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Die Führungskraft ist entscheidend: Studien zeigen Nachholbedarf bei der Homeoffice-Kultur

Zwei Umfragen haben ergeben, dass Beschäftigte im öffentlichen Dienst sowie im Bereich IT und technische Dienstleistungen schlechte technische Voraussetzungen und fehlende Unterstützung von Vorgesetzten bei der Umsetzung von Homeoffice bemängeln.

Im öffentlichen Dienst sowie im Bereich IT und technische Dienstleistungen war Homeoffice bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie für etwa jeden zweiten Beschäftigten die Ausnahme, und wurde von Vorgesetzten häufig skeptisch bis ablehnend gesehen. Das ist das Ergebnis von zwei Umfragen unter Beschäftigten in beiden Bereichen. Durchgeführt hat die Studien zum Thema Präsenz- und Homeoffice-Kultur in Zeiten von Covid-19 ein Forschungsteam des Instituts für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Universität zu Köln.

Eine entsprechende Onlineumfrage unter Beschäftigten des öffentlichen Dienstes führte das IMVR zwischen April und Mai 2020 über das soziale Netzwerk „LinkedIn“ durch. Das Forscherteam um Professor Dr. Holger Pfaff, Direktor des IMVR und Leiter der Studien, interessiert in diesem Zusammenhang vor allem, welchen Herausforderungen Beschäftigte im öffentlichen Dienst während der Pandemie begegnen und welche Gründe bislang gegen die Arbeit im Homeoffice gesprochen haben. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Befragten (58,8 %) vor der Pandemie noch keine Erfahrung mit der Arbeit im Homeoffice gemacht haben. Es scheiterte nicht nur an den fehlenden technischen Voraussetzungen, sondern auch daran, dass viele Vorgesetzte Homeoffice ablehnten. Über 80 % der Befragten gaben an, die Führungskräfte seien nicht darin geschult, die Beschäftigten im Homeoffice zu unterstützen. Auf die Frage, welche Gründe bislang gegen die Arbeit im Homeoffice gesprochen haben, gab ein Großteil der Umfrageteilnehmer an, dass ihre Führungskräfte wenig Initiative zeigten, Beschäftigten die Arbeit im Homeoffice zu ermöglichen. Es gebe zum Beispiel Vorbehalte, dass Beschäftigte zu Hause zu wenig arbeiten würden.

An einer weiteren Onlineumfrage für Beschäftigte im Bereich IT und technische Dienstleistungen im selben Zeitraum nahmen 1.933 Personen über Facebook und Instagram teil. In den Studienergebnissen wird deutlich, dass das Arbeiten im Homeoffice auch für 44 % der Befragten aus dem Bereich IT und technische Dienstleistungen eine neue Erfahrung ist. Als besonders herausfordernd erlebten die Beschäftigten im Homeoffice den fehlenden persönlichen Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen. Auch hier spielten die Führungskräfte eine wesentliche Rolle dabei, ob und wie Präsenzarbeit und Homeoffice koordiniert werden. „Deutlich wird, dass Führungskräfte eine Vorbildfunktion einnehmen, wenn es darum geht, eine nachhaltige Homeoffice-Kultur zu etablieren“, sagt Projektmitarbeiterin Dr. Sabrina Zeike.

Die Präsenz- bzw. Homeoffice-Kultur in Organisationen stehe zudem in Zusammenhang mit der mentalen Gesundheit der Beschäftigten. Durch die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice können zum Beispiel Pendelzeiten verringert, die Vereinbarkeit und Beruf und Familie gesteigert und so Stress reduziert werden. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen den Bedarf, sich auch in Zukunft mit dem Thema zu beschäftigen und Lösungen zu entwickeln, die den individuellen Bedürfnissen der Beschäftigten entgegenkommen.

Inhaltlicher Kontakt:
Jana Neumann
IMVR - Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft
+49 221 478 97146
jana.neumannSpamProtectionuk.uni-koeln.de

Laura Seinsche
IMVR – Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft
+49 221 478 97104
laura.seinscheSpamProtectionuk-koeln.de
 

Presse und Kommunikation:
Jan Voelkel
+49 221 470 2356
j.voelkelSpamProtectionverw.uni-koeln.de

Zur Publikation:
Öffentlicher Dienst: https://kups.ub.uni-koeln.de/11744/
IT und technische Dienstleistungen: https://kups.ub.uni-koeln.de/11743/