende, die während der Corona-Pandemie studiert haben, entwickelten ein geringeres Vertrauen in die eigene fachliche Kompetenz (Selbstwirksamkeitsüberzeugung) als ihre Kommiliton*innen, die davor studiert haben. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Forscher*innen des Projektes "Heterogenität und Inklusion gestalten: Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung" (ZuS), das Teil der bundesweiten BMBF-geförderten "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" ist. Die Wissenschaftler*innen untersuchten, wie sich die Selbstwirksamkeitsüberzeugungen (SEB) von Lehramtsstudierenden während ihres dreijährigen Bachelorstudiums verändern und wie diese Veränderungen durch praktische Lernangebote erklärt werden können. Die Ergebnisse wurden im September 2022 in der Zeitschrift für Bildungsforschung veröffentlicht.

In der Studie wurden zwei Gruppen aus dem Lehramtsstudium (Bachelor) der Universität zu Köln untersucht: Gruppe A hatte ihr Lehramtsstudium im Wintersemester 2015/2016 und Gruppe B drei Jahre später im Wintersemester 2018/2019 begonnen. Alle Studienteilnehmer*innen wurden zu jeweils drei Zeitpunkten befragt. Während Gruppe A (n=210) die Situation im Bachelor-Studium vor der Pandemie repräsentiert, wurde Gruppe B (n=111) im März 2020 mit der Pandemie konfrontiert, bevor sie in das vierte Semester des Sommersemesters eintrat. Vier zentrale Forschungsfragen wurden betrachtet.

Entgegen der Erwartungen konnte kein Anstieg der SEBs am Ende des dreijährigen Bachelorstudiums festgestellt werden, sondern vielmehr ein Rückgang. Dieser fiel stärker für die Gruppe aus, die unter Pandemie-Bedingungen studieren musste. Als Folge hatten Studierende, die vor der Pandemie studiert hatten, am Ende ihres Bachelorstudiums etwas höhere SEBs, als diejenigen, die während der Pandemie studieren mussten. Damit konnten unterschiedliche Entwicklungen beider Gruppen festgestellt werden, die zu unterschiedlichen Kompetenzständen am Ende des Bachelor-Studiums führten. Unterschiedlich hoch ist zum Beispiel das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Störungen im Unterricht zu unterbinden oder auch solche Schüler*innen zu motivieren, die in der Schule häufig Misserfolge erzielen.

Die Wissenschaftler*innen vermuten als zentrale Erklärung dieser unterschiedlichen Entwicklungen die wenigen Möglichkeiten, im schulpraktischen Alltag zu lernen, da aufgrund der Corona-Pandemie in Nordrhein-Westfalen wiederholt die Schulen geschlossen wurden. Tatsächlich berichtete die Gruppen von Studierenden, die während der Pandemie ihr Bachelor-Studium durchlief, systematisch weniger praktische Lernmöglichkeiten erhalten zu haben. Dies wirkte sich beispielsweise auf die Planung und Durchführung erster Unterrichtsversuche als angehende Lehrperson aus.

Die Autor*innen der Studie konnten komplexe Wirkzusammenhänge aufzeigen: Studieren während der Pandemie hatte zugleich negative Einflüsse sowohl auf die schulpraktischen Lerngelegenheiten als auch auf die Entwicklung der SEBs der Lehramtsstudierenden. Darüber hinaus wirkte sich die reduzierte Schulpraxis während COVID-19 negativ auf die Entwicklung des SEBs der Lehramtsstudierenden aus.

Die Autor*innen verweisen auf die Nachteile, die angehende Lehrpersonen in ihrer Ausbildung durch die veränderten Rahmenbedingungen der Pandemie, vor allem in Form der Schulschließungen, erleben mussten. Sie empfehlen daher im Hinblick auf die Ergebnisse, dass die Rückkehr zu uneingeschränkten praktischen Lernmöglichkeiten für Lehramtsstudierende von entscheidender Bedeutung ist und weiterhin – auch unter Bedingungen der Pandemie – hohe Priorität haben sollte.
 

Inhaltlicher Kontakt:     
Prof. Dr. Johannes König
ZuS-Handlungsfeldleitung „Qualitätssicherung“
johannes.koenigSpamProtectionuni-koeln.de

Dr. Daniela Jäger-Biela
Wissenschaftliche Mitarbeiterin ZuS-Handlungsfeld Qualitätssicherung
daniela.jaeger-bielaSpamProtectionuni-koeln.de

Kristina Gerhard
Wissenschaftliche Mitarbeiterin ZuS-Handlungsfeld Qualitätssicherung
kristina.gerhardSpamProtectionuni-koeln.de

Presse und Kommunikation:
Robert Hahn
+49 221 470 2396
r.hahnSpamProtectionverw.uni-koeln.de

Link zur Publikation:
https://link.springer.com/article/10.1007/s35834-022-00357-3